Schulmassaker von Uvalde Unverriegelte Aussentür der Schule gibt Rätsel auf 

dpa

1.6.2022 - 06:16

Bei einer Beerdigung in Uvalde wird eine der am vergangenen Dienstag ermordeten Schülerinnen zu Grabe getragen. (31. Mai 2022)
Bei einer Beerdigung in Uvalde wird eine der am vergangenen Dienstag ermordeten Schülerinnen zu Grabe getragen. (31. Mai 2022)
Bild: Keystone/AP Photo/Jae C. Hong

Auch eine Woche nach dem folgenschweren Schusswaffenmassaker an der Robb Elementary School in Uvalde werden neue Details zum Tatverlauf bekannt. Nun revidiert die Sicherheitsbehörde wichtige Angaben zu einer Aussentür, durch die der Schütze eindringen konnte.

1.6.2022 - 06:16

Eine Woche nach dem Massaker an einer Primarschule im texanischen Uvalde haben Ermittler neue Erkenntnisse zum Hergang präsentiert. Eine Aussentür des Schulgebäudes habe aus ungeklärter Ursache nicht automatisch verriegelt, als sie kurz vor dem Eindringen des Angreifers von einer Lehrkraft geschlossen worden sei, erklärte Travis Considine, Kommunikationschef der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, am Dienstag. Warum die Türverriegelung nicht funktioniert habe, sei nun Gegenstand von Ermittlungen.

Ein 18-jähriger Schütze erschoss laut der Polizei am vergangenen Dienstag an der Robb Elementary School 19 Kinder und zwei Lehrkräfte, ehe Beamte der Grenzschutzpolizei das Klassenzimmer stürmten und ihn töteten.

Zunächst erklärten Ermittler, eine Lehrkraft habe eine Aussentür der Schule offengehalten, durch die der Schütze dann habe eintreten können. Nach der Auswertung weiterer Aufnahmen einer Überwachungskamera stellte die Sicherheitsbehörde nun aber klar, dass es sich anders zugetragen habe.

Automatische Türverriegelung versagte

Die Lehrerin habe zunächst einen Stein in den Türspalt geschoben, um die Pforte offenzuhalten, sagte Behördensprecher Considine. Als der Amokläufer mit seinem Wagen auf dem Schulgelände einen Unfall gebaut habe, sei sie ins Gebäude gerannt, um ihr Handy zu holen und den Notruf zu wählen. Sie sei dann mit dem Handy am Ohr herausgekommen und habe jemanden rufen gehört, dass er eine Waffe habe. Als sie gesehen habe, wie der Angreifer mit einer Waffe über den Zaun gesprungen sei, sei sie wieder hineingerannt und habe dabei den Stein entfernt. «Wir haben nachgewiesen, dass sie die Tür geschlossen hat. Die Tür verriegelte nicht. Soviel wissen wir und nun prüfen Ermittler, wieso sie nicht verriegelte», sagte Considine.

Don Flanery, ein Anwalt aus San Antonio, bestätigte die neuen Angaben im Gespräch der Zeitung «San Antonio Express-News». Die Lehrerin habe angenommen, dass die Tür wie sonst auch automatisch verriegeln würde. Sie habe sie zunächst offengehalten, um müheloser Lebensmittel von ihrem Auto ins Klassenzimmer tragen zu können. Die Lehrkraft erinnere sich, die Tür aber geschlossen zu haben, als sie der Notrufzentrale gemeldet habe, dass der Mann Schüsse abgebe, sagte Flanery weiter.

Nach dem Schulmassaker von Uvalde hat es bisweilen widersprüchliche Informationen über den Tatablauf gegeben. Für einen Aufschrei unter den Eltern der toten Kinder sorgte vor allem das späte Einschreiten der Polizei am Tag des Amoklaufs. Die Sicherheitsbehörde räumte ein, dass der Schütze sich mehr als eine Stunde in der Schule aufgehalten habe, ehe er von Einsatzkräften getötet wurde.

Untersuchung des Polizeieinsatzes

Ermittler versuchen noch immer, den für den Schulbezirk zuständigen Polizeichef Pete Arredondo zu befragen. Er war nach Angaben der Staatspolizei von Texas der Einsatzleiter während des Amoklaufs. Arredondo sei an jenem Tag von einer Geiselnahme im Klassenzimmer ausgegangen und habe angenommen, dass die Kinder nicht länger in Gefahr seien, hatte Steven McCraw, Chef der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, erklärt. Dies sei «natürlich die falsche Entscheidung» gewesen. Der Fokus der Ermittlungen liege nun auf Arredondo und dem Polizeieinsatz.

Während Beamte der Polizei von Uvalde und des Schulbezirks aktuell befragt würden und Stellungnahmen abgäben, habe Arredondo aber auf Vorladungen der Sicherheitsbehörde seit zwei Tagen nicht reagiert, sagte Sprecher Considine.

dpa