Die Kehrseite des Erfolgs Jogi Löw: «Manchmal würde ich am liebsten aus dem Fenster springen»

pat

11.6.2018

So hätte Jogi Löw gute Chancen, nicht erkannt zu werden.
So hätte Jogi Löw gute Chancen, nicht erkannt zu werden.
Bild: Getty Images

Die Titelverteidigung bei der WM ist eigentlich eine «Mission Impossible», doch genau das wollen die Deutschen erreichen. Bundestrainer Jogi Löw würde dann noch populärer als er ohnehin schon ist. Das ist wohl das Einzige, worauf der 58-Jährige gut verzichten könnte.

In einem Interview mit der österreichischen Zeitung «Kurier» gibt Jogi Löw zu, dass ihm der ganze Rummel um seine Person manchmal fast zuviel wird. «Wenn ich zum Beispiel im Zug sitze und es steigen Fans ein und die erkennen mich und singen ein Lied. Ehrlich, da würde ich manchmal am liebsten aus dem Fenster springen.»

Inzwischen, Löw ist seit 12 Jahren Bundestrainer, habe er sich aber auch an den Ruhm gewöhnt. Er versuche einfach, sich so normal wie möglich zu verhalten. Selbst wenn bei ihm zu Hause wildfremde Menschen an der Tür klingen würden, um nach Eintrittskarten für die WM-Spiele zu fragen. Ins Kino gehe er aber auch weiterhin, denn daheim in Freiburg sei es sowieso nicht so schlimm. «Da kennen mich die Leute und wahrscheinlich habe ich da inzwischen alle schon durch mit einem Foto».

Löw weiss, dass es auch Glück braucht

Natürlich will Löw mit Deutschland den Titel verteidigen, doch ohne Glück sei das nicht möglich: «Du kannst bei so einem langen Turnier nicht alles planen, du brauchst auch sehr viel Glück, um es bis ins Endspiel oder gar zum Titel zu schaffen. Ich weiss, dass wir vor vier Jahren das Finale gegen Argentinien auch hätten verlieren können. Wenn Higuain das Tor macht, dann wäre vielleicht alles anders gekommen.»

Darum sehen wir 2018 ein anderes Deutschland als 2014

Nach dem Titelgewinn sei er ein paar Stunden voll aufgedreht und wahnsinnig euphorisiert gewesen, doch bald folgte die grosse Leere. Und bei den ersten Spielen nach der WM habe er gemerkt, dass es so nicht weitergehe. «Wir haben dann im Trainerteam beschlossen, dass wir alles verändern müssen. Die Abläufe, die Systeme, auch die Spielweise. Nichts sollte mehr so bleiben, wie es war. Das hat mich selbst auch wieder extrem motiviert. Es hat mich gepackt.» Auch deshalb überrascht es nicht, dass vom Weltmeisterteam von 2014 in Russland nur noch neun Spieler dabei sind (Bluewin berichtete).

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