WM-Ticker vom 19. JuniWM-Ticker: So cool wie Cissé jubelt kein Trainer +++ Weltweite TV-Rekorde +++ Neymar bricht Training humpelnd ab
Teleclub
19.6.2018
Was gibt in Russland zu Reden? Wir bleiben für Sie am Ball, damit Sie nichts Wichtiges verpassen.
Die Spiele des heutigen Tages
Salahs Tor ist bloss Kosmetik
Gastgeber Russland gibt auch im zweiten Gruppenspiel gegen Ägypten Vollgas und geht am Ende verdientermassen als Sieger vom Platz. Der Achtelfinal dürfte nun nur noch Formsache sein. Für das Team rund um Mohamed Salah allerdings ist das Abenteuer womöglich schon am Mittwoch definitiv zu Ende, nämlich wenn Uruguay gegen Saudi Arabien gewinnen sollte.
Für ihre Coolness sind die meisten Fussballtrainer ja nicht unbedingt bekannt. Eine Ausnahme bildet der senegalesische Coach Aliou Cissé. Denn mit seinem Jubel nach dem 2:0-Führungstreffer seiner Equipe gegen Polen schaffte er es in Windeseile in die sozialen Medien. Hunderte von Memes sind bereits im Umlauf und wir würden gerne mit ihm jubeln, wenn Senegal auch im nächsten Gruppenspiel wieder so Gas gibt.
Exakt 55,89 Millionen Brasilianer verfolgten das Auftaktspiel ihrer Mannschaft gegen die Schweiz auf dem TV-Sender Globo TV. Damit hat das Spiel gleich sämtliche andere Sportereignisse hinter sich gelassen. Aber nicht nur in Brasilien lebt die WM-Euphorie. Rekordwerte verzeichnete etwa auch das Spiel zwischen Spanien und Portugal oder das Auftaktspiel der Franzosen gegen Australien.
Das Duell zwischen Kroatien und Nigeria sprengte sogar Einschaltquoten im gesamten Balkangebiet. Damit wäre wohl auch die Frage geklärt, warum immer mehr Geld für Fussball-Rechte ausgegeben wird.
Polen erwacht zu spät
Das Aufbäumen kurz vor Spielende der Polen war definitiv zu spät. Zwar hatte das Team rund um Superstar Robert Lewandowski sogar noch die Chance zum Ausgleich, doch Senegal schaukelte das 2:1 nach Hause.
Ist die Verletzung von Neymar vielleicht doch gravierender als zunächst angenommen? Der Brasilien-Star, der im Match gegen die Schweiz einiges einstecken musste, nahm am Dienstagnachmittag zwar am Training teil, verliess aber vorzeitig den Platz.
Die Team-Verantwortlichen spielen die Sache danach herunter: «Neymar hatte Schmerzen am rechten Knöchel. Es ist normal, dass er nach einem solchen Spiel Scherzen hat. Er muss nicht medizinisch behandelt werden und wird morgen wieder normal trainieren», versicherte Brasiliens Pressesprecher Vinicius Rodrigues.
Brasilianer bedrohen Behrami mit dem Tod
An Valon Behrami gab es für viele Brasilianer am Sonntagabend kein vorbeikommen. Das eine oder andere Mal musste der Tessiner zwar auch zu unerlaubten Mitteln greifen, vom Platz flog er aber nicht.
Dafür sahen die Fans der Seleçao nach dem Spiel Rot. Sie bombadierten Behrami und sogar seine Freundin Lara Gut auf Instagram mit Drohungen, die teils unter aller Gürtellinie waren. Ein paar «harmlose» Beispiele sahen dann etwa so aus:
- «Solltest du je nach Brasilien kommen, kriegen wir dich» - «Ich werde dir dieses Grinsen noch aus dem Gesicht prügeln» - «Jeder, der sich mit Neymar anlegt, legt sich mit allen von uns an. Du stehst auf Brasiliens Schwarzer Liste»
Behrami reagiert auf die Anfeindungen nicht. Wohl auch das einzig richtige.
Neymar trennt sich von seiner Spaghetti-Frisur
Nach Neymars erstem Auftritt gegen die Schweiz sorgte er vor allem in zweierlei Hinsicht Schlagzeilen. Zum einen, weil er der meist gefoulte Spieler der Brasilianer war und gefühlt mehr auf dem Boden lag als stand und zum anderen wegen seiner Frisur.
Schon während der Partie machten es sich User in den sozialen Medien zum Spass, die Frisur nachzustellen. Dazu schmückte man sich kurzerhand mit einigen Nudeln den Kopf und schon war die Ähnlichkeit verblüffend.
Neymar hat der Hohn offenbar nicht so zugesagt, weshalb er sich nun bereits wieder von seiner Spaghetti-Frisur getrennt hat. Und auch Mama Nadine Goncalves sieht dabei ziemlich stolz und zufrieden aus.
Federer: «Die schwierigen Spiele kommen für die Nati erst»
Japan profitiert von 87-minütiger Überzahl
Schon in der dritten Minute fliegt der Kolumbianer Carlos Sanchez mit Rot vom Platz. Ausserdem gibt es einen Elfmeter für die Japaner, welcher der Aussenseiter auch verwandelt. In der Folge tun sich die Asiaten aber trotz einem Mann mehr schwer und müssen sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich hinnehmen. Der Siegtreffer gelingt Japan in Hälfte zwei dann doch noch.
Sie schäumen noch immer: Der brasilianische Verband verlangt von der FIFA eine formale Erklärung nach dem Schweizer Ausgleichstreffer von Steven Zuber am Sonntag.
Das kündigte der Team-Manager des Verbands, Edu Gaspar, am Montag am Rande des Trainings an. Die Südamerikaner ärgern sich, dass Zubers (kleiner) Schubser an Verteidiger Miranda nicht geahndet wurde und der Video-Schiedsrichter nicht eingegriffen hatte.
Brasiliens Nationaltrainer Tite hadert ebenfalls mit dem Video-Assistenten: «Es war ein Foul. Aber es gibt keine Möglichkeit, zu protestieren.»
Rückendeckung von Arsène Wenger – Angriff auf Neymar
Anders sieht es Ex-Arsenal-Trainer Arsène Wenger. In einem Interview mit «beIN-Sports» meint der Franzose: «Es war ein typischer Fehler des Verteidigers. Der Video-Schiedsrichter hat deshalb nicht interveniert, weil wenn er das tun würde, dann gäbe es nach jedem Corner ein Foul».
Damit nicht genug, auch Neymar kriegt Kritik ab: «Es wundert mich, dass es bei der jüngeren Generation wenig 'natürliche Leader' gibt. Ich weiss nicht wieso, aber vielleicht liegt es daran, dass jeder Spieler ein Star ist. Schaut euch Neymar an, der Typ hat 170 Millionen Follower auf Social Media. Auch wenn ich sein Captain wäre, würde er machen, was er will.»
Sepp Blatter reist trotz Sperre nach Russland
Per Aeroflot-Flieger geht es für Sepp Blatter zum brisanten WM-Besuch nach Russland. Der inzwischen gesperrte Ex-Chef der FIFA besucht auf Einladung von Wladimir Putin das Duell von Portugal und Marokko. Für seinen Nachfolger eine knifflige Situation.
Mit seiner Vorliebe für Lionel Messi verärgerte Joseph Blatter in seiner Amtszeit als FIFA-Präsident Cristiano Ronaldo einmal bis aufs Äusserste. Für den brisanten WM-Besuch auf Einladung von Kremlchef Wladimir Putin wählte der Ex-Chef des Fussball-Weltverbands nun dennoch den nächsten Auftritt des Superstars von Real Madrid. Wenn Ronaldo am Mittwoch zum Duell mit Marokko den Rasen des Moskauer Luschniki-Stadions betritt, wird auch der 82 Jahre alte Schweizer in seinem Ehrensitz auf der Tribüne im Fokus der Kameras stehen.
Mit einem Aeroflot-Flieger will Blatter am Dienstagnachmittag in der russischen Hauptstadt einschweben. Auch wenn sich die FIFA entspannt gibt, wird die Kurzvisite des ehemaligen Präsidenten für Gianni Infantino zum sportpolitischen Balanceakt. Jedes Wort des Nachfolgers über seinen Vorgänger würde den Fokus noch mehr auf Blatter richten, alles darf sich dieser allerdings in Russland auch nicht erlauben.
Eigentlich ist Blatter angesichts seiner Sechs-Jahres-Sperre, die noch bis 2021 läuft, im FIFA-Kosmos nicht mehr erwünscht. Als Gast von Putin ist er in Russland natürlich willkommen, muss aber in der Rolle der Privatperson bleiben, um keinen weiteren Ärger zu bekommen.
Blatter muss sich an einige Regeln halten, auch wenn ein Tribünenbesuch nach bisheriger Interpretation der FIFA-Statuten nicht untersagt ist. Er dürfte dabei voraussichtlich das gleiche Recht wie der ebenfalls verbannte Michel Platini erhalten. Die FIFA-Ethiker hatten dem Franzosen eine Erlaubnis für den Besuch von EM-Spielen 2016 erteilt, solange er dabei nicht in offizieller Funktion erscheine. Letztendlich verzichtete Platini jedoch. Blatter hingegen lässt sich die grosse Bühne nicht nehmen.
Brasilien-Stars nehmen Kids mit ins Training
Langsam aber sicher erholt vom 1:1-Frust gegen die Schweizer geben sich die brasilianischen Stars im Training. Am Montag dürfen Marcelo, Casemiro und Co. ihre Kids mit auf den Platz nehmen und sorgen damit für gute Laune. Am Freitag trifft der fünfmalige Weltmeister in St. Petersburg auf Costa Rica, ein Sieg im zweiten Gruppenspiel ist Pflicht.
Ein Entschuldigungsmarsch für Mexikos Coach Osorio
So schnell wird man vom ungeliebten Trainer zum Helden. Nach dem 1:0-Sieg gegen Weltmeister Deutschland wollen sich viele Mexikaner bei ihrem kolumbianischen Trainer Juan Carlos Osorio entschuldigen. Dazu planen sie am Samstag einen Marsch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. «Niemand wollte an Osorio glauben, doch er kam in Russland an und zeigte uns, dass wir uns alle geirrt haben ... Entschuldigung, Osorio!», heisst es in einer Facebook-Veranstaltung des Onlineportals Sopitas.
England – Tunesien: Freud und Leid nach dem Spiel
Als Kartonfigur dabei
Er ist derzeit einer berühmtesten der zahlreichen mexikanischen Fans: Javier, der als lebensgrosses Kartonabbild im Minibus durch Russland reist. Weil seine Ehefrau ihm verboten hatte, die mehrwöchige Reise über Europa nach Russland mitzumachen, nahmen ihn seine Freunde als Porträt mit und lassen nun keine Gelegenheit aus, den stillen, bärtigen Begleiter an verschiedensten Orten abzulichten. Der verhinderte WM-Fahrer mit der Aufschrift «Meine Alte wollte nicht» auf dem T-Shirt ist der Star der Facebook-Seite «Ingue Su Matrushka», die schon über 200'000 Fans zählt.
Japans Prinzessin in Russland
Die japanische Prinzessin Takamado wird ihr Nationalteam bei der WM vor Ort unterstützen. Eine achttägige Reise in Russland führt die 63-Jährige an die Spiele gegen Kolumbien in Saransk und Senegal in Jekaterinburg. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo ist es der erste royale Besuch aus Japan in Russland seit über 100 Jahren.
Roger Federer gewann am Sonntag in Stuttgart einen Mercedes, Aleksandar Kolarov gleichentags in Samara einen Lada. Der Verteidiger, der in der Schweizer Gruppe Serbien mit einem herrlichen Freistoss zum 1:0-Sieg gegen Costa Rica schoss, erhielt das Geschenk vom Gouverneur der Region Samara, in der die Autos hergestellt werden. «Er war darüber sehr glücklich. Die ganze Mannschaft hat mit ihm gefeiert», wurde der Politiker in der russischen Zeitung «Iswestija» zitiert.
Nachdem in Australien die TV-Übertragung eines privaten Streaming-Dienstes für Ärger gesorgt hatte, schaltete sich Premierminister Malcolm Turnbull ein. Er nahm persönlich Kontakt zum Unternehmen auf und konnte danach Besserung versichern. Grund für die Ausfälle seien die extrem hohen Nutzerzahlen im Internet gewesen. Wegen erheblicher Budgetkürzungen überträgt Australiens öffentlich-rechtlicher Sender SBS nicht mehr alle WM-Spiele.
Lewy oder Emil?
Robert Lewandowski hat ein simples Rezept, um sich vor seinem Prominenten-Status zu schützen. Da er ständig erkannt werde, würden ihn seine Freunde manchmal Emil nennen, zum Beispiel, wenn er mit diesen in einem Restaurant sitze, erzählte Lewandowski in einem Interview mit dem britischen «Guardian». «Sollte dann doch jemand meinen, mich erkannt zu haben und fragen, ob ich Robert Lewandowski sei, sage ich einfach: 'Sorry, ich sehe nur wie er aus. Ich bin Emil, nicht Robert.'»
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