Kein Team ist schlechterEngland mit grossen Erwartungen – und der Angst vor Penaltys
SDA
3.7.2018 - 05:05
Mit Kolumbien – England werden heute um 20.00 Uhr die WM-Achtelfinals abgeschlossen. Die Engländer wollen erstmals seit 12 Jahren wieder eine K.o.-Runden-Partie gewinnen.
Im Spartak-Stadion wird ermittelt, wer am kommenden Samstag im Viertelfinal von Samara Gegner der Schweiz oder Schweden ist. Engländer wie Kolumbianer sehen die grosse Chance, im Falle eines Sieges noch weit vorstossen zu können, denn in ihrer Tableau-Hälfte findet sich keiner der ganz Grossen. Schon jetzt steht ja fest, dass zumindest eine Mannschaft im Final stehen wird, die dort seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr (wie England) oder noch gar nie (wie Kolumbien) vertreten war.
Insbesondere in England sehen viele die zum Ziel führende Wiese verlockend schön gemäht. Doch Star-Kritiker Gary Lineker hebt mahnend den Finger: «Zunächst geht es im Spiel gegen Kolumbien einmal darum, erstmals seit 12 Jahren an einem grossen Turnier ein K.o.-Spiel zu gewinnen.» 2006 in Deutschland war dies England letztmals gelungen. 1:0 siegte man im Achtelfinal gegen Kolumbiens Nachbarn Ecuador. Noch in guter Erinnerung ist zudem der EM-Achtelfinal von 2016, den man gegen Island verlor. Diese Schmach gab dem heutigen Trainer Gareth Southgate immerhin die Möglichkeit, einen Neuaufbau voranzutreiben.
Der Moment der Wahrheit
Doch wie gut ist England? Die Vorrunde gab darauf noch keine schlüssigen Antworten. Beim 2:1 gegen Tunesien brauchte es einen Treffer von Harry Kane in der Nachspielzeit, Panama war kein Gradmesser, und gegen Belgien kam eine B-Elf zum Zug. «Jetzt kommt der Moment der Wahrheit», sagt Harry Kane, der Torschütze vom Dienst, der an dieser WM schon fünf Mal ins Schwarze traf, «mein Selbstvertrauen ist unendlich.»
Ganz gut zu gebrauchen wäre die Zuversicht ins eigene Können in einem allfälligen Penaltyschiessen, das zwangsläufig immer zum Thema wird, wenn für England ein K.o.-Spiel ansteht. Dreimal schon sind die Engländer an Weltmeisterschaften vom Punkt gescheitert - mehr als jedes andere Team. Dreimal kam auch an einer EM das Out nach Penaltyschiessen. Einzig an der Heim-EM 1996 – im Viertelfinal gegen Spanien – konnten sie ein solches Shootout für sich entscheiden. Schon im nächsten Spiel folgte damals der Dämpfer. Gegen Deutschland schieden die Engländer im Penaltyschiessen aus. Den entscheidenden Strafstoss verschoss ... Southgate, der heutige Nationalcoach.
Bangen um James
In Kolumbien beherrscht ein einziger Name die Schlagzeilen: James Rodriguez. Der Sonnyboy von Bayern München, der am letzten Donnerstag im letzten Gruppenspiel gegen den Senegal nach einer halben Stunde hatte ersetzt werden müssen, leidet an einem Bluterguss in der rechten Wade. Eine MRI-Untersuchung in Kasan ergab immerhin, dass es sich nicht um einen Muskelfaserriss handelt.
Im Training aber wurde James Rodriguez seither nicht gesehen. Er werde stärker denn je zurückkommen, twitterte er. Nur wann? Der argentinische Coach José Pekerman, mit Kolumbien vor vier Jahren schon im Viertelfinal, muss sich jedenfalls darauf einstellen, den Torschützenkönig der WM 2014 nicht einsetzen zu können. Das wäre für diese Mannschaft ein harter Schlag. Mittelfeldspieler Carlos Sanchez bleibt dennoch zuversichtlich: «Am Ende macht immer nur das Team die Differenz.» Insofern hat er nicht Unrecht. Schon viele mit namhaften Stars besetzte Equipen sind bereits gescheitert.
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