Schweizer RückhaltGenoni: «Es ist nicht ein Spiel wie jedes andere»
SDA
19.5.2018 - 05:24
Leonardo Genoni hat nicht seine beste Saison hinter sich. An der WM in Dänemark blüht er aber noch einmal auf. Mit zwei starken Leistungen führt er die Schweiz in den Halbfinal.
Zu Beginn der WM hatte eher mehr für Reto Berra als Schweizer Nummer 1 gesprochen. Doch im Verlauf des Turniers und symptomatisch auch für die Mannschaft steigerte sich Genoni; im Halbfinal gegen die Finnen war er einer der Hauptverantwortlichen für den Schweizer Exploit.
Trainer Patrick Frischer freute sich «extrem» für Genoni, wie er sagte: «Leo ist ein unglaublicher Profi. Er macht jeden Tag alles, um noch besser zu werden.» Ob er auch am Samstag im Halbfinal gegen Kanada auf Genoni setzen wird, liess Fischer wie immer offen. Die Wahrscheinlichkeit ist nach den gezeigten Leistungen aber gross. «Leo ist der Typ für diese Spiel-Sieben-Situationen», sagte Fischer während dieser WM einmal.
Genoni weist bisher keine überragenden Statistiken auf an diesem Turnier. Mit einer Fangquote von 90,07 Prozent ist er im Torhüter-Ranking derzeit nur im 13. Rang klassiert. Fischer misst den Zahlen wenig Bedeutung zu. «Die Tore, die Leo hier erhalten hat, waren teilweise sehr unglücklich. Er hat kein 'Ei' gekriegt, das er unbedingt hätte halten sollen. Ich vertraue ihm.»
Kommt er zum Einsatz, dann könnte sich ein Kreis schliessen. Im Februar an den Olympischen Spielen in Pyeongchang war Genoni im Auftaktspiel gegen die Kanadier nach vier Gegentoren durch Jonas Hiller ersetzt worden. Bis zum Turnierende kam der Zürcher in Diensten des SC Bern nicht mehr zum Einsatz. Nun könnte Genoni seine Saison gegen denselben Gegner doch noch krönen.
Säteri ausgestochen
Pyeongchang war der Tiefpunkt einer schwierigen Saison. Auch danach in den Playoffs der National League erreichte er mit dem SC Bern nicht das Niveau der Vorsaison, in der er seinen Klub zur erfolgreichen Titelverteidigung geführt hatte. Er habe seinen Job nicht erfüllt und schlicht zu viele Tore kassiert, resümierte Genoni nach dem Halbfinal-Aus gegen die ZSC Lions selbstkritisch.
Im WM-Viertelfinal hinterliess der 30-Jährige den eindeutig besseren Eindruck als sein Gegenüber Harri Säteri, der zuvor als statistisch bester Goalie des Turniers imponiert hatte. Plötzlich strahlt Genoni wieder Ruhe aus, gibt der Mannschaft mit seinen Auftritten eine Chance zum Sieg.
Viele Tore geschossen
Genoni selbst sieht noch einen anderen Grund für das Hoch des Schweizer Nationalteams. «Wir schossen für internationale Verhältnisse viele Tore. Oft ist es so, dass man mit drei Toren gewinnt, hier haben wir oftmals mehr geschossen. Das gibt einem hinten ein bisschen mehr Luft», so der gut aufgelegte Keeper am Tag vor dem Halbfinal mit einem Lächeln.
Genoni ist gelassen und spricht an der WM – anders etwa, als während Playoff-Serien – auch mit den Journalisten. «Es ist nicht ein Spiel, wie jedes andere, das ist klar. Aber ich freue mich, die Stimmung ist gelöst», so Genoni zur Partie gegen die Kanadier. Er erwartet eine schwierige Partie, Kanada sei «in allem» stark. «Wir werden sicher nicht fünf Tore schiessen, also müssen wir hinten etwas weniger Tore kriegen.» Die Form, um wenige Treffer zu erhalten, hat Genoni jedenfalls (wieder) gefunden.