Urs Fischer mischt mit Union Berlin die Bundesliga auf und steht kurz davor, die Eisernen erstmals in der Vereinsgeschichte in die Champions League zu führen. In einer ZDF-Reportage blickt der 57-Jährige auf seinen steinigen Weg zurück.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Urs Fischer und Union Berlin stehen kurz davor, sich erstmals für die Champions League zu qualifizieren.
- In einem ausführlichen Interview blickt der Schweizer Erfolgstrainer auf seine Anfangszeiten in Zürich, Thun und Basel zurück.
- Vor allem mit der Art und Weise, wie er bei seinem Herzensklub FCZ vor die Tür gesetzt wurde, hadert der 57-Jährige bis heute.
Union Berlin ist zurück auf der Siegesstrasse. Dank eines 1:0-Auswärtserfolgs bei Gladbach überwindet die Mannschaft von Urs Fischer ein kurzes Tief mit der Pokalniederlage in Frankfurt und zwei sieglosen Bundesliga-Partien in Serie und bleibt damit auf Champions-League-Kurs. Nach dem siebten Auswärtssieg in der laufenden Saison steht das drittplatzierte Union bei 55 Punkten und kann bereits am 30. Spieltag den bisherigen Vereinsrekord von 57 gesammelten Punkten brechen.
Das interessiert den Trainer aber herzlich wenig. «Es gibt kein Zwischenziel. Es gibt eine Zielsetzung. Ich habe mich deutlich geäussert, dass wir uns zum dritten Mal in Folge fürs europäische Geschäft qualifizieren wollen», sagt Fischer und macht klar: «Die jetzt 23 Auswärtspunkte (Vereinsrekord, Anm. d. Red.) sind eine tolle Statistik. Aber mir geht es mehr darum, wie die Mannschaft gespielt hat. Das war sehr diszipliniert über die 90 Minuten, wir waren kompakt und meistens sehr gut organisiert.»
Auch Fischers Pendant auf der Gegner-Seite zeigt sich beeindruckt. «Man ist zu 100 Prozent ein Kandidat, wenn man sich mehrere Jahre in Folge für Europa qualifiziert», sagt Fohlen-Trainer Daniel Farke auf die Champions-League-Plätze angesprochen. «Union steht nach 29 Spieltagen auf Platz drei. Die Tabelle lügt nicht, das ist kein Zufall.» Dem Zufall überlässt Fischer in seiner 13-jährigen Trainer-Laufbahn ohnehin nichts.
Aller Anfang ist schwer
Im April 2010 wird Fischer bei seinem Herzensklub FC Zürich erstmals Cheftrainer im Profibereich. Gleich in seiner ersten Saison holt der Ur-Zürcher die Vize-Meisterschaft, kann diese in der folgenden Spielzeit aber nicht bestätigen. Trotz eines laufenden Vertrags bis im Sommer 2013 muss Fischer seinen Platz im März 2012 wieder räumen – obwohl der FCZ in der Winterpause zuvor zahlreiche und gewichtige Abgänge wie jene von Alexandre Alphonse, Admir Mehmed, Xavier Margairaz oder Ricardo Rodriguez verkraften muss.
«Die Entlassung war für meine Entwicklung auch wichtig. Nur war es nicht einfach, das zu akzeptieren. Wenn du das erste Mal entlassen wirst, nach Hause kommst und deiner Familie sagst, dass du deinen Job los bist – das ist nicht ganz so einfach», erinnert sich Fischer in einem ausführlichen ZDF-Interview an seinen Rauswurf beim FCZ und fügt an: «Was mich vor allem gestört hat, ist die Art und Weise, wie das vonstattengegangen ist. Mit dem habe ich heute noch Mühe.»
Damals hielten Präsident Canepa und Sportchef Bickel zumindest öffentlich zu Fischer. Der Verwaltungsrat aber sprach ein Machtwort und forderte Fischers Rauswurf. «Der Verwaltungsrat entscheidet nicht immer so, wie ich das gern hätte», lautet Bickels vielsagende Erklärung damals. «Eine Trainerentlassung ist auch für mich eine persönliche Niederlage. Der Verlust von Fischer geht mir nahe und tut mir weh.»
«Sich mit der Presse anzulegen, war nicht die beste Entscheidung»
Fischer dagegen lässt sich dadurch bekanntlich nicht von seinem Weg abbringen. Bereits ein halbes Jahr später heuert er beim FC Thun an und feiert im Berner Oberland grosse Erfolge, bevor er vom damaligen FCB-Präsident Bernhard Heusler zum FC Basel gelotst wird.
Am Rheinknie hat es der Ur-FCZler nicht einfach. «Es gab eine Phase, in der ich das Gefühl hatte, es ist ungerecht. Ich habe mich dann auch mit der Presse angelegt und musste merken, dass du dir so noch mehr schadest. Das ist auch ein Lerneffekt. Sich mit der Presse anzulegen, war nicht meine beste Entscheidung.»
Seit der Ankunft in Köpenick im Sommer 2018 hat das Fischer aber auch zu keiner Zeit nötig. Stetig geht es unter dem Schweizer aufwärts. Bereits in seiner ersten Spielzeit schafft Union den Aufstieg in die Bundesliga, wo sich die Berliner seither eindrücklich behaupten. Platz 11 in der ersten Saison, Platz 7 im zweiten Jahr und Platz 5 in der letzten Spielzeit sprechen für sich. Aktuell steht Union auf Rang 3 und ist kurz davor, sich erstmals für die Königsklasse zu qualifizieren. Und was kommt dann?