Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock Hier schlafen Macron, Scholz und Selenskyj

sda/toko

7.6.2024 - 23:49

Das Bett eines Hotelzimmers im Hotel Bürgenstock.
Das Bett eines Hotelzimmers im Hotel Bürgenstock.
KEYSTONE/Gaetan bally

Welche Staatschefs auf dem Bürgenstock Tür an Tür schlafen werden, entscheidet nicht er. Hoteldirektor Chris Franzen muss trotzdem dafür sorgen, dass sich die ranghohen Gäste wohl fühlen. Schlaflose Nächte hat er deshalb aber nicht.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Wochenende vom 15. und 16. Juni 2024 findet auf dem Bürgenstock im Kanton Nidwalden ein Gipfeltreffen zum Frieden in der Ukraine statt.
  • Hoteldirektor Chris Franzen hat davon an seinem ersten Tag an seinem neuen Arbeitsplatz erfahren.
  • Er muss dafür sorgen, dass sie die ranghohen Gäste während ihres Aufenthalts wohl fühlen. Für alles andere ist der Bund zuständig.
  • Erwartet werden an diesem Wochenende im Juni gegen 900 Personen.

Chris Franzen hatte einen Kaltstart hinlegen müssen: Am 1. April dieses Jahres übernahm er die Position Managing Director des Bürgenstock Resorts Lake Lucerne. Der international erfahrene Hotelier aus dem Wallis kehrte nach über 15 Jahren aus der Golfregion zurück. Zuletzt hatte er in der katarischen Hauptstadt Doha einen Luxus-Resort-Komplex eröffnet und geführt.

Mehr oder weniger am selben Tag erfuhr er, dass die von der Schweiz mitorganisierte Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock stattfinden soll. «Das war natürlich ein super Start», sagt Franzen in breitem Walliserdialekt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Als Hoteldirektor führe man gerne solche Events durch.

Hat nach eigenen Angaben keine schlaflosen Nächte wegen des Gipfels: Hoteldirektor Chris Franzen.
Hat nach eigenen Angaben keine schlaflosen Nächte wegen des Gipfels: Hoteldirektor Chris Franzen.
KEYSTONE/Urs Flueeler

Doch besondere Gefühle löste die Ankündigung der Konferenz bei ihm nicht aus, Staatschefs seien Hotelgäste wie andere auch, sagt er – leicht bescheiden. «Unser Ziel ist es stets, dass unsere Gäste gut ankommen, sich wohl fühlen und schliesslich zufrieden wieder abreisen», sagt Franzen. Dafür müsse das Ambiente stimmen: Das Licht, die Musik, die Dekoration, der Service – alles drumherum halt.

Friedenskonferenz: So bereitet sich der Bürgenstock vor

Friedenskonferenz: So bereitet sich der Bürgenstock vor

In rund zwei Wochen beginnt die Friedenskonferenz für die Ukraine auf dem Bürgenstock. Besonders grosse Aufregung ist im Resort noch nicht zu spüren. Ob die Staatschef als Hotelgäste besondere Spezialwünsche hätten, welche Regeln für die Angestellten gelten und auf wen man sich hier am meisten freut, verrät der Hoteldirektor Chris Franzen im Video.

31.05.2024

Hundert hohe Gäste auf einen «Chlapf»

Der gebürtige Zermatter, der seit mehr als drei Jahrzehnten in der Branche tätig ist und aus einer Hotelierfamilie stammt, empfing als Hoteldirektor schon zahlreiche Staatsgäste, prominente Persönlichkeiten, wie er erzählt. «Aber ja, natürlich nicht 80 bis 100 auf einen 'Chlapf'».

Ganz so alltäglich scheint diese Angelegenheit also doch nicht zu sein. Er lacht und gesteht, dass er schon auch Vorfreude verspüre. «Wenn an diesen Tagen all jene Leute gemeinsam bei dir im Hotel sind, die du sonst nur in den Nachrichten siehst, ist das schon fantastisch», sagt er – sichtlich begeistert. Und schliesslich bringe die Durchführung dieser Konferenz nicht nur dem Hotel finanziell und marketingtechnisch viel. Die ganze Region und die Zulieferer profitierten immens davon.

16'000-Franken-Suiten

Erwartet werden an diesem Wochenende im Juni gegen 900 Personen. Das Hotel auf dem Bürgenberg hoch über dem Vierwaldstättersee und der Stanser Ebene wird voll sein. Gesteuert wird die Konferenz vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). «Das Bürgenstock Resort ist der Ort des Geschehens, der Meeting-Point», sagt der Hotelier.

Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aber auf dem Bürgenstock übernachten können. Auch in Luzern und Umgebung sind die Hotels bereits ausgebucht. Wer wo untergebracht wird, entscheidet das EDA. «Da haben wir nichts zu sagen», sagt Franzen. So bleibt offen, wer sich in den teuersten Zimmern, den 16'000-Franken-Suiten, an diesen Tagen zur Ruh legen darf.

Nur beratend zur Seite steht das Bürgenstock-Team, wenn es um die Menüplanung für Wolodymyr Selenskyj und Co. geht. «Wer zahlt, befiehlt», sagt Franzen. In diesem Fall also der Bund.

Ein Konferenzraum des Bürgenstock-Hotels.
Ein Konferenzraum des Bürgenstock-Hotels.
Keystone/Gaetan Bally

Politiker sind «die einfachsten Gäste»

Für das Hotel auf dem Bürgenstock, das auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblickt, ist die Durchführung einer solch grossen Konferenz an und für sich «Hotelalltag», wie Franzen sagt. «Wir haben es im Griff.» Der Druck sei nicht grösser als sonst. Die Infrastruktur sei vorhanden, das Knowhow, das Personal. Je nach Saison beschäftigt das Resort gegen 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Schlaflose Nächte werde er wegen der Konferenz nicht haben. Er hoffe einfach, dass es nicht kurzfristige Absagen gebe. Je näher der Termin komme, desto mehr spüre man die besondere Energie, die sich aufbaue.

Das Resort musste – bis jetzt – auch noch keine Sonderwünsche entgegennehmen. Um die Erstellung eines provisorischen Helikopterlandeplatzes im Gebiet Obbürgen etwas unterhalb des Resorts kümmert sich die Armee. Franzen betont aber auch, dass Politikerinnen und Politiker im Vergleich zu Filmstars meist nur wenige Spezialwünsche anbrächten. «Sie sind die einfachsten Gäste.»

Das Ressort hoch über dem Vierwaldstättersee. 
Das Ressort hoch über dem Vierwaldstättersee. 
Keystone/Michael Buholzer

Eigene Fotos sind fürs Personal Tabu

Die imposante Lage des Resorts sei optimal für eine solche Konferenz, sie sei gut zu kontrollieren, da nur zwei Strassen nach oben führten. Hinzu kämen die vielen Zimmer – das Resort umfasst drei Hotels mit 360 Zimmern und Suiten sowie einen Ballsaal für 600 Personen und 15 Konferenzräume. Bei Bedarf könnten auch die beiden Tennishallen in Konferenzräume umgestaltet werden.

Die wirklich grosse Herausforderung für das Hotel und seine Crew sei der Sicherheitsaspekt, sagt Franzen. Aber auch dafür sei der Bund zuständig. «Wir besprechen mit unserem Team, was man machen darf und was nicht», führt Franzen aus. Denn auch wenn die Gäste ranghoh und Begegnungen mit ihnen für die Hotelmitarbeitenden vielleicht nicht alltäglich seien: Eigene Fotos schiessen liege beispielsweise nicht drin, sagt Franzen.

Er selbst freut sich vor allem auf die Begegnung mit Bundespräsidentin Viola Amherd. Das letzte Mal habe er sie im Mai 2014 in einem Hotel in Doha getroffen, wo er Hoteldirektor war. Dass er sie nun auf dem Bürgenstock erneut als Managing Director begrüssen dürfe, sei schon besonders. Eine Begegnung ganz unter Wallisern.