Für ein besseres StadtklimaFür ein besseres Stadtklima – was man gegen urbane Hitzeinseln tun kann
dpa
9.4.2019
In vielen Städten geht es heiss her – die Temperatur liegt dort um einige Grad über der von ländlichen Regionen. Die Gründe dafür sind vielfältig, grüne Dächer könnten helfen.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in Städten, berichtet das Team um Dan Li von der Boston University (Boston/Massachusetts, USA) in seiner Studie. Es sei lange bekannt, dass Städte zumeist wärmer sind als umliegende ländliche Gebiete. Dieser Hitzeinsel-Effekt könne die Luftqualität beeinträchtigen, den Energieverbrauch steigern und die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzewellen verstärken.
Es werden verschiedene Ursachen für die urbane Erwärmung diskutiert, etwa die Flächenversiegelung, Wärmespeicherung in Stein und Beton oder die Abwärme aus Industrie und Wohnungen. Li und seine Mitarbeiter nutzten nun ein neues Modell, um den Einfluss der verschiedenen Faktoren besser einschätzen zu können. Ob und wie stark Hitzeinseln in einer Stadt am Tag entstehen, hängt demnach hauptsächlich von der Bodenfeuchte und der Vegetation in den Städten ab.
Auf die griffige Formel «mehr urbanes Grün, mehr urbanes Blau» bringt es Uwe Schlink vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig: Grün- und Wasserflächen können das Klima in der Stadt positiv beeinflussen. Denn der Übergang von flüssigem Wasser zu Wasserdampf verbraucht Wärmeenergie und sorgt für Verdunstungskühlung. Wasser verdunstet aber nicht nur von Wasserflächen, sondern auch von Pflanzen und vom Boden. Um die Einflüsse genauer zu erforschen, wird noch in diesem Jahr am UFZ ein grünes Dach zu Forschungszwecken aufgebaut, berichtet Schlink.
Petra Fuchs vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach sieht eine erhöhte Sensibilisierung für das Thema: «Wir hatten schon diverse Anfragen von Städten für Stadtklimauntersuchungen». Allerdings hätten vor allem grössere Städte die Mittel dafür und die Möglichkeit, empfohlene Massnahmen auch umzusetzen. Es gebe mittlerweile eine Vielzahl von Projekten, die das Problem angingen. Als Beispiel nennt Fuchs das mobile grüne Wohnzimmer in Frankfurt am Main – eine transportable Pflanzenwand mit Sitzgelegenheiten.
Der Effekt, dass es in Städten wärmer ist als auf dem umgebenden Land, wurde schon vor rund 200 Jahren vom britischen Chemiker und Meteorologen Luke Howard (1772 – 1864) entdeckt. Er kann heute durch geophysikalische Faktoren weitgehend erklärt werden, doch die Ursachen sind so komplex, dass der Effekt weiterhin erforscht wird. Nach Einschätzung von Schlink und Fuchs wird ein gutes Stadtklima vor dem Hintergrund des Klimawandels künftig noch wichtiger werden.
8,4 heisse Tage pro Jahr gab es seit 2000 in Basel. Ein Tag gilt an einem Ort dann als heiss, wenn die Durchschnittstemperatur deutlich über den ortsüblichen Temperaturen liegt, schreibt «Spiegel Online». In Basel sind das im 24-Stunden-Mittel über 22 Grad Celsius. Die durchschnittliche Jahrestemperatur stieg seit der Jahrtausendwende um 0,8 Grad im Vergleich zum 20. Jahrhundert.
Bild: Keystone
Im Winter gibt es seit 2000 in Basel bedeutend weniger Frosttage: nur noch 33,4 pro Jahr im Vergleich zu 39 zuvor.
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Den grössten Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur seit 2000 der untersuchten Schweizer Städten verzeichnete Genf: Sie liegt um 0,9 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Die Anzahl der heissen Tage (im 24-Stunden-Mittel über 23 Grad Celsius) stieg von 2,5 Tagen pro Jahr im 20. Jahrhundert auf 9,2 Tage.
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Die Anzahl der Frosttage pro Jahr sank in Genf von 29,8 im 20. Jahrhundert auf 24,3 seit 2000.
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In Lausanne stieg die Durchschnittstemperatur seit 2000 um 0,7 Grad Celsius, seit der Jahrtausendwende gibt es 6,0 heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) pro Jahr im Waadtländer Hauptort. Vorher waren es nur 1,8.
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Die Winter in Lausanne werden milder: Die Zahl der Frosttage sank von durchschnittlich 56,2 pro Jahr auf 51,3.
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Die durschnittliche Jahrestemperatur ist in St. Gallen von 5,0 Grad Celsius im 20. Jahrhundert auf 5,8 Grad Celsius seit 2000 gestiegen. Es gibt im Schnitt 6,5 heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 19 Grad Celsius) im Jahr, vorher waren es 1,5.
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Der Winter bringt seit der Jahrtausendwende fast eine Woche weniger Frosttage in die Ostschweiz: Im 20. Jahhrundert waren es noch 80,1 pro Jahr, jetzt sind es nur noch 73,6.
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In Winterthur gab es im 20. Jahrhunder nicht mal einen ganzen heissen Tag (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) pro Jahr: Seit der Jahrtausendwende stieg die Zahl von 0,8 auf 4,1. Die Durchschnittstemperatur legt um 0,8 Grad Celsius zu.
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Für Spaziergänge an frostigen Tagen hat man in Winterthur mittlerweile fast eine Woche weniger Zeit: Die Zahl sank von 61,3 auf 54,6 pro Jahr.
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In Zürich gibt es fast sechs heisse Tage (im 24-Stunden-Mittel über 21 Grad Celsius) mehr pro Jahr (von 2,3 auf 8,6) und eine um 0,8 Grad Celsius gestiegene Durchschnittstemperatur.
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Die Tage, an denen der Brunnen am Alfred-Escher-Denkmal vor dem Zürcher Hauptbahnhof zufrieren kann, werden seltener: Statt an 47,6 Tagen pro Jahr im 20. Jahrhundert ist es seit 2000 nur nach an 41,2 Tagen pro Jahr im 24-Stunden-Mittel unter -1 Grad Celsius kalt.
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