Bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern ist das Katar-Sponsoring erneut ein heiss diskutiertes Thema. Während Uli Hoeness einen Kritiker nach dessen Rede angeht, kann sich Oliver Kahn einen Seitenhieb gegen Niklas Süle nicht verkneifen.
Vor einem Jahr endet die Jahreshauptversammlung des FC Bayern in einem Chaos. Auslöser dafür ist die für einige Anhänger nicht tragbare Zusammenarbeit des Klubs mit dem Emirat Katar. Der Antrag des Kritikers Michael Ott, während der Versammlung über das Sponsoring abzustimmen, wird von der Vereinsführung aber abgelehnt.
«Wollen Sie, dass wir am Ende auch über Audi abstimmen oder ob wir im blau-weissen Trikot spielen?», entgegnet Präsident Herbert Hainer damals. Als er kurz darauf eine nächste Wortmeldung nicht mehr zulässt und die Versammlung nach mehr als fünf Stunden beendet, kippt die Stimmung endgültig. Nebst «Hainer raus»-Rufen sind Sprechchöre zu hören. «Wir sind Bayern und ihr nicht», oder «Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt.»
Das Katar-Sponsoring ist auch an der diesjährigen Jahreshauptversammlung ein Streitpunkt. Konkrete Zusagen an die Kritiker gibt es nach wie vor keine. Der wiedergewählte Präsident Hainer weicht der Frage aus, ob man den Sponsoringvertrag verlängern wolle: «Das kann ich heute nicht mit Ja oder Nein beantworten.»
Hoeness geht Mitglied nach Rede an
«Wir werden das Thema nach der WM mit Qatar Airways weiter intensiv besprechen. Wir werden alles abwägen und dann für den FC Bayern eine Lösung finden», ergänzt Vorstandschef Oliver Kahn und unterstreicht sein Verständnis für die Kritik einiger Anhänger. «Deshalb haben wir uns seit der Hauptversammlung (2021) mehrmals mit engagierten Mitgliedern getroffen, haben uns ausgetauscht, haben diskutiert, teilweise mit sehr unterschiedlichen Standpunkten.»
Offenbar nicht ganz so viel Verständnis bringt dagegen Ehrenpräsident Uli Hoeness für die Unzufriedenheit einiger Mitglieder auf. So muss sich Katar-Kritiker Michael Ott nach seinem Redebeitrag gemäss eigener Aussage einige «böse Worte» von Hoeness anhören. «Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fussballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International. Das müssen sie mal lernen», soll der 70-Jährige in die Richtung des verdutzten Mitglieds gefaucht haben.
«Das hat mich schon überrascht», kontert Ott den FCB-Ehrenpräsidenten in der «Bild» und macht klar, dass Hoeness seine Ansichten gar nicht habe hören wollen: «Wir haben einen sachlichen Dialog geführt auf der Mitglieder-Versammlung. Der Herr Hoeness fällt da etwas aus dem Rahmen. Er ist sicher an keinem sachlichen Dialog interessiert, das hat man gemerkt.»
Kahn stichelt gegen Dortmunds Süle
Für Hoeness von grossem Interesse dürfte dagegen die finanzielle Situation des Klubs sein, die nach wie vor Anlass zur Zufriedenheit gibt. Bei einem Gesamtumsatz von rund 665 Millionen Euro in der Saison 2021/22 erwirtschaftet der FC Bayern ein Überschuss von 12,7 Millionen. Für das kommende Geschäftsjahr prognostiziert Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen schon jetzt einen Rekordumsatz. Da sind auch Abgänge zu verschmerzen, solange man diese auffangen kann.
Oliver Kahn richtet einige Worte an die Spieler, die dem deutschen Rekordmeister im Sommer den Rücken kehrten – wie Stürmer Robert Lewandowski. «Robert war eine Tormaschine. Er hat getroffen, wie er wollte. Er wurde achtmal Deutscher Meister und sechsmal Torschützenkönig», schwärmt der Ex-Torhüter. «Ich bedanke mich bei einem ganz, ganz grossen Spieler für seine grandiosen Leistungen. Ich wünsche ihm ganz viel Erfolg bei Barcelona, ausser, wenn es gegen uns geht.»
In Richtung des zu Dortmund abgewanderten Niklas Süle kann sich Kahn einen Seitenhieb dagegen nicht verkneifen. «Während Niklas jetzt aus unerfindlichen Gründen für Borussia Dortmund spielt, ist Corentin Tolisso zu seinem Heimatverein Olympique Lyon zurückgekehrt», stichelt Kahn, fügt aber sofort an: «Beide haben tolle Beiträge geleistet, wir wünschen ihnen alles Gute bei ihren neuen Klubs.»