Super League Knall in Sion: Constantin schickt Yakin «in die vorgezogenen Ferien»

sda

7.5.2019

Murat Yakin ist nicht mehr Trainer im FC Sion. Zumindest vorläufig nicht mehr. Offiziell wurde er von Präsident Christian Constantin lediglich beurlaubt. Bis zum Saisonende übernehmen Christian Zermatten und U21-Trainer Sébastien Bichard.

Es gibt Trainer, die werden entlassen (und sofort ausbezahlt). Es gibt Trainer, die werden freigestellt (und erhalten ihr Geld ordentlich bis zum Vertragsende). Und es gibt Murat Yakin, den Trainer des FC Sion, der in die Ferien geschickt wurde und im Standby-Modus gehalten wird. So zumindest die offizielle Version.

Es ist nämlich wieder einmal eine groteske Situation, in welcher sich der FC Sion befindet. Der Walliser Klub beziehungsweise sein Präsident Christian Constantin hat seinen Trainer im Wortsinn «beurlaubt». Die «Verhaltensweise zusammen mit der Serie negativer Resultate» habe die Klubführung dazu veranlasst, «den Herren Murat Yakin und Marco Otero (Assistent) vorgezogene Ferien zu gewähren.»

Im Januar gerade noch den Vertrag verlängert

Die negativen Resultate sind eine Serie von drei Spielen ohne Tor und das Abrutschen auf den 7. Platz der Super League. Der Vorsprung auf den Barrage-Rang beträgt nur noch einen Punkt. Und die Verhaltensweise? Constantin wirft Yakin und dessen Staff vor, die Nacht vor dem Auswärtsspiel gegen den FC Zürich Ende April nicht im gleichen Hotel wie die Mannschaft verbracht zu haben. Ähnliches habe sich bereits in den Wochen zuvor zugetragen. Constantin ist deshalb zum Schluss gekommen, dass es dem Trainer und dem Staff «an einer professionellen Berufsauffassung mangelt».

Damit wird mit grösster Wahrscheinlichkeit ein weiteres Trainerkapitel im FC Sion vorzeitig zu Ende gehen. Offiziell wird die Situation nach dem Ende der Saison zwar neu beurteilt. Es ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass Yakin in der Saison 2019/20 auf den Trainerposten im FC Sion zurückkehrt. Eher ist anzunehmen, dass sich die Juristen in den nächsten Wochen um eine Auflösung der Verträge bemühen, ohne dass zu viel Geschirr zerschlagen wird. Yakin hatte erst Ende Januar seinen Vertrag bis 2021 verlängert.

Yakins magere Bilanz

Es bleibt das Gefühl zurück, dass im Wallis selbst ein Meistertrainer wie Murat Yakin nicht hat reüssieren können. Auch mit ihm, dem besten Trainer der Schweiz, wie Constantin stets sagte, hatte der Präsident weder Geduld noch Nachsicht. Gestolpert ist Yakin über die Geschichte der Hotelübernachtung. Gleichwohl gilt es festzuhalten, dass er keine gute Bilanz vorweisen kann. Er hat in 26 Meisterschaftsspielen einen Schnitt von 1,19 Punkten pro Partie erreicht. Dieser Wert liegt tiefer als bei seinem Gastspiel zuvor bei den Grasshoppers (1,23). In Sitten hat Yakin von 28 Pflichtspielen zwölf verloren und bloss neun gewonnen.

Yakin ist also weg, beziehungsweise in den Ferien, nun sollen Christian Zermatten, der im FC Sion als Interimstrainer vor zehn Jahren bereits einmal engagiert war, sowie der U21-Trainer Sébastien Bichard den Gang in die Barrage und womöglich den Abstieg in die Challenge League verhindern. Diesem Ziel ordnet Constantin alles unter. Deshalb hat er am Dienstag auch noch dies mitgeteilt: Der FC Sion verzichtet auf einen Rekurs gegen die von der UEFA verhängte Europacup-Sperre. Dabei wären die Walliser von einer Klassierung, die zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigt, derzeit auch nur drei Punkte entfernt.


Die Medienmitteilung im Wortlaut

Während der FC Sion im Endspurt der Meisterschaft alles unternimmt, um den Barrageplatz zu vermeiden, sieht sich die Geschäftsleitung des Walliser Vereins mit einem Mangel an professionellem Engagement seines technischen Staffs konfrontiert. Am Vorabend des Spiels gegen den FC Zürich am 28. April hielten es der Trainer und sein Assistent nicht für notwendig, bei ihrer Mannschaft zu bleiben oder zu sein, um die Vorbereitung auf das wichtige Spiel abzuschliessen. Der Präsident Christian Constantin stellte zudem fest, dass solche Abwesenheiten bereits bei anderen Spielvorbereitungen in den letzten Wochen aufgetreten seien. Dieses Verhalten steht im Widerspruch mit den Anforderungen, die ein Staff in dieser Verantwortung erfüllen muss, um das ordnungsmässige Funktionieren eines Profi-Kaders zu gewährleisten.

Dies, gepaart mit der Niederlagenserie aus den letzten Spielen, hat die Führung veranlasst, den Herren Murat Yakin und Marco Otero vorzeitige Ferien bis zum Ende der Saison zu geben. Da der Verein derzeit ernsthaftere sportliche Prioritäten hat, wird beschlossen, dass nach dem Ende der Meisterschaft wirksame Massnahmen zur Bewältigung dieser Situation ergriffen werden. Von nun an wird ein Duo aus Christian Zermatten und dem aktuellen U21-Trainer Sébastien Bichard, unterstützt von Christian Constantin, die Profis bis Ende Saison führen werden.

Darüber hinaus hat der FC Sion angesichts der aktuellen Situation beschlossen, die Beschwerde gegen den Ausschluss aus den europäischen Wettbewerben in der nächsten Saison zurückzuziehen. Das einzige Ziel des Vereins ist es nun, die schwierigen Barrage-Spiele gegen den Zweiten der Brack.ch Challenge League zu vermeiden.

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