Kleine Erfolge, grosser Dank Ein «Megafeuer» unter Kontrolle, aber die Zahl der Toten steigt

dpa/tafi

12.1.2020

Es gibt gute und schlechte Nachrichten aus Australien. Die Feuerwehr meldet einen kleinen Erfolg, eine Entwarnung ist bei den Buschbränden nicht in Sicht. Wie dankbar das Land den Feuerwehrleuten ist, zeigt die Oper in Sydney.

Eines der «Megafeuer» ist unter Kontrolle, noch aber kommt Australien nicht zur Ruhe. Am Samstag starb wieder ein Feuerwehrmann im Einsatz. Mindestens 27 Menschen kommen bei Buschbränden ums Leben, und im Südosten des Kontinents bildete sich ein neues «Megafeuer». Immerhin erkennt der Premierminister den Klimawandel als eine Ursache an.

Nach zweieinhalb Monaten hat die Feuerwehr nach eigenen Angaben einen der Riesenbrände im Südosten Australiens unter Kontrolle gebracht. Das durch Blitzeinschlag ausgelöste «Megafeuer» nordwestlich von Sydney hatte seit Ende Oktober auf einer Fläche von mehr als einer halben Million Hektar gewütet.



Bis die Flammen eingedämmt worden seien, habe es wegen ungünstiger Wetterbedingungen länger gedauert als erwartet, schrieb die örtliche Feuerwehr von Hawkesbury auf Facebook. Dank des Einsatzes der schwer arbeitenden Mannschaft sei es am Sonntag gelungen. Eine Entwarnung ist das aber nicht: Die Buschfeuer-Zeit werde noch einige Monate dauern, schreibt die Feuerwehr.

Symbolischer Dank an die Einsatzkräfte in Sydney: Auf die grossen Segel des Opernhauses werden als Zeichen der Solidarität Bilder von Feuerwehrleuten projiziert.
Symbolischer Dank an die Einsatzkräfte in Sydney: Auf die grossen Segel des Opernhauses werden als Zeichen der Solidarität Bilder von Feuerwehrleuten projiziert.
Paul Braven/AAP/dpa

Regen bringt Verschnaufpause

Einen symbolischen Dank an die Einsatzkräfte gab es in Sydney. Auf die grossen Segel des berühmten Opernhauses wurden als Zeichen der Solidarität Bilder von Feuerwehrleuten projiziert.

Der Einsatz bleibt gefährlich. Das jüngste Opfer wurde von einem Baum getroffen. Der Feuerwehrmann, der Erfahrung aus 40 Jahren hatte, starb nahe der Kleinstadt Omeo in Victoria, wie Feuerwehrchef Chris Hardman sagte.

Auch wenn die Flammen vielerorts weiter loderten – immerhin erlaubte das Wetter den erschöpften Helfern eine gewisse Atempause. In Victoria und New South Wales wurde es kühler. Es regnete, und der Wind liess nach.



Der buchstäblich unter Feuer stehende australische Premier Scott Morrison sagte am Wochenende, er sehe nun ein, dass der Klimawandel Auswirkungen habe und für längere, heissere und trockenere Sommer verantwortlich sei. Er deutete eine Änderung der Politik an, um Emissionen zu reduzieren.

Morrison, ein Förderer der Kohleindustrie, war für seinen Umgang mit der Krise scharf kritisiert worden. Ihm wurde auch eine Verharmlosung des Klimawandels und von dessen Auswirkungen auf die derzeitigen Buschfeuer vorgeworfen. Darüber hinaus hatte er kürzlich einen äusserst umstrittenen Familienurlaub auf Hawaii gemacht.

Seit Beginn der grossen Buschfeuer im Oktober verbrannten in Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land. 
Seit Beginn der grossen Buschfeuer im Oktober verbrannten in Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land. 
Rick Rycroft/AP/dpa

Premier Morrison wird einsichtig

Nun sagte Morrison dem Sender ABC, im Nachhinein wäre er nicht in diesen Urlaub gegangen. Vor Ort hätte er besser mit der Krise umgehen können. Das Ausmass der Brände sei «beispiellos». Die Menschen hätten eine «neue Erwartungshaltung», wie die Regierung einer solchen Situation begegnen sollte. Am Freitag waren in grösseren Städten Australiens Zehntausende auf die Strassen gegangen und hatten unter anderem Morrisons Rücktritt gefordert.

Die Schäden durch die Feuer sind immens – auch für die Wirtschaft, besonders den Tourismus und die Landwirtschaft. Allein auf der Känguru-Insel im Süden des Landes wurden bislang mehr als 32'000 tote Schafe gezählt. Auch die Winzer sind betroffen: Die Anbauregion Victoria sorge sich wegen der Rauchbelastung, sagte die Abgeordnete Helen Haines dem Sender ABC. «Rauchflecken könnten ganze Jahrgänge zerstören.»

Eine Milliarde Tiere tot

Seit Beginn der grossen Feuer im Oktober verbrannten in ganz Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land, das entspricht ungefähr zweieinhalb Mal der Fläche der Schweiz. Tausende Häuser wurden zerstört. Nach Schätzungen von Experten sollen mindestens eine Milliarde Tiere getötet worden sein. Da sind Bilder von geretteten Koalas und Kängurus wie Balsam, immer wieder kursieren dazu Aufnahmen im Netz.

Manche Buschfeuer-Opfer haben Glück. Im nordöstlichen Bundesstaat Queensland gewann ein Mann, dessen nicht versichertes Haus niedergebrannt war, eine Million australische Dollar im Lotto, wie die Nachrichtenagentur AAP vergangene Woche berichtete. Das sind umgerechnet rund 670'000 Franken. Nach dem Feuer seien nur noch ein paar verkohlte Teetassen übrig geblieben, erzählte der Mann, der anonym bleiben wollte. Jetzt der Lottogewinn: «Das ist wirklich im unglaublichsten Moment passiert.»

Buschfeuer in Australien vereinen sich zu Megabrand

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