René Fasel, der Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF, lässt im Interview durchblicken, dass die WM kaum in Weissrussland stattfinden dürfte. Die IIHF habe «einen Plan B» im Fall einer Absage.
Mit einer Reise zum weissrussischen Diktator Alexander Lukaschenko und verschiedenen Forderungen im Gepäck versuchte René Fasel, die Eishockey-WM in Minsk zu retten. Der Trip am Montag geriet zum kommunikativen Fiasko, nachdem TV-Bilder und Fotos über eine herzliche Begrüssung der Beiden die Runde im Internet machten. Entsprechend unter Druck ist Fasel geraten.
Er sei von der «Situation überrumpelt» worden, sagte René Fasel im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Bilder seien dem Inhalt des Gesprächs in keiner Weise gerecht geworden.
Keine «instrumentalisierte» WM
Das von Lukaschenko offenbar entgegen aller im Vorfeld getroffenen Abmachungen PR-mässig inszenierte Treffen dürfte die Chancen nicht erhöht haben, dass Minsk im Frühling (zusammen mit der lettischen Hauptstadt Riga) die besten Eishockey-Profis wie bereits 2014 zur WM empfangen darf. Denn für Fasel «gilt ohne Wenn und Aber», dass «wir auf keinen Fall eine WM durchführen, die von politischen Kreisen instrumentalisiert wird, weder von der Regierung noch von der Opposition.»
Diesen Standpunkt habe er Lukaschenko persönlich mitteilen wollen: «Wir führten ein hartes Gespräch und machten ihm klar, dass die WM nicht in Weissrussland stattfinden kann, wenn es so weiter gehe.» Weissrussland steht nach dem mutmasslichen Wahlbetrug im Sommer und den nachfolgenden Gewalteskalationen gegen Demonstranten unter massivem internationalen Druck.
Schwierige Diskussionen
Fasel hatte eine Chance gesehen, «das Turnier als Anlass der Versöhnung durchzuführen, an dem ein Dialog zwischen Regierung und Opposition zustande kommt». Bei dem Gespräch am Montag musste Fasel aber feststellen, dass Lukaschenko zwar «bereit sei zum Dialog mit seinem Volk», er aber «vor niemandem auf die Knie sinke».
Die Diskussionen seien schwierig geworden, sobald es um die Verfassung und das politische System gegangen sei, so Fasel. «Lukaschenko stellt sich auf den Standpunkt, dass er für die Sicherheit des Landes verantwortlich ist und nichts zulassen kann, dass diese gefährdet.»
Slowakei, Dänemark oder nur Lettland
Für die IIHF gehe es nun darum, «Ruhe in die Angelegenheit» zu bringen, alle «rechtlichen Fragen» zu klären und dann einen «rationalen Entscheid» bezüglich der WM zu treffen. Den Beschluss, ob Weissrussland Co-Gastgeber der WM sein wird, dürfte Ende Januar an einer Sitzung des IIHF-Councils (Exekutivorgan des Verbands) gefasst werden.
Im Fall eines Entzugs sei die IIHF «selbstverständlich» vorbereitet. «Wir haben seit vergangenem Herbst einen Plan B», so Fasel im Interview. Die Slowakei und Dänemark hätten ihr Interesse signalisiert, als Zweitspielort nebst Riga einzuspringen. Und es gebe auch die Möglichkeit, «das gesamte Turnier in Lettland durchzuführen».
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