«Emotional schwierige Zeit»Vermins starke WM nach schwierger Saison
SDA
12.5.2018 - 05:03
Die erste Saison nach dem Nordamerika-Abenteuer gelang Joël Vermin nicht optimal. An der WM läuft es ihm: Auch gegen Russland soll er die Schweiz mit dem Duo Meier/Andrighetto zum Erfolg führen.
Gleich mehrmals musste Vermin in den vergangenen Monaten wegen Verletzungen pausieren, für Lausanne bestritt der Berner diesen Winter nur 38 National-League-Partien. Entsprechend kam er nie wirklich in Schwung. Umso wichtiger ist es für den 26-Jährigen, dass er die Saison mit einer erfolgreichen WM abschliessen kann. «Es hilft, wenn man mit einem positiven Gefühl in die Ferien und dann in die Sommervorbereitung gehen kann», so Vermin.
Nicht nur, weil es der Schweizer Mannschaft bisher läuft, sondern auch wegen seiner persönlichen Auftritte kann Vermin deshalb auf einen positiven Sommer spekulieren. In den vier WM-Partien mit der Schweiz gehörte der vielseitig einsetzbare Stürmer zu den Aktivposten. An der Seite der NHL-Stürmer Sven Andrighetto und Timo Meier musste sich Vermin am Mittwoch gegen Weissrussland (5:2) nicht verstecken. Im Gegenteil, gelangen ihm doch seine ersten beiden Tore für das Nationalteam.
Überbewerten mag Vermin die Treffer nicht. Viel lieber lobte er, bescheiden wie er stets auftritt, seine Linienkollegen: «Es gibt einen Grund, weshalb sie in der NHL spielen. Ich habe ihnen einfach die Scheibe gegeben und dann ist es von alleine gegangen», so Vermin mit einem Schmunzeln, um dann anzufügen, dass er doch «vielleicht ein bisschen» zum erfolgreichen Spiel beigetragen hat.
Emotional schwierige Zeit
Vermin bestreitet sein erstes grosses Turnier für die Schweiz. Eigentlich hätte er bereits an die Olympischen Spiele nach Pyeongchang reisen sollen, doch dann zog er sich wenige Tage vor dem Abflug eine Bänderverletzung zu - das Olympia-Aus war die Folge. Die Situation habe ihn lange beschäftigt, erzählte Vermin, die Partien habe er sich im TV nicht angeschaut. «Die Zeit war emotional schwierig für mich.»
Nicht ganz einfach verlief auch Vermins dreijähriger Abstecher nach Nordamerika. Anders als seine WM-Linienkollegen Meier und Andrighetto konnte sich Vermin in der NHL nicht durchsetzen. 24mal lief er für Tampa Bay auf, den Rest der Zeit spielte er für Syracuse in der AHL. Gross Gedanken darüber macht sich der Stürmer nicht mehr: «Es war eine lehrreiche Zeit, aus der ich persönlich und spielerisch viel mitnehmen konnte.»
Auch wenn er in Lausanne einen Vertrag bis 2022 unterschrieben hat, ganz abgeschlossen hat Vermin mit der NHL noch nicht. Im Moment seien diese Gedanken aber bloss im Hinterkopf. «Es sind viele Faktoren, die passen müssen. Beeinflussen kann ich es ohnehin nicht. Was ich beeinflussen kann, ist meine Leistung auf dem Eis. Darauf konzentriere ich mich», so der Sohn eines Niederländers und einer Ungarin.
Zahlen sprechen gegen Schweiz
Die Konzentration gilt vorerst ohnehin dem Nationalteam und primär den kommenden Partien am Samstag gegen Russland und am Sonntag gegen Schweden. «Es sind zwei sehr gute Gegner. Aber wir dürfen sicher nicht Angst haben oder gehemmt spielen, sondern wir müssen mit derselben Gewinner-Mentalität in die Partie gehen wie bisher», so Vermin.
Die Statistik spricht nicht für die Schweiz. Gegen Russland hat das Nationalteam seit dem legendären 3:2-Triumph im Jahr 2000 in St. Petersburg in zehn WM-Duellen nie mehr gewonnen. Vor zwei Jahren in Moskau verlor die Schweiz gleich 1:5. In der laufenden Saison verlor die Schweiz am Karjala Cup 2:6. Auch gegen Schweden verloren die Schweizer seit dem WM-Startspiel 2013 in Stockholm (3:2) fünfmal in Folge, zuletzt vor einem Jahr im Viertelfinal mit 1:3.
Die Zahlen interessieren die Schweizer Mannschaft in Kopenhagen nicht. «Tschechien hat gezeigt, dass auch Teams wie Russland zu bezwingen sind (4:3 nach Verlängerung - Red.)», so Vermin stellvertretend. Es wird nicht zuletzt auch an Vermin und seiner Sturmformation liegen, ob die Schweiz weitere Punkte gewinnt und die Viertelfinal-Qualifikation damit so gut wie auf sicher hat.