Coronavirus Hotelplan-Chef: Die Swiss «drängt eine ganze Branche an den Abgrund»

SDA/dor

25.5.2020 - 06:04

Der Chef der Migros-Reisetochtergesellschaft Hotelplan, Thomas Stirnimann, macht in einem Interview seinem Ärger Luft – über die Fluggesellschaft Swiss. (Archivbild)
Der Chef der Migros-Reisetochtergesellschaft Hotelplan, Thomas Stirnimann, macht in einem Interview seinem Ärger Luft – über die Fluggesellschaft Swiss. (Archivbild)
Source: Keystone/Christian Beutler

Was die Swiss sich derzeit erlaube, sei unglaublich, kritisiert der Chef der Migros-Reisetochter Hotelplan Thomas Stirnimann. Filialschliessungen und Entlassungen sind nun ein Thema beim grössten Schweizer Reiseveranstalter.

Der Chef der Migros-Tochtergesellschaft Hotelplan, Thomas Stirnimann, hat in einem Interview seinen Unmut über die Fluggesellschaft Swiss und deren Verhalten in der Corona-Pandemie kundgetan. «Es ist unglaublich, was sich die Swiss derzeit erlaubt», sagte er den Zeitungen von «CH Media» vom Montag.

Die Reisebüros würden der Swiss und somit der Lufthansa-Gruppe zahlreiche Millionen von Kundengeldern vorschiessen, erklärte der Chef des grössten Schweizer Reiseveranstalters. Aufgrund des Pauschalreise-Gesetzes seien die Reisebüros nämlich verpflichtet, «den Kunden das Geld bei Annullationen zurückzubezahlen», führte Stirnimann weiter aus. Aber von der Fluggesellschaft Swiss käme praktisch nichts. «Die Kundengelder hat sie abkassiert und dann in ihren Systemen die Rückerstattung einseitig blockiert», beklagte sich Stirnimann weiter.

In den letzten acht Wochen habe Hotelplan Reisen im Wert von 700 Millionen Franken annulliert. Das seien alles «getätigte Buchungen» gewesen, für die das Unternehmen schon Kosten für Posten wie Marketing, Reisekataloge, Filialangestellte oder Buchhaltung habe verbuchen müssen. «Diese Kosten sind geblieben, die Einnahmen sind weg», sagte Stirnimann.

Mit ihrem Vorgehen dränge Swiss die gesamte Branche an den Abgrund, sagte er zudem. Der Hotelplan-Chef begrüsst es daher, dass die Swiss verpflichtet wurde, den Reisebüros die bereits erhaltenen Kundengelder für nicht stattfindende Flüge bis September zurückbezahlen muss, sofern Kredite des Bundes fliessen. «Ich erwarte erste Rückzahlungen, sobald die erste Tranche der Bankkredite fliesst, nicht erst im September», betonte Stirnimann.



Pauschalreisegesetz: Überarbeitung dringend nötig

Obendrein forderte der Hotelplan-Chef, dass das Pauschalreisegesetz dringend überarbeitet wird. Die Airlines müssten dabei verpflichtet werden, die Kundengelder abzusichern. «Irgendwie haben sie es immer geschafft, sich dieser Verpflichtung der Kundengeldabsicherung zu entziehen», sagte Stirnimann.

Angesichts der Coronavirus-Krise wollte der Hotelplan-Chef für dieses Jahr zudem keine Entlassungen ausschliessen. Bezüglich der Verlustprognose sagte er, es sei klar, «dass es dunkelrote Zahlen sein werden».

Zudem rechnet er mit weniger Reisebüros. Es werde zu Schliessungen kommen, «das dürfte niemanden überraschen», so Stirnimann. «Jede Krise beschleunigt bereits bestehende Prozesse. Wir sind der grösste Betreiber in der Schweiz mit über 100 Filialen, also werden auch wir hier wahrscheinlich Massnahmen treffen müssen.»

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