«Was machen die da in Köln?» Geschenkter Augsburg-Penalty löst scharfe Kritik am Video-Referee aus

Von Martin Moravec und Claas Hennig, dpa

7.4.2022 - 14:04

Die Spieler von Mainz diskutieren heftig mit Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck.
Die Spieler von Mainz diskutieren heftig mit Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck.
Bild: Keystone

X-Mal wurde die Aufregerszene in Augsburg gesichtet. Ein Elfmeter empört den FSV Mainz 05 – und befeuert die nächste Debatte über Nutzen und Schaden des Video-Schiedsrichters.

Der Aufreger-Elfmeter von Augsburg machte den FSV Mainz 05 fassungslos. «Was machen die da in Köln?», empörte sich Trainer Bo Svensson über die folgenschwere Szene im Nachholspiel der Fussball-Bundesliga. «Das ist ein krasser Fehler.» Sportdirektor Martin Schmidt klagte nach dem fatalen Pfiff von Referee Matthias Jöllenbeck: «Was ich nicht verstehen kann, ist, dass der Keller in Köln nicht hilft und ihn da so einen Riesenfehler machen lässt.»

Die heiss diskutierte Szene spielte sich am Mittwochabend in der Anfangsphase ab. Dem Mainzer Torwart Robin Zentner sprang ein Rückpass zu weit vom Fuss. Unbeholfen stiess er dann im eigenen Strafraum mit dem Augsburger Florian Niederlechner zusammen. Der Stürmer war zwar vor Zentner am Ball, strauchelte aber und war bei dem Kontakt schon in einer Grätschbewegung.

Jöllenbeck zeigte auf den Punkt, Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verwandelte den Elfmeter in der elften Minute sicher. Am Ende siegten die Fuggerstädter mit 2:1 (1:0) – die Debatte drehte sich aber nur um den fragwürdigen Pfiff.

Niederlechner: «War kein Elfmeter»

Niederlechner verwies auf einen Kontakt mit Zentner. Eine Schwalbe sei es von ihm daher nicht gewesen. Die Aktion war aber auch kein Foul. «Wenn man es so sieht, muss man nicht drum herumreden», meinte Niederlechner bei der x-ten Sichtung dieser einen Szene, die die komplette Partie überlagerte. «Es war kein Elfmeter.»

Jöllenbeck übernahm die Verantwortung und räumte seinen Fehler unumwunden ein. «Wenn ich die Bilder sehe, hätte ich den lieber nicht gegeben, eigentlich ist es kein Bundesliga-Elfmeter», sagte der Referee dem TV-Sender Sky. «Einen klaren Treffer sehe ich hier nicht.» Ohne Umschweife betonte er: «Es war falsch, es tut mir wirklich leid.» Denn die Bilder würden für sich sprechen.

Warum griff aber der Kölner Keller, wo die Video-Assistenz sitzt, nicht ein? Denn ein vermeintliches Tor von André Hahn (32.) wurde später nach Intervention des Video-Schiedsrichters wegen Handspiels nicht gegeben. «Vielleicht habe ich die Wahrnehmung auf dem Platz nicht sauber genug beschrieben und vielleicht war es deshalb nicht ganz klar, was gesehen wurde», meinte Jöllenbeck.

DFB räumt Fehler ein

In Richtung Video-Schiedsrichter Tobias Stieler sagte er aber auch: «Ich hätte mir gewünscht, dass ich nachher korrigiert werde, egal was ich sage.» So weit kam es aber nicht. Und der DFB räumte einen Fehler des Video-Assistenten ein. «In dieser komplexen Situation, die sich bildlich aber auflösen lässt, wäre es richtig und erwartbar gewesen, dass der Video-Assistent dem Schiedsrichter durch einen On-Field-Review noch mal einen ‹zweiten Blick› auf die Situation ermöglicht hätte», hiess es in einer Stellungnahme vom Donnerstag.

«Wir werden noch mal in Ruhe darüber sprechen», kündigte Jöllenbeck ein Gespräch mit seinem Kollegen Stieler an. «Wir haben alle Interesse daran, dass solche Elfmeter nicht stehen bleiben.» Das Image des Video-Schiedsrichters ist ohnehin schon angekratzt. Svensson nutzte den Anlass zur Generalkritik. «Die wollten das wegklären mit dem Video-Schiri, da werden aber einfach viel zu viele entscheidende Fehler gemacht», schimpfte der Däne. Vor allem, wenn man die Chance habe, Szenen quasi «unendlich oft zu sehen.»

Die Mainzer können die Fehlentscheidung noch verkraften. Der Klassenerhalt ist im Grunde perfekt, der Abstand zu den internationalen Plätzen sehr gross. Svensson verwies aber auf die Augsburger Konkurrenten im Abstiegskampf: Hertha BSC, Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart. Was denken diese Clubs?

7.4.2022 - 14:04

Von Martin Moravec und Claas Hennig, dpa