Ribose in Meteoriten Auf die Erde könnte ein wahrer Zuckerregen niedergegangen sein 

dpa/uri

19.11.2019

Ein Fragment des Murchison Meteoriten. In dem Gestein wurde auch der Zucker Ribose gefunden. 
Ein Fragment des Murchison Meteoriten. In dem Gestein wurde auch der Zucker Ribose gefunden. 
Source: Yoshihiro Furukawa/Tohoku-Universität/dpa

Einen 1969 in Australien eingeschlagenen Meteoriten haben nun Forscher genauer untersucht. Dabei machten sie eine überraschende Entdeckung. 

Ein regelrechter Zuckerregen könnte einst auf Erde, Mars und andere junge Planeten niedergegangen sein. Das zumindest vermuten Forscher, die einen 1969 in Australien eingeschlagenen Meteoriten näher unter die Lupe nahmen.

Das Team um Yoshihiro Furukawa von der Tohoku-Universität in Sendai (Japan) stiess unter anderem auf den Zucker Ribose, den zentralen Baustein des Erbgutmoleküls RNA (Ribonukleinsäure). Das Verhältnis der verschiedenen Kohlenstoffvarianten (Isotope) in dem Zucker zeige eindeutig eine ausserirdische Herkunft, berichtet das Team in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften («PNAS»).

Grosse biologische Bedeutung

Zucker sind für alle uns bekannten Lebensformen von zentraler Bedeutung und an zahlreichen biologischen Prozessen beteiligt. Nicht zuletzt stellen sie das Gerüst der Erbmoleküle RNA und DNA. Seit langem untersuchen Wissenschaftler die Möglichkeit, dass biologisch wichtige Zucker aus dem Weltall auf die junge Erde gekommen sind.

Bereits in den 1960er-Jahren hatten Forscher biologische Zucker wie Glukose und Arabinose in sogenannten kohligen Chondriten gefunden, einer Gruppe kohlenstoffhaltiger, urtümlicher Meteoriten. Eine extraterrestrische Herkunft liess sich damals jedoch nicht belegen. Anfang der 2000er-Jahre wiesen Wissenschaftler ausserirdische Zuckersäuren und Zuckeralkohole auf dem Murchison-Meteoriten nach, einem kohligen Chondriten, der 1969 in Australien eingeschlagen war. Die nachgewiesenen Verbindungen hätten jedoch keine besonders grosse biologische Bedeutung, schreiben die Forscher um Furukawa.

Irdische Biomoleküle dank Zucker aus dem All? 

Das Team untersuchte nun erneut den Murchison-Meteoriten sowie zwei weitere kohlige Chondriten. Dabei konnten die Forscher alle vier Arten der sogenannten Aldopentosen nachweisen. Das sind bestimmte Zucker, deren Grundgerüst jeweils fünf Kohlenstoffatome enthält: Ribose, Arabinose, Xylose und Lyxose. Dabei stellten die Wissenschaftler jeweils einen merklichen Überschuss des Isotops Kohlenstoff-13 im Vergleich zur irdischen Verteilung fest, was eine ausserirdische Herkunft belegt. Zucker aus Bodenproben rund um die Einschlagstelle des Murchison-Meteoriten zeigen dagegen sogar einen ausgeprägt geringen Anteil an Kohlenstoff-13, was ebenfalls gegen eine Verunreinigung des Meteoriten auf der Erde spricht.

Die Forscher schliessen aus ihren Analysen, dass diese biologisch essenziellen Zuckermoleküle unter nicht-biologischen Bedingungen im Weltall entstehen können. Sie identifizierten im Labor dafür einen Prozess ähnlich der sogenannten Formose, die Zucker aus Aldehyden (dehydrierten Alkoholen) erzeugt. Zentrale Zucker wie Ribose könnten also aus dem Weltall auf die Erde, den Mars und andere junge Planeten geregnet sein und dort zur Bildung von Biomolekülen wie der RNA beigetragen haben, so die Wissenschaftler.

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