Prognose Constantin ist Ende Saison Sion-Coach – Thun steigt nicht ab

Von Patrick Lämmle

19.6.2020

Sion-Boss Christian Constantin hält sich gerne in der Nähe der Spielerbank auf.
Sion-Boss Christian Constantin hält sich gerne in der Nähe der Spielerbank auf.
Bild: Keystone

Mal liegt man mit Prognosen goldrichtig, mal komplett daneben. In Sachen Trainerentlassungen hat sich «Bluewin» in der Vergangenheit kaum je verrannt. Und sonst so?

Traumjahr 2019: In der vergangenen Saison hat «Bluewin» vor dem Rückrundenstart alle Entscheidungen richtig vorausgesagt: YB wurde Meister, GC stieg ab, Xamax musste in die Barrage und Guillaume Hoarau wurde Torschützenkönig. Prognostiziert hat «Bluewin» zudem mindestens vier Trainerentlassungen in der Rückrunde, am Ende waren es deren fünf. Eine meisterliche Leistung, die nie bestätigten Gerüchten zufolge auch unter Zukunftsforschern hohe Wellen schlug.

Auch in dieser Saison hat «Bluewin» vor dem Rückrundenstart den Blick in die Glaskugel gewagt. Eine weltweite Pandemie haben die Sportredaktoren nicht vorausgesagt, obschon die WHO bereits im Januar davor warnte. Dafür haben wir uns dazu hinreissen lassen, den FCB als Meister, Thun als Absteiger und Luzern als Barrage-Teilnehmer auszurufen. Fünf Spiele und eine lange, unvorhergesehene Pause später, ist die Welt eine andere. Deshalb haben wir die Rückrunden-Prognose überarbeitet.



Der FC Basel wird doch nicht Meister

Die Ausgangslage vor der Rückrunde versprach grosse Spannung im Meisterkampf. YB führte die Tabelle zwei Punkte vor Basel und drei vor dem FC St. Gallen an. Vor dem Re-Start zeichnet sich ein etwas anderes Bild: YB und der FCSG liegen punktgleich an der Spitze, fünf Punkte vor dem FCB, den wir (aufgrund eines Bauchgefühls) als Meister ausgerufen hatten.

Den jungen Espen trauten wir nicht zu, dass sie die Pace halten können – sie haben zunächst das Gegenteil bewiesen. Doch nun wird es Schlag auf Schlag gehen, eine englische Woche jagt die nächste. Deshalb dürften YB und der FCB aufgrund der grösseren Breite im Kader im Vorteil sein. Doch wer wird Meister? Inzwischen sagt das Bauchgefühl, dass die Young Boys den Titelhattrick schaffen.

Das Warten hat ein Ende
Am 19. Juni ist die Super League zurück

Zum Spielplan

Thun steigt nicht ab

In der Vorrunde hatte Thun mickrige neun Punkte geholt, der rettende achte Platz lag ebenso viele Punkte entfernt. Auf Xamax hatte das Team aus dem Berner Oberland ebenfalls schon fünf Punkte Rückstand. Wer hätte gedacht, dass Thun in den ersten fünf Spielen der Rückrunde mehr Punkte holen würde, als in der gesamten Vorrunde? Kaum jemand. Und doch ist es genau so gekommen. Wenn Thun am Samstag gegen Xamax in die Rückrunde startet (live auf Teleclub), könnten sie bereits an den inzwischen punktgleichen Neuenburgern vorbeiziehen. Und sollte Sion später am Abend gegen St. Gallen verlieren, so wäre man nur noch einen Punkt vom sicheren Ufer entfernt. Für uns ist der FC Thun nicht mehr Abstiegskandidat Nummer eins, stattdessen sehen wir Sion und Xamax (beide Vereine wollten den Saisonabbruch) in Gefahr.



Luzern muss in die Barrage? Nie und nimmer …

Vor dem Rückrundenstart hatte Luzern nur vier Punkte Vorsprung auf Xamax und rund um den Verein jagte eine Negativschlagzeile die nächste. Im Winter wechselte man dann den Trainer und für einmal hat sich das voll und ganz ausgezahlt. Unter Fabio Celestini hat der FCL in fünf Spielen 13 Punkte geholt und ist im Jahr 2020 als einziges Super-League-Team noch ungeschlagen. Der Abstand auf den Barrage-Platz beträgt nun schon zwölf Punkte. Dieses Polster wird reichen, um den Ligaerhalt klarzumachen. Ob Sion oder Xamax in die Barrage muss, das wird sich am letzten Spieltag im Fernduell entscheiden. Sion wird dann bei Servette ein Remis reichen, um sich den Barrage-Platz zu sichern. Es wird eine Zitterpartie werden.

Trainerentlassungen: Korrektur nicht nötig

Vor dem Rückrundenstart in der Super League hat «Bluewin» zum Thema Trainerentlassungen Folgendes geschrieben:

Vor der Saison haben wir prognostiziert, dass mindestens fünf Trainer entlassen werden, fehlen also nur noch zwei. Einer davon könnte Ricardo Dionisio sein. Kennen Sie nicht? Mag sein, denn er stand in der Super League noch nie an der Seitenlinie und wurde erst im Januar als neuer Sion-Coach vorgestellt. Der Portugiese stösst von Promotion-Ligist Stade Nyonnais (nicht ohne Nebengeräusche) zu den Wallisern. Es tut uns ja leid für den 37-Jährigen, aber wir glauben nicht, dass er die Saison «überleben» wird. Das sagt aber wenig über die Fähigkeiten Dionisios aus, viel mehr über den Umgang von Constantin mit Trainern ...

Und siehe da, mitten in der Corona-Krise zog Constantin die Reissleine. Er verzichtete auf eine Vertragsverlängerung mit Dionisio und stellte ihn per sofort frei. Nur fünf Spiele lang stand der Portugiese bei den Wallisern an der Seitenlinie – drei Niederlagen und zwei Remis später sah sich der Sion-Boss zum Handeln gezwungen. Nun soll Paolo Tramezzani den Ligaerhalt sichern. Bei seinem ersten Engagement als Sion-Trainer im Jahr 2017 scheiterte er krachend und wurde nach 16 Spielen (1,06 Punkte im Schnitt) entlassen. Wird er bei seinem zweiten Engagement im Wallis nicht besser performen, dann würde es nicht überraschen, wenn Ende Saison CC höchstpersönlich an der Seitenlinie steht und seine Mannen dirigiert. Constantin an der Seitenlinie? Auch das wäre keine Premiere.



Die Trainer von Thun, Xamax und Lugano stehen aufgrund der tabellarisch ungemütlichen Situation unter Druck. Während die Thuner für ihre Geduld bekannt sind, kann man gleiches von den Neuenburgern und den Tessinern nicht behaupten. Aber auch in Basel könnte eine Bombe platzen, sollte Marcel Kollers Team nicht wie erhofft loslegen. Der Zürcher besitzt einen gut dotierten Vertrag, der in diesem Sommer ausläuft. Es sei denn, der FCB wird Meister, dann verlängert sich der Vertrag um ein Jahr. Auf Kollers Zukunft angesprochen meinte FCB-Präsident Bernhard Burgener: «Er soll jetzt Meister werden.» Aber können sich die (aufgrund der Corona-Krise) finanziell angeschlagenen Basler Koller überhaupt noch leisten? «Diese Frage stellt sich im Moment nicht», so Burgener. Würden sich die Basler derzeit tatsächlich nicht mit dieser Frage beschäftigen, so wäre das in höchstem Masse unprofessionell.

Nsame wird wie vorhergesagt Torschützenkönig

Jean-Pierre Nsame hat bereits 18 Treffer erzielt, damit hat er doppelt so viele Tore auf dem Konto wie seine nächsten Verfolger, die alle beim FC St. Gallen spielen. Ermedin Demirovic, Cedric Itten und Jordi Quintillà haben in dieser Saison je 9 Treffer erzielt. Nsame wird keiner überflügeln.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport