Nach turbulenten Tagen und dürftiger Kommunikation orientiert der FC Basel über die Zukunft – und die Vorkommnisse rund um die Trennung von Sportchef Marco Streller.
Die Vereinsführung um Präsident Bernard Burgener gesteht kommunikative Fehler ein, übt leise Kritik an der medialen Berichterstattung und stellt vorerst keinen neuen Sportchef vor. Die wichtigsten Zitate der Pressekonferenz hier zur Nachlesem. Die ganze Pressekonferenz sehen Sie hier:
Teilnehmer an der Pressekonferenz
Roland Heri, CEO
Bernhard Burgener, Präsident
Marcel Koller, Trainer
Bernhard Burgener: «Fussball ist die schönste Nebensache der Welt, sagt man» – so beginnt der Präsident die Pressekonferenz. Dazu gehörten aber auch die Selbstkritik und die Fähigkeit sich einzugestehen, dass man Fehler gemacht habe, so Burgener. Man sehe die jüngsten Ereignisse als Chance, es nun besser zu machen. Burgener: «Es geht um Sieg und Triumph – aber auch um Respekt.» Es sei seine Pflicht, für den respektvollen Umgang zu sorgen. «Der Verein steht über allem», so Burgener. Fussball-Business sei aber auch Show-Business, und es sei unmöglich, alle Informationen richtig zu kanalisieren.
Frage an Bernhard Burgener: Welche Fehler haben Sie denn konkret gemacht?
«Vertrauliche Gespräche müssen intern bleiben. Wir müssen uns über die Kommunikation Gedanken machen und diese verbessern.»
Frage an Bernhard Burgener: War es ein Fehler, sich nicht schneller zu Marcel Koller zu bekennen?
«Grundsätzlich war es so, dass wir einen festen Vertrag mit Marcel Koller haben. Es war ein bewusster Enscheid, das Saisonende abzuwarten und sich dann Gedanken zu machen. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass Marcel Koller einen Wechsel anstrebt. Deshalb erwarte ich von unserer sportlichen Leitung, dass man auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Wir haben in der Vergangenheit nie zu laufenden Verträgen Stellung genommen. Für uns war wichtig, dass wenn wir etwas verändern, dann sprechen wir zuerst mit den Betroffenen. Ich habe das bereits an der Generalversammlung so gesagt: ‹Marcel Koller hat einen bestehenden Vertrag.› Aber man muss auf jede Situation vorbereitet sein. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich sehe nicht die Medien in der Verantwortung, ich kenne die Mechanismen, sondern wir müssen unsere Kommunikation verbessern.»
Frage an Marcel Koller: Wurde zu einem Zeitpunkt eine Kündigung gegen Sie ausgesprochen?
«Nein, das war nicht der Fall. Ich bin während meinen Ferien für ein Gespräch nach Basel gekommen und bin dann zurück ins Bündnerland in meine Ferien.»
Frage an Marcel Koller: Wie gehen Sie mit dieser Situation um, wenn Sie jetzt wieder vor die Mannschaft treten?
«Ich sehe kein Problem. Es ist zwar nicht alles optimal gelaufen. Aber jetzt bin ich wieder da, und künftig dürfen solche Fehler einfach nicht mehr passieren.»
Frage an Marcel Koller: Berichten zufolge hat die sportliche Leitung des Vereins Gespräche mit Patrick Rahmen geführt. Wie war das für Sie?
«Wie sie wissen, bin ich schon lange im Geschäft. Wenn ich über Spekulationen lese, dann lasse ich mich nicht verunsichern. Wenn es so sein sollte, dann wird mir das vom Verein mitgeteilt. Das war nicht der Fall.»
Frage an Bernhard Burgener: Wie ist die Trennung mit Marco Streller abgelaufen?
«Sie können gerne diese Frage stellen. Aber das sind interne Angelegenheiten. Es wurden viele Behauptungen aufgestellt. Es gehört dazu, dass die sportliche Leitung mit anderen spricht. Dass man nun solche Geschichten aufbauscht ist auch falsch. Marco Streller hat aus eigenen Stücken gekündigt. Er wird dem Verein erhalten bleiben. Wir schätzen ihn sehr. Er ist ganz einfach als Sportchef zurückgetreten. Diese Entscheidung hat Marco Streller für sich gefällt – und wir akzeptieren sie.»
Folgefrage an Bernhard Burgener: Heute ist Trainingsbeginn. Da tritt man nicht einfach so zurück.
«Ich habe über alle Unternehmen Tausende von Mitarbeitern. Da treten immer wieder Leute zurück. Das ist nichts Aussergewöhnliches. Es war sein freier Entscheid, und es gilt, diesen zu akzeptieren.»
Roland Heri ergänzt: «Wir haben keine Krise. Selbstverständlich ist Marco Streller ganz stark emotional mit unserem Verein verbunden. Er hat seinen Job nicht so miserabel gemacht, wie man oft berichtete. Wir haben gut gearbeitet auf dem Transfermarkt und haben den Cup geholt.»
Frage an Bernhard Burgener: Was steckt hinter Marco Strellers publik gewordener Abschieds-SMS an die Mannschaft?
«Wir wissen, dass diese SMS an ein Medium gegangen ist. Wir wissen auch, dass sie kurz darauf veröffentlich wurde. Die SMS ging an wenige Spieler. Nach elf Minuten war sie online. Nach 13 Minuten habe ich ein SMS von Marco erhalten, der auch schockiert war. Ich verstehe, dass die Presse dann so handelt, es ist unser Fehler, dass dies überhaupt rausgeht.»
Frage an Bernhard Burgener: Wollen Sie uns glaubhaft machen, dass sie keine Gespräche mit Rahmen geführt haben?
«Darüber spreche ich an dieser Stelle nicht. Auch gegenüber Herrn Rahmen wäre das nicht korrekt. Ich mache dieses Spiel nicht mit. Wir haben einen hervorragenden Trainer. Aber wir haben ja auch eine sportliche Leitung, die sich um Alternativen kümmern muss. Man weiss ja nicht, ich wiederhole mich, welche Entscheidungen der Trainer trifft. Wir sind hier in Basel, aber schauen sie, selbst die grössten Vereine weltweit kriegen diese Dinge nicht immer in den Griff. Ein grosses Ziel von uns ist eine bessere Zusammenarbeit mit den Medien.»
Frage an Bernhard Burgener: Ist zu einem Zeitpunkt eine Freistellung erfolgt?
«Nein.»
Frage an Bernhard Burgener: Wer macht die Arbeit des Sportchefs nun?
«Marco Streller hat viel gemacht und viel vorbereitet. Wir haben unsere Transfers immer rechtzeitig gemacht. Natürlich habe ich auch Ängste, wie damals bei Lang, Vaclik oder Elyounoussi … unsere Besten wurden geholt. Vielleicht haben wir bei einigen zu wenig Geld gelöst. Wenn einer wechseln will, dann kann man ihn letztlich nicht halten. Wir sind vorbereitet auf weitere Transfers. Es kann noch Zu- und Abgänge geben. Aber grundsätzlich wollen wir alle, die wir jetzt haben auch behalten.»
Nochmals: Wer wird nund Sportchef?
Roland Heri: «Wir müssen diese Aufgabe nun lösen und haben dazu eine Taskforce eingerichtet, welcher ich vorstehe.»
Vorwurf an Bernhard Burgener: Sie spielen alles herunter.
«Nein, ich spiele das nicht herunter. Ich bedaure Marcos Entscheid, aber er hat diesen gefällt. Und er bleibt bei uns. Marco wird nun zunächst Ferien machen, danach setzen wir uns wieder zusammen. Er ist wichtig für den Verein. Als ich den Klub übernommen habe, sind drei Personen zu mir gekommen: Alex Frei, Massimo Ceccaroni und eben Marco Streller: ‹Ich schätze alle drei.› Sie haben mich gefragt, ob ich den Umbruch mit Ihnen machen würde. Ich fragte sie: ‹Macht ihr auch mit?› Sie haben Ja gesagt und es war ein mutiger Schritt von uns allen. Man vergisst das oft. Fakt ist, es war eine Bedingung, dass alle bestehenden Führungskräfte den Verein verlassen. Das ist eine riesige Herausforderung, wir hatten den Mut, das mit vielen Jungen zu machen. Und ich schütze sie, das ist wie in einer Familie. Es gibt Dinge, die können an die Öffentlichkeit und solche, die nicht dorthin gehören. Nochmals: Ich werde auch in Zukunft nur Gutes über Marco Streller sagen.»
Frage an Bernhard Burgener: War es ungeschickt, nach der Kommunikation am Freitag mit keinem Medium zu sprechen, um dann am Sonntag dem «Sonntagsblick» ein Interview zu geben?
«Zwei Medien wollten zunächst mir mir sprechen. NZZ und Basilik. Dort habe ich letzte Woche abgesagt. Ich hatte viel Druck von meinem persönlichen Umfeld. Man forderte, dass ich endlich rede. Dann habe ich diesen Entscheid gefällt und habe letztlich ein Interview gegeben. Es tut mir leid, dass ich den anderen keine Interviews gegeben habe. Das war ein Fehler. Es wäre sinnvoller gewesen, am Freitag mehr Interviews zu geben. Am besten wäre rückblickend gewesen, direkt am Freitag eine Pressekonferenz abzuhalten und sich den Fragen zu stellen.»
Folgefrage an Bernhard Burgener: Lassen Sie sich kommunikativ beraten?
«Ja, ich habe einen Berater. Ich habe bekanntlich einige Mandate und stehe börsenkontierten Unternehmen vor. Dort läuft es komplett anders als im Fussball. Der Fussball ist auch Unterhaltung. Es wäre in einem aktiennotierten Unternehmen nicht möglich, so zu kommunizieren. Dort müssen immer alle gleichzeitig informiert werden.»
Frage an Marcel Koller: «Ist man als Trainer nie am Punkt, wo man sich sagt, das mache ich nicht mehr mit?»
«Nein. Ich habe einerseits einen Vertrag. Anderseits ist der FCB ein geiler Verein. Tolle Fans, super Stadion, eine hervorragende Mannschaft. Wer mich persönlich kennt, weiss, dass ich ein Kämpfer bin. Und ich weiss, wie das Geschäft läuft. Und vom Verein ist nie jemand an mich getreten, und hat mir gesagt, dass ich nicht mehr Trainer sein soll. Ich habe abgewartet, dann haben wir darüber gesprochen.»
Folgefrage an Marcel Koller: Hatten Sie andere Angebote?
«Nein, dort wo ich bin, gebe ich 100 Prozent.»