Ende Januar zeigte Alex Frei im Aargauer Derby Anhängern des FC Baden den Stinkefinger. Die Liga sperrte den Aarau-Coach für zwei Spiele. Im Fussball-Talk «Heimspiel» erklärt Frei seinen emotionalen Aussetzer.
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- Alex Frei ist beim Fussball-Talk «Heimspiel» bei blue Sport zu Gast.
- Der Aarau-Trainer spricht unter anderem auch über seinen Mittelfinger-Eklat im Derby gegen Baden. Er sei heftig beleidigt worden, sagt Frei: «Aber das darf mir nicht passieren.»
- Er sei heute ein anderer Mensch als noch als Spieler, so Frei. «Ich wollte zugänglicher werden, offener, lustiger und empathischer. Als Trainer musst du das sein.»
Im Anschluss an den 2:1-Sieg seiner Aarauer gegen den FC Baden liess sich Alex Frei am 30. Januar zu einer unüberlegten Aktion hinreissen. Der FCA-Coach zeigte den gegnerischen Fans den Mittelfinger. Die Liga sperrte Frei daraufhin zunächst für drei Spiele, reduzierte die Sperre danach auf zwei Partien.
Einen Monat nach dem Eklat spricht Frei im Fussball-Talk «Heimspiel» bei blue Sport über seinen Aussetzer. «Im Privatleben reagiere ich nicht, oder nur ganz selten, wenn einer einen dummen Spruch macht. Aber ich kann nicht garantieren, dass mir so was – in den Emotionen, rund um den Fussball – nicht wieder passiert», so der 44-Jährige, der sich selbst als Gerechtigkeitsfanatiker bezeichnet. «Aber es darf mir nicht passieren, das weiss ich auch. Ich habe eine Vorbildfunktion.»
Nichtsdestotrotz sieht er die Schuld nicht nur bei sich selbst. «Es ist mir zu einfach, wenn man 20 Franken für ein Ticket bezahlt und man dann links und rechts alles beleidigen darf. Ich glaube nicht, dass das im Ticket-Preis inbegriffen ist», sagt Frei. Was ihm in Baden genau an den Kopf geworfen wurde, will Frei nicht preisgeben: «Wenn hier Kinder zugucken ... Bei diesen Wörtern dürfte die Sendung erst ab 22 Uhr ausgestrahlt werden.»
«Ich versuche, ein bisschen cooler zu sein»
Trotz des Vorfalls in Baden meint Frei, der schon als Spieler einen meinungsstarken Charakter hatte, er habe auch in der Persönlichkeit eine Entwicklung durchgemacht. «Ich wollte zugänglicher werden, offener, lustiger und empathischer. Als Trainer musst du das sein», sagt er. «Ich finde, das gelingt mir auch relativ gut. Und so ist es mir auch wohler. Ich kann heute viel mehr über mich selbst lachen als früher.»
Irgendwann sei er an einen Punkt gekommen, an dem er alles einmal reflektierte. «Ich fragte mich: ‹Willst du, dass dich von zehn Personen acht einen Trottel finden – oder dass dich nur zwei einen Trottel finden?›» Er sei zum Schluss gekommen, dass es mit dem Charakter, den er als Spieler hatte, nicht funktioniert hätte. «Ich bin nicht perfekt, das werde ich auch nie sein. Ich versuche einfach, ein bisschen cooler und lockerer zu sein.»
«Mit einem Fiat kann ich nicht in der Formel 1 fahren»
Seit Beginn dieser Saison ist Alex Frei Trainer des FC Aarau. Den Traum von der Rückkehr in die Super League müssen die FCA-Fans wohl auch in diesem Jahr begraben. 15 Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 2 und die Barrage. «Das wirkt nach viel, aber in dieser Situation sind noch acht andere Mannschaften», stellt Frei klar. Trotzdem habe auch er sich gewünscht, näher an der Spitze dran zu sein.
«Mein Auftrag beim FC Aarau ist – so habe ich den verstanden: jünger, billiger und trotzdem erfolgreich. Die Definition von erfolgreich sei mal dahingestellt», so der Rekord-Torschütze der Schweizer Nati. Jünger und billiger bedeute meistens auch, dass man Abstriche beim Erfolg machen muss. «Mit einem Fiat kann ich auch nicht in der Formel 1 fahren», sagt er.
Und weiter: «Aber ich kann auch mit einem Fiat gut fahren. Wir sind jeden Tag bestrebt, das Bestmögliche aus den Spielern herauszuholen. Das ist eher ein Zwei-, Dreijahresplan und nicht ein Plan für ein Jahr.» Vielleicht sei das von ihm und vom Klub etwas zu wenig klar kommuniziert worden. Frei: «Es wurde klar definiert mit Sportchef Sandro Burki, dass wir uns diese zwei, drei Jahre Zeit geben wollen und auch geben müssen.»
Mit Sion sei in dieser Saison nun mal eine Mannschaft dabei, die weit über allen anderen stehe. Frei spricht Sion-Präsident Christian Constantin auch ein Lob aus: «Es ist das erste Mal, dass CC gecheckt hat, wie man eine Mannschaft zusammenstellen muss. Sie ist nahezu perfekt für die Challenge League.»