Opioid-Krise US-Drogenepidemie: Verantwortlicher Milliardärsclan angeklagt

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18.2.2019

Die Opioid-Epidemie in den USA kostet jedes Jahr Tausenden Menschen das Leben. Nun wird eine in grossen Teilen verantwortliche Milliardärsfamilie dafür erstmals vor Gericht angeklagt.

Die Sacklers sind eine der bekanntesten Milliardärs-Familien der USA. Und sie sind es auch, die in nicht geringem Masse die schockierende Drogen-Krise in den Vereinigten Staaten mitverantworten. Dem Industriellenclan gehört das Pharmaunternehmen Purdue, das wiederum mit dem Schmerzmittel Oxycontin das für die seit Jahren grassierende Opioid-Epidemie im Wesentlichen ursächliche Mittel herstellt.

Wie das Portal «Spiegel Online» berichtet, werden gegen die Sacklers persönlich nun erstmals in Boston vor Gericht schwere Vorwürfe erhoben: «Acht Mitglieder einer einzelnen Familie trafen Entscheidungen, die den Grossteil der Opioid-Epidemie auslösten», steht demnach in einem 275-seitigen Anklage-Memo.

Illegales Betrugsnetzwerk

Das beliebte Medikament Oxycontin habe man Ärzten wie Patienten im vollen Wissen um die Gefahren aufgedrängt – und so durch «ein illegales Betrugsnetzwerk davon profitiert». Die Familie hätte «einen tödlichen, betrügerischen Plan beaufsichtigt und betrieben, um Opioide zu verkaufen».

Vom US-Bundesstaat Massachusetts angeklagt sind der ehemalige Vorstandschef Richard Sackler, sein Vater Raymond, sein Onkel Mortimer sowie die 94-jährige Mutter Beverly und sechs weitere Familienmitglieder, neun Manager und der Konzern. Nachdem bereits 2007 Purdue und drei Top-Manager für die aggressive Vermarktung von Oxycontin 635 Millionen Dollar Strafe zahlen mussten, ist dies die erste Anklage, die sich gegen die Clan-Köpfe persönlich richtet.

Opfer als Täter

In der Anklage heisst es vor allem, die Sacklers hätten die Drogenepidemie aktiv in die Wege geleitet: Oxycontin sei an Senioren verkauft worden, man habe die Süchtigen beschuldigt und die Ärzte gedrängt, die Dosen zu erhöhen. Richard Sackler, Purdue-Präsident von 1999 bis 2003, habe laut Anklage in einer internen Mail geschrieben: «Wir müssen auf die eindreschen, die es missbrauchen. Sie sind die Täter.»

Die Sacklers, die sich bislang als wohltätige Mäzenen-Familie mit eigenem Flügel im Metropolitan-Museum inszenierten, geraten ins Kreuzfeuer. Die Opioid-Krise liess den Oxycontin-Absatz einbrechen, der Konzern sieht sich zahlreichen Klagen ausgesetzt. Allein 2017 kamen laut US-Gesundheitsbehörde NIH 70'237 US-Amerikaner durch Drogen ums Leben, davon 68 Prozent an Opioiden wie Oxycontin.

Die Sacklers inszenierten sich bislang als wohltätige Mäzenen-Familie. Hier ein Blick in den Sackler-Flügel des New Yorker Metropolitan-Museums.
Die Sacklers inszenierten sich bislang als wohltätige Mäzenen-Familie. Hier ein Blick in den Sackler-Flügel des New Yorker Metropolitan-Museums.
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