Weiter wurstelnFischer: «Vom System her werden wir nicht gross etwas verändern»
SDA
4.4.2018 - 06:47
Am Montag nahm die Schweizer Nationalmannschaft die Vorbereitung auf die WM in Dänemark (4. bis 20. Mai) in Angriff. In der ersten Woche ist heute und morgen in Pribram Tschechien der Gegner.
Nach dem Forfait der NHL hatten sich die Schweizer einige Hoffnungen auf einen Exploit in Südkorea gemacht. Umso grösser war die Ernüchterung nach dem Ausscheiden im Achtelfinal gegen den späteren Finalisten Deutschland (1:2 n.V.). Die auf dem Papier schwächer besetzte DEB-Auswahl zeigte, was möglich gewesen wäre. «Es tut weh, dass die Deutschen so weit gekommen sind und wir nicht», sagt Enzo Corvi. Der Davoser Center ist in der ersten Woche der WM-Vorbereitung der einzige Spieler aus dem Olympia-Team.
Fehlendes Tempo als Hauptproblem
Fischer sprach von einer «harten Erfahrung. Es brauchte eine gewisse Zeit, um wieder auf dem Damm zu sein.» Die Gründe für das Scheitern waren offensichtlich: die «Special Teams» und fehlendes Tempo. «Vom System her werden wir nicht gross etwas ändern», so Fischer. «Das war nicht das Hauptproblem. Die Spieler kennen es.» Deshalb will er mehr Zeit ins Powerplay investieren, für das er an der kommenden WM zum ersten Mal die Hauptverantwortung trägt. «Wir haben die Tendenz, es zu schön machen zu wollen. Wir müssen einfacher spielen und noch mehr Scheiben aufs Tor bringen.» So simpel das alt bekannte Rezept tönt, so schwierig ist die Umsetzung. Ausserdem gehört die wichtige und mühsame Arbeit vor dem Tor nicht zu den Stärken der Schweizer.
Damit das Powerplay diesmal funktioniert, liess sich Fischer vor Ort von den Tampa Bay Lightning inspirieren, die in Überzahl nach 79 Saisonspielen eine Erfolgsquote von 24,6 Prozent ausweisen und mit ihrer Geradlinigkeit ein gutes Beispiel darstellen. Für Corvi gehört in Überzahl allerdings auch «viel Glück» dazu. «Wir dürfen nicht zu viel wollen».
Fischer setzt in der ersten Vorbereitungswoche bloss auf zwei Goalies, sechs Verteidiger und elf Stürmer, damit der Rhythmus von Anfang an hoch ist. Was erwartet er von seinen Schützlingen in den beiden Partien am Mittwoch und Donnerstag in Pribram gegen Tschechien? «Wir wollen von Anfang an sehen, dass wir bissig, hartnäckig, geradlinig, schnell und schlau spielen. In Südkorea sind wir mehr quer als gerade gelaufen.»
Commitment von NHL-Kandidaten – Hischier erhält wohl keine Freigabe
Eine WM in einem Olympia-Jahr ist immer speziell, weshalb die Müdigkeit ein Faktor sein kann. Für Fischer ist das aber eine reine Kopfsache. Ausserdem setzt er von den Nationalspielern einen Fitnessstand voraus, «um solche Problematiken zu überwinden.» Enzo Corvi gab zu, in den letzten Viertelfinalpartien gegen Biel ziemlich müde gewesen zu sein und sein Niveau nicht mehr erreicht zu haben. Mittlerweile hat er die Batterien aber wieder aufgeladen.
Vor einer WM stellt sich auch immer die Frage nach möglichen NHL-Verstärkungen. Sicher nicht dabei sind die verletzten Sven Bärtschi (Schulter) und Luca Sbisa (Hand). Alle anderen haben Fischer, der zehn Tage in Nordamerika weilte und die meisten Spieler getroffen hat, das Commitment für eine WM-Teilnahme gegeben, wenn es der Gesundheitszustand zulässt. Mit Ausnahme von Denis Malgin (Florida) befinden sich allerdings alle Teams mit möglichen Schweizer WM-Kandidaten derzeit auf Playoff-Kurs oder sind bereits qualifiziert. «In der ersten Runde dürfte es aber den einen oder anderen erwischen», sagt Fischer. Beim 19-jährigen Erstrunden-Draft Nico Hischier ist jedoch fraglich, ob er die Freigabe von den New Jersey Devils erhalten würde.
Klar ist, dass Fischer Verstärkungen aus der NHL dringend gebrauchen kann. «Wir sind nun wieder in der Bringschuld», erklärte der Nationalcoach. Schliesslich will er nicht an seinem vierten grossen Turnier als Verantwortlicher zum dritten Mal die angestrebten Viertelfinals verpassen. «Ich sage immer das Gleiche: Wenn wir unser Potenzial wie im vergangenen Jahr in Paris ausschöpfen, dann sind wir sehr gefährlich und eine sehr starke Hockey-Nation», so Fischer. Corvi ergänzt: «Wir wissen alle, was wir können. Es kann nur noch besser werden.»