Fussball-Talk Heimspiel Fussball-Talk Heimspiel: «Beim erstbesten Angebot ein solches Theater zu machen, ist gegenüber Canepa eine Sauerei»

Luca Betschart

3.9.2018

Der FC Zürich bleibt nach der 0:1-Auswärtsniederlage letzten Samstag in Lugano zum dritten Mal in den letzten vier Meisterschaftsspielen ohne Torerfolg. Im Teleclub Fussball-Talk wird durchleuchtet, wo der Schuh in der FCZ-Offensive drückt und warum dies nicht nur mit dem Abgang von Stürmer Michi Frey zu erklären ist.


Die Gäste im Fussball-Talk:

– Ancillo Canepa, FCZ-Präsident
– Georges Bregy, ehemaliger Trainer und Nati-Spieler
– Andreas Böni, Chef Fussball Blickgruppe
– Rolf Fringer, Teleclub-Experte


Fünf Tore in sechs Spielen – Kein Team konnte in der angebrochenen Saison den gegnerischen Torhüter so selten überwinden wie der FC Zürich bisher. Nachdem nun Topstürmer Michael Frey den Zürchern mit einem Last-Minute-Transfer in die Türkei den Rücken zuwendet, gewinnen die schwachen Werte in der Torproduktion an Brisanz. Böni spricht von einem frechen Wechsel des 24-Jährigen: «Der FCZ hat Frey wieder aufgebaut. Er ist bei YB nicht mehr auf die Beine gekommen, fiel in Frankreich durch. Jetzt spielst du gut und machst beim erstbesten Angebot ein solches Theater, das find ich gegenüber Ancillo Canepa auch eine Sauerei.»

Teleclub Experte Rolf Fringer überrascht das nicht. Er denkt gar, den Abgang von Frey hätte man beim FCZ besser antizipieren müssen, um Engpässe auf dieser Position verhindern zu können: «Ich bin der Meinung, dass man bei Michi Frey gewusst hat, dass eine andere Lösung gefunden werden muss. (..) Wenn einer zu Fenerbahce kann, wo er viel mehr Geld verdient, dann kannst du ihn nicht mal mehr im Griff haben, wenn er bleibt.»

Ancillo Canepa entgegnet, dass mit Frey durchaus Gespräche geführt wurden, der Spieler allerdings nicht offen kommunizierte: «Wir haben mit ihm ja auch das Gespräch gesucht, wo wir ihm sagten, dass der Transfer nicht zu Stande kommt. Da sagte er: Okay, ich werde mich sofort wieder für den FCZ einsetzen.» Dabei kann sich Canepa ein Lachen nicht verkneifen und man wird das Gefühl nicht los, dass der langjährige Präsident des Stadtklubs dem treffsichersten Zürcher Spieler der letzten Saison nicht wirklich nachtrauert.

Keine Bedenken bei Canepa

Angesprochen auf die Engpässe im Sturm, winkt er ab. «Wir haben mehrere Spieler, die in der Sturmposition spielen können. Benjamin Kololli hat letzte Saison in Lausanne am meisten Tore geschossen.» Fringer weist darauf hin, dass der 26-jährige Mittelfeldspieler dies aber aus der zweiten Reihe getan hat. «Ja aber der kann vorne spielen, links spielen, hinten spielen.»

Das klingt nicht wirklich überzeugend. Auch Georges Bregy sieht das anders: «Für mich ist er ein typischer Aussenläufer und dort hat er seine Stärken. Und wenn er ins Zentrum kommt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Kololli die Arbeit eines Mittelstürmers verrichten kann.» Bregy will Spieler dort einsetzen, wo sie die grössten Stärken haben, um der Mannschaft am meisten zu helfen.

Zu viel Rotation im System? «Ein Anzug muss sitzen»

Als weitere potentielle Ursache für die Flaute in der Offensive erkennt Rolf Fringer die ständigen Wechsel im gespielten System: «Die letzten vier Spiele hat man nie mit der gleichen Mannschaftsaufstellung gespielt. (…) Auch vom System her wurde immer ein bisschen gewechselt. Und das ist heikel, wenn man dann zu viel wechselt.» Dann fehlen gewisse Automatismen in der Rollenzuteilung, die schlussendlich nicht beim Gegner sondern in der eigenen Garderobe für Verwirrung sorgen.

«Ich sehe das ähnlich wie Rolf. Man muss ein System haben wo ich genau weiss, dass die Spieler sicher sind und genau wissen, was läuft» ergänzt Bregy. Und wenn ein System sitzt, dann kann man «ein, zwei Alternativen» testen. «Unberechenbar zu sein für den Gegner ist richtig, aber ich glaube eine gewisse Stabilität in der Mannschaft braucht es zuerst. »

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