Kollision in Schweden «Ich erfuhr im Spital, dass meine Freunde tot sind»

dor

26.9.2019

Ein Chor singt am 30. Januar 2019 beim Abschiedsgottesdienst für die sechs in Schweden verunglückten Schweizer.
Ein Chor singt am 30. Januar 2019 beim Abschiedsgottesdienst für die sechs in Schweden verunglückten Schweizer.
Bild: Keystone/Peter Schneider

Sechs junge Schweizer verloren bei einem Verkehrsunfall in Schweden im Januar ihr Leben. Der einzige Überlebende spricht nun zum ersten Mal öffentlich über die furchtbare Nacht.

Der einzige Überlebende eines schweren Unfalls in Nordschweden am 12. Januar kommt in einem neuen schwedischen Dokumentarfilm zum ersten Mal zu Wort. Der Adelbodner erzählt von der furchtbaren Nacht, in der er mit seinen sechs Freunden mit einem Kleinbus in die Schweiz zurückfahren wollte, berichtet der «Blick». Bereits während der ersten Etappe – 24 Stunden bis nach Stockholm – nimmt die Rückreise ihr schreckliches Ende. In der Dunkelheit und bei schlechtem Wetter gerät der Kleinbus der Schweizer in der Nähe von Schwedens nördlichster Stadt Kiruna ins Rutschen und prallt frontal mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammen.

Sechs der sieben jungen Männer sterben. Ilja B., der bei der Kollision geschlafen hatte, überlebt wie durch ein Wunder. Per Helikopter wurde er in ein Spital geflogen. «Ich erwachte erst im Spital und fragte die Ärztin, wie es meinen Freunden geht. Einen Moment später erfährst du, dass sie tot sind. Aber du realisierst es nicht richtig», sagt der 24-Jährige in dem einstündigen Dokumentarfilm, der am Mittwoch vom schwedischen Sender Sveriges Television (SVT) ausgestrahlt wurde.

Die zwischen 20- und 30-jährigen Männer, die mehrheitlich aus Adelboden (BE) stammten, hatten dem Bericht zufolge die Woche vor dem Unfall in Nordschweden mit Eisfischen, Skifahren und auf der Suche nach Polarlichtern verbracht.

Ende Januar hatten Tausende an einer emotionalen Trauerfeier in Frutigen Abschied von den sechs Todesopfern genommen.



Lkw-Fahrer kommt im Film zu Wort

In dem Film kommen auch die Familien der Opfer, sowie der Fahrer des Unfall-Lastwagens und ein Augenzeuge zu Wort. Der Lkw-Fahrer erklärt den schwedischen Journalisten, er habe vor der Kurve noch abgebremst, sei extra weit am Rand gefahren, schreibt der «Blick». Dann sei alles sehr schnell gegangen. Der Kleinbus der Schweizer sei an seinem 90 Tonnen schweren Minenfahrzeug förmlich zerschellt. «Ein Geräusch war zu hören», beschreibt der Fahrer den Moment. «Wie Metall, das auseinanderbricht.» Draussen, im Licht der Stirnlampe, habe es ausgesehen, als sei eine Bombe eingeschlagen. «Einige Gegenstände lagen 20 bis 30 Meter weit weg im Wald, in alle Richtungen verstreut.» Es habe absolute Stille geherrscht.

Der Unfall ereignete sich nahe Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens.
Der Unfall ereignete sich nahe Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens.
Bild: Google Maps

Gleich nach dem Unfall hatten Anwohner auf den Unfallort als «Todeskurve» verwiesen, in der es immer wieder zu heiklen Situationen komme. Die zuständigen Behörden hätten ihre Warnungen stets ignoriert. Mittlerweile wurde die Höchstgeschwindigkeit an der Stelle laut «Blick» von 90 auf 70 Kilometer pro Stunde gesenkt.

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