St.Gallen-Präsident Matthias Hüppi muss in der Vergangenheit Erfahrungen mit rassistischen Vorfällen im eigenen Stadion machen. Im Fussball-Talk Heimspiel nimmt er Stellung und zeigt die Schwierigkeiten auf.
Ein erster Vorfall ereignet sich im Juni 2020. In einem aufgetauchten Fan-Video ist ein Ruf eines Espen-Anhängers zu hören, der weit unter die Gürtellinie zielt. Das Opfer ist Aiyegun Tosin vom FC Zürich. Weil nur 750 Fans im Stadion sind, ist die rassistische Beleidigung nicht zu überhören. Die Klub-Führung reagiert mit einem offenen Brief. «Der FC St. Gallen ist schockiert und wütend und stellt hiermit klar, dass wir Rassismus auch nicht ansatzweise tolerieren. Wir werden alles dafür tun, um die Person ausfindig zu machen», heisst es darin.
Im August dieses Jahres kommt es im Heimspiel gegen den FC Sion zu einem Eklat. Sion-Torwart Timothy Fayulu gibt im Interview nach dem Spiel an, von den Heimfans rassistisch beleidigt worden zu sein. Nach dem Schlusspfiff gehen die Emotionen hoch, Sions Serey Die und St. Gallens Lüchinger liefern sich vor laufender Kamera ein Wortgefecht. Erneut reagiert der FCSG empört und kündigt Untersuchungen an.
Die Beweiskette muss standhalten
Im Fussball-Talk Heimspiel auf die Vorfälle angesprochen, sagt Matthias Hüppi: «Das ist einfach total gegen die Werte und die Grundhaltung, die wir vertreten. Nicht nur wir, auch andere Vereine in der Schweiz. So etwas tut einem weh, auch persönlich.» Man fühle sich bei solchen Vorkommnissen mitverantwortlich. «Wir sind zuständig für einen guten Ablauf der Spiele. Das ist weitestgehend auch der Fall. Aber man muss Klarheit markieren, man muss Kanten zeigen und genau sagen, was man nicht will», so der FCSG-Präsident.
«Wenn zwei divergierende Zeugenaussagen vorhanden sind, stehst du am Berg.»
In einem gefüllten Stadion die Schuldigen jeweils auszumachen, sei sehr schwierig. «Bei der Geschichte mit Tosin vom FC Zürich waren wir extrem nahe dran. Aber da muss dann die Beweiskette voll standhalten, sonst hat man keine Chance, jemanden zu überführen – auch wenn man alles dafür tut.» Eine Zeugenaussage reiche unter Umständen nicht aus. «Wenn zwei divergierende Zeugenaussagen vorhanden sind, stehst du am Berg», erklärt der 63-Jährige. Hüppi stellt aber auch klar, dass man als Verantwortlicher nicht alles kontrollieren kann. «Bei einer grossen Masse von Menschen kannst du am Schluss des Tages nicht für alle die Hand ins Feuer legen.»
Im Falle Sion müsse ohnehin zuerst die Sachlage vollständig geklärt sein. «Man muss zuerst wissen, was genau passiert ist», sagt Hüppi und fügt an: «Ich will nichts verharmlosen, aber es war natürlich unfair am Anfang, dass man eine ganze Kurve in eine Ecke stellt. Da habe ich mich auch für die Kurve wehren wollen und müssen. Das lasse ich nicht zu. Es geht auch da darum, mit der gleichen Elle zu messen. Ich bin auf beiden Seiten voll engagiert, damit man dieses Thema im Griff hat.»