Bericht von UNO-Klimarat Sollte Fleisch zum Schutz des Klimas verteuert werden?

tmxh/dpa

9.8.2019

Würden höhere Fleischpreise den Fleischkonsum verringern?
Würden höhere Fleischpreise den Fleischkonsum verringern?
Bild: Keystone

Unser Fleischkonsum wirkt sich negativ auf das Klima aus. Zudem stehen die Haltungsbedingungen für Schweine, Geflügel und Rinder schon lange in der Kritik. Sollte der Staat Fleisch verteuern?

Der aktuelle Bericht des Weltklimarats, der in Genf tagte, macht einmal mehr deutlich: Wie viel und welche Art von Fleisch wir konsumieren, wirkt sich erheblich auf das Klima aus. Konkret bedeutet das: Je weniger Fleisch wir essen, desto weniger Treibhausgase werden weltweit in die Atmosphäre ausgestossen. Was also tun? Darf der Staat eingreifen, um den Fleischkonsum zu reduzieren? Darüber ist nun eine Debatte entbrannt.

Angesichts der Billigpreise für Fleisch in vielen Supermärkten findet vor allem in Deutschland aktuell ein Streit über mögliche höhere Steuern statt. Nach Tierschützern zeigten sich auch mehrere Agrarpolitiker offen dafür. Aber: Hilft das den Tieren und dem Klima überhaupt? Und wie läuft die Debatte in der Schweiz ab?



Fleischsteuer aktuell nicht diskutiert

Seit 2007 gibt es hierzulande etwa die Website Fleischsteuer.ch. Die Betreiber halten dort fest, «dass die Auswirkungen der industriellen Tierzucht durch den Fleischkonsum zum schlimmsten Verursacher der Umweltverschmutzung gehört.» Die Forderung: «Es wird Zeit, dass man die Umweltproblematik am richtigen Ort anpackt, nämlich die Reduzierung der Viehwirtschaft durch Einführung der Fleischsteuer.»

Wie der SRF berichtet, steht eine Fleischsteuer in der Schweiz allerdings derzeit nicht zur Debatte: «Weder beim Bund noch beim Konsumentenschutz wird aktuell eine Fleischsteuer diskutiert, geschweige denn befürwortet», berichtet die Wirtschaftsredakteurin Maren Peters.

Immerhin: Beim Fleischverband Schweiz verfolgt man laut SRF die Diskussion im Nachbarland. Man frage sich aber, ob eine Steuererhöhung Sinn ergebe. Sinnvoller könne es für den Umweltschutz demnach sein, Bauern mit Ziel einer besseren Produktion höher zu entschädigen. 

In den vergangenen Jahren blieb der Pro-Kopf-Verbrauch von 52 Kilogramm Fleisch pro Jahr ungefähr gleich – und das trotz kontinuierlich steigender Preise. Ob ein höherer Preis durch höhere Steuern also dazu beiträgt, dass die Konsumenten weniger Fleisch kaufen, ist fraglich. Der Branchenverband Proviande gibt als möglichen Grund an, dass beim Kauf von Fleisch nicht ausschliesslich der Preis relevant sei. Eine grössere Rolle spielten demnach eine artgerechte Haltung und das Wohl der Tiere.



Scharfe Mahnung des Klimarats

Der Weltklimarat IPCC hatte in seinem am Donnerstag veröffentlichten Bericht den Fokus auf Klimawandel und Landnutzung gesetzt und klar gemacht: Die Essgewohnheiten des Westens und die Lebensmittelverschwendung sind ein grosses Problem. Rund 820 Millionen Menschen weltweit sind unterernährt. Auf der anderen Seite gibt es einen sehr hohen Fleischkonsum, der viel Land verbraucht, und viele Lebensmittel werden einfach weggeworfen.

Die wachsende Weltbevölkerung auf gerechte Weise mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen, ist eine gewaltige Herausforderung – und sie wird durch den Klimawandel noch grösser. Die Landwirtschaft braucht Flächen, zugleich sind aber auch viele Wälder nötig, denn sie speichern das Treibhausgas Kohlendioxid.

Der IPCC-Sonderbericht enthielt eine scharfe Mahnung an die Weltbevölkerung, die Politik und die Wirtschaft: «Zu einer Zeit, in der wir es uns am wenigsten erlauben können, verlieren wir fruchtbaren Boden und biologische Vielfalt in einem alarmierenden Tempo», hatte die Geschäftsführerin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep), Inger Andersen, bei der der mehrtägigen IPCC-Sitzung gesagt. Und weiter: «Wir müssen die Nutzung unserer Landflächen an den Klimawandel anpassen, damit wir die Nahrungsmittelproduktion für die heutige und für zukünftige Generationen sicherstellen können.»

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