Blumenwiese statt kurzgeschorener Rasen, Totholz und einheimische Hecken statt aufgeräumter Beete. Gartenbesitzer könnten viel für Bienen tun, wenn sie ein bisschen weniger ordentlich wären.
Die Biene ist zum Symbol geworden für das Insektensterben. Krankheiten und Pestizide setzen den Tieren zu und gefährden die wertvolle Funktion als Bestäuber, die sie erfüllen. Am Welt-Bienentag am 20. Mai weisen Forschende, Umwelt- und Imkerverbände auf die schwierige Situation der Tiere hin.
Gerade in Städten könnte die Bevölkerung viel für die Bienen tun, insbesondere für Wildbienen, wie Hummeln oder Mauerbienen, die anders als Honigbienen solitär leben. Gärten, Parks und Balkone in der Stadt bieten viele kleine Nahrungsquellen: Es blüht immer irgend etwas zwischen zeitigem Frühjahr und spätem Herbst. Was den unterschiedlichen Ansprüchen verschiedener Bienenarten entgegenkommt, wie Bienenforscher Peter Neumann von der Universität Bern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärt.
Seltener mähen
«Wildbienen wie Hummeln sind beispielsweise schon im zeitigen Frühjahr auf Nahrungssuche. Honigbienen brauchen im Spätherbst noch guten Pollen und Nektar, um über den Winter zu kommen», so der Forscher. Gartenbesitzer sollten daher auf grosse Kies- und Betonflächen verzichten, und zumindest einen Teil ihres Rasens nur sehr selten mähen, damit er zur Blumenwiese heranwachsen kann.
Auch städtische Grünflächen liessen sich viel insektenfreundlicher gestalten, wenn weniger auf kurzgeschnittene Rasenflächen und mehr auf blühende Wiesen gesetzt würde. «Ich hoffe auf neue Entwicklungen beim Ästhetikverständnis: Eine summende Blumenwiese mit Bienen und Schmetterlingen ist doch eigentlich schöner als langweilig kurzgeschnittener Rasen», so Neumann. Man könnte ja einen Teil des Rasens kurz halten, um Platz zum Grillieren oder Verweilen im Park zu bieten, und andere Teile mehr der Natur überlassen.
Ein anderer Punkt, um die Artenvielfalt der Bienen in der Stadt zu fördern, seien geeignete Nistmöglichkeiten. Auch hier täte mehr Unordnung in den Gärten und Parks gut: Morsche Bäume und einheimische Hecken, sowie totes Holz und offene Erde bietet den Wildbienen Gelegenheiten für Nisthöhlen.
Vor allem müsse es Nistgelegenheiten in der Nähe zu Nahrungsquellen geben, sagte Neumann. «Wir Menschen finden einen langen Arbeitsweg ja auch anstrengend. Was nützt der Hummel die schönste Blumenwiese, wenn es weit und breit keine Nistmöglichkeit gibt?»
Hummelkästen besser mit Dreck
Insektenhotels und Hummelkästen könnten zwar helfen, allerdings sollte man sich etwas einlesen, so der Bienenexperte. Insbesondere die Hummelkästen dürften nicht zu sauber sein. Am besten gefalle den Hummeln ein solches Nistangebot, wenn zuvor eine Mäusefamilie darin gehaust hätte.
Vor allem sollten Besitzer von Gärten und Balkonen auf Insektizide verzichten. «Fast alle handelsüblichen Mittel haben Breitbandwirkung. Was gegen Ameisen im Garten und auf dem Balkon wirkt, wirkt auch gegen Bienen.» Unerwünschte Effekte auf andere Insekten als die, auf die man abziele, seien unvermeidbar.
Eine positive Entwicklung der letzten Jahre sieht Neumann darin, dass viele Privatpersonen das Imkern für sich entdeckt haben, und Honigbienen aus Freude an den Tieren und weniger für den Honig halten. Allerdings könnten Imker die Tiere teils artgerechter halten und die Bedürfnisse der Bienen besser berücksichtigen. Eine gute Ausbildung im Imkern sei auch gefragt, um richtig mit der Infektion mit der Varroa-Milbe umzugehen, an der sämtliche Bienenvölker in Europa leiden.
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