«Die alte Garde muss weg» Machtkampf und nächster Knall bei GC: Fetscherin springt ab und tritt nach

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10.2.2021

Nächster Akt im nicht enden wollenden GC-Theater: Medienchef Adrian Fetscherin wirft den Bettel hin und greift auf seinem Social-Media-Kanal Teile des Verwaltungsrats frontal an. 

Sportlich gesehen läuft es den Zürcher Grasshoppers in der Challenge League nach dem 3:2-Auswärtssieg am Dienstagabend in Winterthur wieder wunschgemäss. Zwar grüsst Thun immer noch mit einem Punkt Vorsprung von der Tabellenspitze, hat aber eine Partie mehr auf dem Konto. GC ist nach Saisonhälfte also auf Kurs Richtung Rückkehr ins Oberhaus (Direktduell am 12. Februar, «blue Zoom» live), aber dem Verein, der einfach nicht zur Ruhe kommen will, fehlen neben dem Platz inzwischen Herz und Seele. 

So herrscht im Hintergrund weiter ein erbitterter Machtkampf, und zwar ausgerechnet zwischen den letzten Mohikanern vor Ort. Ironischerweise kommen die chinesischen Investoren, denen man nie so richtig zu trauen schien und die sich vornehm im Hintergrund halten, noch am besten weg. Bereits der unerwartete Rücktritt von Sportchef Schuiteman war ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat uneins sind. Nun sorgt ein nächster Knall für Unruhe: Adrian Fetscherin, Sprachrohr des Vereins und unermüdlicher Arbeiter mit Ecken und Kanten, hat genug und wirft den Bettel hin.

Fetscherin: «Ich kann das nicht mehr akzeptieren»

«Ich habe gekündigt, weil ich es unerträglich finde, dass wir den Feind im eigenen Haus haben. Und zwar in Person des eigenen Verwaltungsrats», erklärt ein emotionaler Fetscherin in seiner vierminütigen Video-Botschaft bei Facebook am frühen Mittwochmorgen. Auch wenn Fetscherin keine Namen nennt, gemeint ist: Andras Gurovits. Der Verwaltungsrat habe die Geschäftsleitung immer wieder torpediert, führt der Zürcher, der in der Öffentlichkeit zuletzt als einzig wahrgenommene Führungsperson agierte, aus.

Andras Gurovits wird von Fetscherin massiv attackiert.
Andras Gurovits wird von Fetscherin massiv attackiert.
Keystone

«Ich kann das nicht mehr akzeptieren», so der ehemalige TV-Reporter. Es sei unsäglich, dass die Hand, die den Klub füttere, Millionen investiere und den Klub gerettet habe, gebissen werde. Nicht nur die chinesischen Investoren seien auf das Übelste diskreditiert worden, auch die Mitarbeitenden, «darunter auch ich». Fetscherin hofft nun auf eine Signalwirkung und eine Reinigung im Klub. Man habe gewünscht, dass man das Management (Anm. d. Red.: Managing Director Jimmy Berisha, Generalsekretär Samuel Haas, Sportchef Bernard Schuiteman und Adrian Fetscherin, Leiter Marketing) in Ruhe arbeiten lasse. Das ist offenbar nie der Fall gewesen.

«Die alte Garde muss weg»

Nun fordert Fetscherin: «Die alte Garde muss weg.» Es bringe nichts, die Leute, die den Verein in Schieflage gebracht hätten mit jenen Leuten zu mischen, die den Klub wieder zum Erfolg führen wollten. «GC wird nicht zur Ruhe kommen, solange diese Leute da sind», erklärt Fetscherin seine Sicht der Dinge.

Zuletzt liess der scheidende Medienchef eine gewisse Souveränität vermissen. In hoher Kadenz wendete er sich auf seinem Facebook-Kanal an die Öffentlichkeit, kritisierte dabei auch die Arbeit von Medienschaffenden, die von chaotischen Zuständen beim Grasshopper Club berichteten, scharf – und persönlich. Wenn die jüngsten Ereignisse aber etwas beweisen, dann eben genau dies: Das Chaos ist die treuste Seele beim Grasshopper Club Zürich.


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