Am Tag nach dem letzten EM-Gruppenspiel gegen Deutschland stellt sich Nati-Direktor Pierluigi Tami den Fragen der Journalisten.
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- Nati-Direktor Pierluigi Tami zieht nach der erreichten Achtelfinal-Qualifikation ein durchs Band positives Fazit – auch wenn das Kopfball-Tor von Niclas Füllkrug eine halbe Million Euro an Prämien wegspült hat.
- Ob Murat Yakin auch nach der EM noch Trainer der Schweizer Nati sein wird, kann oder will Tami nicht beantworten.
- Tami äussert sich auch zu diversen anderen Personalien und über seine eigene Rolle.
Nati-Direktor Pierluigi Tami zieht am Tag nach der Achtelfinal-Qualifikation ein durchwegs positives Fazit. Die Leistung passt, die Stimmung im Team ist gut und auch die unzufriedenen Spieler verhalten sich laut Tami bislang vorbildlich.
Wer darauf gehofft hat, dass Tami etwas über die Zukunft von Murat Yakin verraten würde, wurde enttäuscht. Man werde sich nach der EM zusammensetzen und dann müsse es für beide Seiten passen. Tami lässt aber zwischen den Zeilen durchblicken, dass der SFV an einer Vertragsverlängerung interessiert ist.
Ja, nicht einmal der Verlust einer halben Million Euro schmerzt Tami. Hätte die Schweiz gegen Deutschland gewonnen, so hätte der Verband eine Million erhalten. Doch weil Niclas Füllkrug in der 92. Minute das 1:1 erzielte, halbierte sich dieser Betrag.
Es folgt die ganze Pressekonferenz zum Nachlesen:
Nati-Direktor Pierluigi Tami über …
… Prämien für den SFV
Für jeden Sieg gibt es eine Million und für ein Unentschieden eine halbe Million. Das ist für alle Verbände gleich.
Über die individuellen Prämien gibt Tami zuvor nicht gross Auskunft. Klar ist, dass sie leistungsbezogen sind und die Nati-Spieler nur Prämien erhalten, wenn sie das Achtelfinale erreichen, was nun ja der Fall ist.
… die Bilanz zu den drei Spielen
Zuerst möchte ich zum Spiel von gestern zurückkommen. Natürlich bekommen wir ein Tor, aber da war nur Freude über das Erreichen des Ziels und der Leistung. Für mich war die Art und Weise, wie wir gegen Deutschland spielen noch wichtiger als das Resultat. Mir gefällt der Charakter der Mannschaft in schwierigen Momenten. Sie waren eine Einheit, ein Team. Aber auch die Qualität und der Mut, wir haben sehr mutig gespielt und auch offensiv gepresst. Das war eine sehr gute Leistung.
Unser erstes Ziel war es, die Gruppenphase zu überstehen. Die zwei Wochen in St.Gallen waren schon gut und jetzt sind wir schon fast einen Monat zusammen. Ich spüre die Energie. Und ich habe gestern Abend ein Kompliment gemacht, so harmonisch war es schon lange nicht mehr.
Wir waren nicht zufrieden mit der Qualifikation. Aber ich denke, die Analyse mit Murat und dem Staff war wichtig. Es hat sich einiges verändert. Wir sind auf einem guten Weg und gestern haben wir mit unseren Familien gefeiert, das haben alle genossen. Ab Morgen müssen wir wieder seriös arbeiten. Wir spielen am Samstag einen Achtelfinal.
… den Anteil hat Contini?
Ich denke, er hat einen grossen Anteil. Die Rollen sind klar, Murat ist der Cheftrainer, Giorgio sein Assistent. Aber er war in den letzten Jahren Trainer und die Beziehung mit Murat passt gut. Er gibt Giorgio auch viel Raum und gibt ihm klare Aufgaben. Etwa die Gegner-Analyse. Er hat seinen Anteil am Fortschritt der Mannschaft.
… die Leistung von Murat Yakin
Wir sind alle zusammen. Murat und sein Staff hat das sehr gut gemacht. Ich erinnere mich im März, der erste Zusammenzug nach einer schwierigen Qualifikation. Da haben wir gesagt, wir müssen defensiv wieder besser werden. Und da haben wir in jedem Spiel Fortschritte gemacht. Ich denke Murat hat einen grossen Einfluss auf die Resultate. Der ganze Staff arbeitet akribisch. Ich habe geschaut, wie sie das Spiel vorbereitet haben und es hat fast alles funktioniert.
… den auslaufenden Vertrag von Yakin
Wir haben von beiden Seiten gesagt, wir wollen uns aufs Turnier fokussieren. Ich habe immer gesagt, Plan A bleibt Murat Yakin. Aber wir schauen nach dem Turnier und beide Seiten müssen einverstanden sein.
… Spieler, die nicht zum Zug kommen
Das ist immer eine Herausforderung. Mit 26 Spielern, da gibt es vier, fünf Spieler, die haben keine Minute. Aber sie können auch eine wichtige Rolle einnehmen. Und vielleicht brauchst du nur eine Minute. Ich erinnere mich an Mehmedi an der letzten EM, er war nicht so zufrieden. Und dann hat er gegen Frankreich einen Penalty geschossen. Wenn die Mannschaft funktioniert, dann musst du einfach bereit sein, im richtigen Moment. Unzufrieden zu sein, ist normal, aber du musst trotzdem die anderen Spieler unterstützen. Alle Spieler verhalten sich bis jetzt sehr gut.
… Okafor, der noch nicht gespielt hat
Okafor ist nicht zufrieden, das ist klar. Aber Murat war klar mit ihm, das ist das Wichtigste. Er hat Erklärungen erhalten und die muss er akzeptieren. Aber wenn er die Chance bekommt, muss er sie nutzen und sich im Training zeigen.
… Akanji, der mehr Verantwortung übernimmt
Ich bin sehr froh, was ich in unserer Dreierkette sehe. Auch Fabian Schär haben wir oft kritisiert in der Nati, aber er ist sehr aktiv. Ricardo Rodriguez macht es auch gut. Manuel ist eine Maschine. Wenn wir ihn in den Duellen sehen, seine Schnelligkeit, sein Körper, da können auch die Mitspieler profitieren.
… den Ersatz für Silvan Widmer im Achtelfinal
Diese Frage kann nur der Trainer beantworten. Aber ich denke er hat die Antwort schon in seinem Kopf.
… die möglichen Gegner Kroatien und Italien
Es sind zwei wirklich verschiedene Teams. Die Italiener sind die Europameister, auch wenn es eine ganz andere Mannschaft ist. Aber schlussendlich egal, wer kommt. Auch Albanien wäre eine komplizierte Mannschaft. Aber wir müssen uns wirklich auf uns konzentrieren. Der Staff wird den Gegner genau anschauen und wir werden eine sehr gute Leistung zeigen, da bin ich sicher. Ich spüre, dass wir bereit sind. Wenn unsere Gegner weiterkommen wollen, müssen sie ein grosses Spiel machen.
… Granit Xhaka
Granit hat einen grossen Einfluss auf die Mannschaft. Er ist sehr zufrieden, positiv. Nicht nur in seiner Sprache, auch in seiner Körpersprache. Er ist ein Leader, so wie auch Akanji und andere, die man etwas weniger sieht.
… Yann Sommer
Wir sind sehr zufrieden mit seiner Leistung. Aber es ist nicht meine Aufgabe, ihn zu beurteilen. Der Ball springt vor ihm auf und der war nicht so einfach auf diesem Platz. Aber er war präsent in der zweiten Halbzeit und ist sicher herausgekommen. Ich glaube für Yann gilt, wie für die anderen Spieler, sie haben alle sehr gut gespielt.
… die Zufriedenheit mit der Deutschen Bahn?
Sie ist genügend. Es gibt immer Verspätung, was ich mich aus der Schweiz nicht gewohnt bin. Aber so schlimm ist es nicht und die Transfers sind immer gut gegangen.
… die gute Stimmung
Die Stimmung ist seit dem 27. Mai sehr gut. Ich denke, es ist auch eine ganz andere Hotelanlage. Gestern waren wir in einem Hotel mit Klima wie in Katar, das sind wir uns nicht mehr gewohnt. Hier ist es fantastisch (im Teamcamp). Wir sind auch dank einer Neuorganisation bei der Ernährung, aber auch medizinische Kontrolle, sehr nahe an den Spielern. Ich kann nicht sagen, dass nichts mehr passiert, aber wir sind sehr, sehr aktiv. Im Moment läuft alles gut, weil alle gesund sind. Und die Resultate helfen sicher auch für die gute Stimmung.
… den grossen Druck
Ich spüre wirklich keinen Druck. Ich weiss, was mein Job ist. Für mich war es wichtig, den richtigen Weg mit Murat zu finden. Wir haben im Dezember intensiv gesprochen und er hat einen Plan. Das ist für mich auch ein Resultat von verschiedenen Gesprächen, die er hatte. Ich bin überzeugt, wir müssen so weiterfahren.