Fehlende Unterstützung «Irgendwas ist da vorgefallen» – Matthäus zweifelt an Flick-Rückhalt bei Spielern

DPA/SB10

10.9.2023 - 11:26

Der TV-Experte und ehemalige Nationalspieler Lothar Matthäus vor dem Spiel. Er kritisiert den Auftritt der Nationalmannschaft beim 1:4 gegen Japan scharf.
Der TV-Experte und ehemalige Nationalspieler Lothar Matthäus vor dem Spiel. Er kritisiert den Auftritt der Nationalmannschaft beim 1:4 gegen Japan scharf.
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Der Druck auf Hansi Flick nach dem 1:4 gegen Japan ist nochmals gestiegen, Lothar Matthäus bezweifelt gar, dass der Bundestrainer sich noch im Amt halten kann.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bundestrainer Hansi Flick steht nach der Pleite gegen Japan schwer unter Druck.
  • Lothar Matthäus glaubt, dass Flick nicht bei allen Spielern Rückhalt geniesst.
  • Die Spekulationen um Nachfolger blühen längst, auch Lothar Matthäus selbst wird gehandelt. Er will das Amt nicht übernehmen.

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hält eine schnelle Trennung von Bundestrainer Hansi Flick nach dem 1:4-Debakel am Samstag in Wolfsburg gegen Japan für wahrscheinlich. Das sei «mehr als eine Diskussion nach dem Spiel», sagte der 62-Jährige beim TV-Sender RTL, «und ich weiss ja auch, was in den letzten Monaten gelaufen ist beim DFB. Da haben nicht mehr viele hinter Hansi Flick gestanden. Rudi Völler ja, aber ob man ihn jetzt noch halten kann – das bezweifle ich». 

An einer fehlenden Alternative dürfe eine solche Entscheidung nicht liegen, meinte Matthäus: «Oft hat der DFB vielleicht keinen Plan B, aber es geht ja auch um die Stimmung im Land.» DFB-Sportdirektor Rudi Völler sagte bei RTL angesprochen auf die Flick-Zukunft: «Wir sollten alle ein bisschen in uns gehen und sehen, wie es weitergeht. Mal gucken.»

«Die Aussage von Rudi ist gefährlich für Hansi.»

Lothar Matthäus



«Irgendwas ist da vorgefallen»

Matthäus vermutet, dass die Unterstützung für Flick aus dem Team heraus nicht so gross ist wie öffentlich von den Spielern betont. Der Bundestrainer habe «vielleicht das Vertrauen verloren», hält der Weltmeister von 1990 fest: «Irgendwas ist da vorgefallen, irgendwas ist da passiert. Ich glaube, dass das Zwischenmenschliche auch nicht so ist, wie es nach Aussen getragen wird.»

Bundestrainer Hansi Flick vor dem Abgang?
Bundestrainer Hansi Flick vor dem Abgang?
Bernd Thissen/dpa

Das Spiel gegen die Japaner, die Deutschland schon bei der WM in Katar in der Gruppenphase besiegt hatten, war für Matthäus erschreckend. «Das Schlimme ist: Das Ergebnis geht ja in Ordnung», resümierte er. Die deutsche Mannschaft habe «einfallslos, ohne Kompaktheit, ohne Freude im Spiel, keine Begeisterung, ohne Selbstvertrauen» gespielt. «Wir sind eine Fussball-Nation, aber wir zeigen es nicht».



Über die Auftritte der Nationalmannschaft und Flicks Taktik in den vergangenen Monaten urteilte Matthäus hart: «Diesen ganzen Ballbesitzfussball kannst du in die Mülltonne klappen. Das ist nicht die Mannschaft, die ich mir vorstelle, dass sie die Wende schafft.» Die nominierten Spieler seien zwar die besten, die Deutschland habe, würden es aber nicht als Mannschaft zeigen. «Wir haben nicht die Freude, nicht die Leidenschaft, die eine Mannschaft auszeichnet», findet Matthäus und betont: «Wir werden nur noch vorgeführt».

«Wir werden nur noch vorgeführt.»

Lothar Matthäus

Mögliche Nachfolger für Flick

Als idealen Bundestrainer im Falle eines Flick-Rauswurfs nannte Matthäus den Liverpool-Coach Jürgen Klopp. Dieser sei aber wohl vor der Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr nicht zu bekommen.

Deshalb brachte Matthäus Matthias Sammer als möglichen Nachfolger ins Spiel. «Ich kenne Matthias schon seit langer Zeit, wir waren beim ersten gemeinsamen Länderspiel zusammen auf dem Doppelzimmer, seitdem verfolge ich seine Karriere», sagte Matthäus dem TV-Sender «Bild»: «Er ist jemand, der aneckt – das ist das, was wir zurzeit nicht haben. Das kann der Mannschaft guttun.»

Er selbst steht nicht als möglicher Nachfolger für Bundestrainer Hansi Flick zur Verfügung. «Ich bin lange weg. Meine Lebensplanung ist ganz anders, sowohl privat als auch beruflich. Der Posten ist nicht unbedingt das, was ich mir vorstelle», sagte der 62-Jährige. Er fühle sich derzeit «pudelwohl» und wolle vor allem Zeit mit seinem neunjährigen Sohn verbringen, fügte Matthäus hinzu.