WeltwirtschaftsforumPolitiker und Wirtschaftskapitäne treffen sich in Davos – Kritik wächst
dpa/sob
22.1.2019
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wird heute in Davos offiziell das Weltwirtschaftsforums eröffnet. Im Mittelpunkt steht die Frage einer starken Architektur für die «Globalisierung 4.0». Das sei der falsche Akzent, meinen Kritiker.
Ohne US-Präsident Donald Trump und den französischen Staatschef Emmanuel Macron beginnt am Dienstag in Davos die 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF). Mit Spannung erwartet wird die erste grössere Rede des rechtspopulistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, dessen jüngster Wahlsieg das grösste Land Lateinamerikas spaltet.
Zum Auftakt des viertägigen Treffens in den Alpen steht auch ein Gespräch zwischen dem britischen Prinzen William und dem Naturfilmer Sir David Attenborough über Umweltschutz auf dem Programm. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wird am Mittwoch in Davos erwartet.
Kritik am Tagungsmotto
Bei der Tagung diskutieren mehr als 3'000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Lösungen für internationale Probleme wie Klimawandel, Cyberattacken und Handelskriege. Die Tagung steht in diesem Jahr unter dem Motto «Globalisierung 4.0: Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution». Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan forderte, das Treffen müsse den Klimawandel stärker in den Fokus nehmen.
«Es gibt jedes Jahr ein bestimmendes Thema in Davos. Und in diesem Jahr müsste Klima dieses Thema sein», sagt Morgan. Jeder Teilnehmer müsse den Klimawandel ansprechen. «Das ganze Konzept und der Ansatz hier sind unvereinbar mit der Realität des Klimawandels.» Morgan kritisiert: «Man kann nicht über Globalisierung oder über industrielle Revolution 4.0 reden, ohne den Klimawandel als Rahmenbedingung zu setzen und zu verstehen.»
Naturfilmer warnt
Der britische Naturfilmer Attenborough forderte die Teilnehmer zum Einsatz gegen den Klimawandel auf. Der Temperaturanstieg müsse gestoppt und die Meere müssten gereinigt werden. «Wir tun den Ozeanen sehr schlimme Dinge an.» In Davos seien Menschen versammelt, die Macht hätten. «Wir müssen sie davon überzeugen, dass wir in einer riesigen Krise stecken.»
Zahlreiche Sicherheitskräfte sind in der ganzen Schweiz wegen der Konferenz im Einsatz. Ausser der Polizei können bis zu 5'000 Soldaten eingesetzt werden. Die Kosten betragen etwa 32 Millionen Franken. Der Luftraum über Davos ist in einem Umkreis von 46 Kilometern und bis zu 6000 Metern Höhe gesperrt. Viele Staats- und Regierungschefs werden mit Helikoptern aus Zürich in das Bergtal eingeflogen.
Proteste gegen Bolsonaro
In mehreren Städten hatte es am Wochenende Demonstrationen gegen das WEF, aber auch gegen den Besuch des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro gegeben. Kritiker werfen dem Ex-Militär rassistische, sexistische und schwulenfeindliche Äusserungen vor. Zudem erwägt Bolsonaro den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.
Anleger hoffen indes auf eine liberale Wirtschaftspolitik des Mannes, der bereits kurz nach seinem Amtsantritt zum Jahreswechsel die Privatisierung einer Reihe von Flug- und Seehäfen ankündigte. Die Finanzmärkte begrüssten den Regierungswechsel in Lateinamerikas grösster Volkswirtschaft mit kräftigen Kursgewinnen.
Ohne Trump, May und Macron
Aus Deutschland reisen ausser Merkel mehrere Minister sowie CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer nach Davos. US-Präsident Trump und wichtige Regierungsvertreter aus Washington haben ihre Teilnahme indes wegen des Haushaltsstreits mit den Demokraten abgesagt. Auch Frankreichs Präsident Macron und die britische Premierministerin Theresa May reisen wegen innenpolitischer Probleme nicht nach Davos.
Zugesagt haben unter anderen UN-Generalsekretär António Guterres, Chinas Vizepräsident Wang Qishan und der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie zahlreiche Chefs und Vorstände internationaler und deutscher Grosskonzerne.
Trump: Hohe Zölle auf Waren aus China, Mexiko und Kanada
WasDonald Trump dreht an der Zoll-Schraube: Der designierte US-Präsident will an seinem ersten Amtstag Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Waren aus Mexiko und Kanada verhängen. Seine Begründung: Einwanderer würden Kriminalität und Drogen über diese Grenzen in die USA bringen. Die Zölle sollen bleiben, bis das eingedämmt sei.
Zusätzlich sollen Waren aus China mit zehn Prozent Zoll belegt werden. Auch hier begründet Trump es mit der Einfuhr von Drogen, wie dem gefährlichen Fentanyl.
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