Mission geglücktNasa-Sonde «InSight» funkt erste Bilder vom Mars
AP/DPA
27.11.2018
Nach dem nervenaufreibenden Finale einer sechsmonatigen Reise ist die Nasa-Sonde «InSight» auf dem Mars angekommen. Sie soll die Forschung revolutionieren.
Er ist der Erde ähnlich und liegt in einer für Menschen erreichbaren Entfernung. Seit Jahrtausenden hat der Mars die Menschheit fasziniert. Und diese Faszination wird noch wachsen: Die Nasa-Forschungssonde «InSight» ist auf dem Roten Planeten gelandet. Acht Minuten nach dem rasanten Eintritt in die Mars-Atmosphäre kamen auf der fernen Erde Funksignale an. «Landung bestätigt!», rief ein Techniker im Nasa-Labor in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien kurz vor 15 Uhr Ortszeit (23 Uhr MEZ).
Die Erfolgsquote von Marslandungen liegt bei 40 Prozent. Deshalb bereitete das Finale der eine Milliarde Dollar teuren Expedition den Nasa-Verantwortlichen viel Bauchgrimmen. Aber nur viereinhalb Minuten nach der Landung schickte «Insight» schon den ersten Schnappschuss vom Mars. Auf dem Bild waren Dreckspuren zu sehen, weil der Staubschutz noch auf der Kamera der Sonde war, doch die Umgebung wirkte weich und sandig, nur ein grosser Felsen war zu sehen.
Genau das hatten sich die Forscher erhofft, die eine Ebene auf dem Roten Planeten als Ankunftspunkt ausgewählt hatten. Bei der heiklen Landung musste die Sonde ihre Geschwindigkeit binnen sechs Minuten von 19'800 Kilometern pro Stunde auf Null abbremsen. Nach dem Eindringen in die Atmosphäre verlangsamte ein Fallschirm «InSight» weiter, bevor Landetriebwerke die Sonde auf ihren drei Beinen aufsetzen liessen. Nun soll der geologische Roboter seine Arbeit beginnen.
«InSight» soll nun die bislang umfangreichsten Erkenntnisse über das Innere des Mars liefern. Ausgestattet ist der Roboter dazu mit einem Bohrgerät - ein sogenannter mechanischer Maulwurf aus deutscher Produktion -, der sich bis zu fünf Meter tief in den Boden graben kann. So sollen dort die innere Temperatur gemessen und mit einem Seismometer, an dem Schwiezer Forscher der ETH Zürich massgeblich beteiligt sind , Erdbeben, Meteoriten-Einschläge und alle anderen Bewegungen gemessen werden, die den Mars erschüttern.
Belege für früheres Leben auf dem Mars gesucht
«In den kommenden Monaten und gar Jahren werden die Geschichtsbücher über das Innere des Mars neu geschrieben werden», sagte Michael Watkins, ein hochrangiger Nasa-Mitarbeiter, voraus. Für die Wissenschaftler ist der Mars eine faszinierende Zeitkapsel, die viel von der frühen Geschichte der Erde verraten kann. Mit den Erkenntnissen über die Temperatur des Mars kann «InSight» wichtige Informationen darüber liefern, wie die felsigen Planeten in unserem Sonnensystem vor viereinhalb Milliarden Jahren entstanden sind und warum sie sich so unterschiedlich entwickelt haben.
«Die Venus ist heiss genug, um Blei zu schmelzen. Die Oberfläche des Merkur ist von der Sonne aufgeheizt. Der Mars ist heute ziemlich kalt. Aber die Erde ist ein netter Ort für einen Urlaub», sagt «InSight»-Forschungschef Bruce Banerdt vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. «Wir möchten wirklich gerne wissen, warum ein Planet in die eine Richtung gegangen ist und ein anderer Planet in eine andere Richtung.»
So funktioniert die Nasa-Sonde «InSight»
Vor allem aber könnte auf dem Mars einmal Wasser geflossen sein und es könnte dort vielleicht sogar eine Form von Leben gegeben haben. In zwei Jahren will die Nasa Belege für früheres, mikrobiologisches Leben auf dem Mars suchen - wenn es denn welches gegeben hat. Am vergangenen Montag kündigte die Nasa an, dass man 2020 mit einem Mars-Rover im Jezero-Krater landen wolle, um dort Proben zu nehmen, die Anfang der 2030er-Jahre zur Erde zurückgebracht werden sollen. Das System aus früheren Flüssen und Seen ist übersät mit diversen Felsen und gilt als möglicher Entstehungsort für einstiges Leben.
Ewige Faszination für den Roten Planeten
Davon, dass es dieses Leben auch heute noch geben könnte, geht die Wissenschaft nicht aus. Die Oberfläche des Planeten sei zu kalt, zu trocken und zu viel Strahlung ausgesetzt, als dass dort heute Leben sein könnte. In früheren Zeiten jedoch glaubten die Menschen an die Existenz von «Marsmännchen».
Im 19. Jahrhundert setzte eine wahre Mars-Manie ein. Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli kartierte den Mars und bezeichnete Verwerfungen auf der Oberfläche als Kanäle. Der US-Astronom Percival Lowell verbreitete später die These, dass die Kanäle Wasser für intelligente Lebewesen transportiert hätten, die in der Nähe des Äquators gelebt hätten.
Aber auch heute noch fasziniert der Gedanke an Leben auf dem Mars. Science-Fiction-Fan Elon Musk, Gründer der Elektroautofirma Tesla und des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, träumt davon, dass Menschen einmal auf dem Mars leben.
Seine Vision ist, dass Hunderttausende Menschen in gigantischen SpaceX-Raumschiffen zum Mars fliegen, den Roten Planeten kolonialisieren und so für einen Fortbestand der Menschheit sorgen. Er selbst erklärte, er hoffe, dass er eines Tages auf dem Mars sterben werde - allerdings nicht beim Aufschlag, wie er betonte.
60 Jahre Nasa: Meilensteine der US-Raumfahrtbehörde
60 Jahre Nasa: Meilensteine der US-Raumfahrtbehörde
Die «National Aeronautics and Space Administration» wurde 1958 als zivile US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft gegründet. Die NASA fungiert mit rund 17'000 Beschäftigten auch als wichtige geo- und klimawissenschaftliche Forschungsstation, doch ins kollektive Gedächtnis der Menschheit ist sie durch ihre Gehversuche im Weltall gerückt. Wir zeigen in dieser Galerie Schlüsselmomente der US-Raumfahrtbehörde.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Ein erklärtes Fernziel der NASA mit Hauptsitz in Washington D.C. ist ein bemannter Flug zum Mars, möglicherweise mit dem in Entwicklung befindlichen Raumschiff Orion. Ob möglicherweise private Investoren der staatlichen Institution zuvorkommen, ist derzeit ungewiss. Diese Grafik spielt in jedem Falle noch Zukunftsmusik.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Im Rahmen des New-Frontiers-Programms erforscht die NASA unser Sonnensystems mit Raumsonden. Die «New Horizons» hob im Januar 2006 ab, um den Pluto und seinen Mond Charon sowie den Kuipoergürtel zu erkunden. Im Januar 2019 sollte die Sonde den transneptunischen Himmelskörper 2014 MU69 erreichen.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Ein «Selfie» des Marsrovers Curiosity am Aeolis Mons auf dem erdnächsten Planeten vom August 2015. Drei Jahre zuvor war die Sonde auf dem Mars gelandet. Seitdem hat die Curiosity gut 12 Kilometer zurückgelegt und gestochen scharfe Bilder von der leblosen Oberfläche des Roten Planeten geliefert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Die solargetriebene Sonde Juno wurde im August 2011 gestartet und schwenkte im Juli 2016 in eine Umlaufbahn um den Jupiter ein. Sie erforscht den Gasplaneten aus einer polaren Umlaufbahn.
Bild: Keystone
Was mit Sonden (noch) nicht erreichbar ist, wird für uns durch das Hubble-Weltraumteleskop sichtbar wie hier das Paar der etwa 70 Millionen Lichtjahre entfernten Antennen-Galaxien im Sternbild Rabe. Der um die Erde kreisende Satellit ist für das blosse Auge sichtbar, allerdings nicht von der Schweiz aus, da er nicht über den Horizont steigt
Bild: Gemeinfrei/NASA
Im Jahr 2021 könnte das in Entwicklung befindliche James-Webb-Weltraumteleskop die Nachfolge von Hubble antreten. Das wesentlich leistungsstärkere Teleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der ESA und der kanadischen Weltraumagentur CSA.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Die NASA liefert auch Daten über umweltrelevante Vorgänge auf der Erde und misst zum Beispiel die Grösse des Ozonlochs über der Antarktis ...
Bild: Gemeinfrei/NASA
... oder die weltweite Lichtverschmutzung.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Gemeinsam mit anderen Raumfahrtbehörden begann die NASA 1998 mit dem Bau an der Internationalen Raumstation (ISS). Seit November 2000 ist die ISS dauerhaft von Astronauten bewohnt. Die in einer Höhe zwischen 370 bis 460 Kilometern um die Erde kreisende Station wird laufend erweitert und verbessert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Durch tödliche Unfälle erlebte die NASA im Laufe ihrer Geschichte auch schwere Rückschläge. So kam die gesamte siebenköpfige Besatzung der Raumfähre Columbia ums Leben ...
Bild: Keystone
... als das Space Shuttle am 1. Februar 2003 nach einer zweiwöchigen Mission beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbrach.
Bild: Keystone
Tief ins Gedächtnis der Menschheit brannte sich die Mission «Apollo 11» der NASA ein. Am 16. Juli 1969 startete die Raumkapsel an der Spitze der Trägerrakete Saturn V von Cape Canaveral in Florida ...
Bild: Gemeinfrei/NASA
... und brachte drei US-amerikanische Astronauten zum Mond. Der erste Mensch auf dem Erdtrabanten war am 21. Juli Neil Armstrong, der hier seinen Kollegen Buzz Aldrin fotografiert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Der erste Mensch, den die NASA in den Weltraum bringen konnte, war Alan Shepard. Nach einem 15-minütigen suborbitalen Flug erreichte er am 5. Mai 1961 wohlbehalten die Erdoberfläche. Der sowjetrussische Kosmonaut Juri Gagarin war der NASA allerdings mit seiner Erdumrundung am 12. April 1961 als erster Mensch im All zuvorgekommen.
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