Tierische Charmeattacke Hoch die Braue – das steckt hinter dem Hundeblick

dpa/uri

17.6.2019

Sympathischer Zeitgenosse: Jamie, 15 Wochen alt, ein Hund der Rasse Cavalier King Charles Spaniel schaut interessiert in die Kamera des Fotografen.
Sympathischer Zeitgenosse: Jamie, 15 Wochen alt, ein Hund der Rasse Cavalier King Charles Spaniel schaut interessiert in die Kamera des Fotografen.
Bild: Keystone

Augenbrauen heben und am besten noch den Kopf schief legen – zumindest Hundefreunde können diesem Blick einfach nicht widerstehen. Warum können Wölfe, ihre nächsten Verwandten, nicht so charmant gucken?

Wenn Hund nicht weiter weiss, sieht er in der Regel einem Menschen in die Augen. Hundebesitzer kennen das. Was für uns selbstverständlich klingt, macht zum Beispiel der Wolf als nächster lebender Verwandter des Hundes nicht. Untersuchungen zufolge ist der Augenkontakt zwischen Menschen und den Vierbeinern entscheidend für die soziale Interaktion. Speziell die Fähigkeit der Hunde, die innere Augenbraue zu heben, finden Menschen dabei gut: Schon 2013 zeigte eine Studie, dass Hunde in Tierheimen, die die Augenbraue öfter heben, schneller wieder ein Zuhause finden.

Eine neue Studie – zum Teil von den gleichen Forschern – kommt jetzt zu dem Schluss, dass der Hund diese Fähigkeit erst im Verlauf seiner Domestizierung entwickelt hat. Vermutlich, weil der Hundeblick bei uns Menschen einfach wirkt. Das berichten die Wissenschaftler um Juliane Kaminski von der University of Portsmouth (Portsmouth/Grossbritannien) im Fachjournal «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften («PNAS»).



Die Forscher hatten für ihre Studie unter anderem die Gesichtsmuskulatur von vier Wölfen mit der von sechs Hunden verglichen. Dabei stellten sie fest, dass diese weitgehend gleich ist – ausser im Bereich der Augen. Der Muskel etwa, der die innere Augenbraue hebt, war bei den Hunden standardmässig vorhanden, bei den Wölfen fanden sich dort lediglich spärliche Muskelfasern und Bindegewebe.

Brachten die Forscher einen Mensch mit Hunden oder Wölfen zusammen, liessen die Hunde ihren Augenmuskel spielen - die Wölfe taten das kaum. Vor allem intensives Brauen-Heben fanden die Wissenschaftler nur bei Hunden.

Die Zeichnung zeigt die Gesichtsmuskulatur von Hund (links) und Wolf mit rot hervorgehobenen anatomischen Unterschieden. Hunde haben während des Zusammenlebens mit dem Menschen die Fähigkeit entwickelt, ihre inneren Augenbrauen zu heben.
Die Zeichnung zeigt die Gesichtsmuskulatur von Hund (links) und Wolf mit rot hervorgehobenen anatomischen Unterschieden. Hunde haben während des Zusammenlebens mit dem Menschen die Fähigkeit entwickelt, ihre inneren Augenbrauen zu heben.
Bild: Tim Smith/dpa

Kindlich und traurig

Das Anheben der inneren Augenbraue – im Fachjargon «AU101» genannt – lasse die Augen des Hundes grösser erscheinen, schreiben die Wissenschaftler. Das Gesicht des Tieres wirke dadurch kindlicher. Ausserdem ähnele der Blick dem eines traurigen Menschen - das könnte beim Herrchen einen Betreuungsreflex auslösen.

Die Forscher nehmen an, dass der Selektionsdruck während der Domestizierung die Gesichtsmuskulatur der Hunde verändert hat: Vermutlich hätten Menschen – bewusst oder unbewusst – Hunde bevorzugt, welche die Brauenbewegung beherrschten und sich um diese mehr gekümmert. Nach und nach habe sich das Merkmal dann manifestiert.



Bei Körperform und Knochenstruktur sei das nichts Neues. Eine Veränderung bei weichem Gewebe – in den nur rund 33'000 Jahren seit Wolf und Hund getrennt wurden – ist laut den Experten aber bemerkenswert. Die Veränderung sei direkt mit dem Verhalten gegenüber dem Menschen verbunden, da sich die übrige Gesichtsmuskulatur kaum geändert habe.

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