Zum ersten Mal treffen Frankreich und England in der entscheidenden Turnierphase aufeinander. Es ist auf dem Papier das ausgeglichenste Viertelfinal-Duell der WM.
Obwohl beide Nationalmannschaften schon oft Fussballgeschichte geschrieben haben, gab es kaum aufsehenerregende Spiele zwischen den beiden. Je zweimal stand man sich in den Gruppenspielen der Weltmeisterschaften und Europameisterschaften gegenüber. 1982 trug der Engländer Bryan Robson nach 27 Sekunden eines der schnellsten Tore der WM-Geschichte zum 3:1-Sieg bei, 2004 gewann Frankreich das erste Vorrundenspiel dank zwei Toren von Zinédine Zidane in der Nachspielzeit mit 2:1.
Die sportliche Rivalität tragen die beiden Nationen viel öfters im Rugby aus. Der Ausdruck für diese Duelle von grosser Bedeutung ist auf beiden Seiten des Ärmelkanals «Le Crunch». 109 Mal standen sich die Rugbyspieler von England und Frankreich schon gegenüber. Im Fussball kommt es am Samstagabend erst zum 31. Duell, zum mit Abstand wichtigsten seit dem ersten 1923.
Im Blickpunkt sollten in Al-Khor zum Abschluss der Viertelfinals die Offensiven stehen. England sei ein Team mit ähnlichen Stärken wie Frankreich, bemerkte Adrien Rabiot, einer der besten Franzosen bisher an dieser WM. «Schnelle Spieler auf den Seiten, relativ offensive Aussenverteidiger und Mittelfeldspieler, die nach vorne stossen können», so der 27-Jährige von Juventus Turin. Rabiot und Aurélien Tchouaméni konnten bisher die Absenzen von Paul Pogba und Ngolo Kanté wettmachen.
England hat den Glauben wieder gefunden
Den ersten richtigen Test gibt es für Frankreich, das die erste erfolgreiche Titelverteidigung eines Weltmeisters seit 1962 anstrebt, aber erst jetzt gegen England. «Es ist eine weitere Etappe. Aber es gibt keinen Stress, keine Zurückhaltung», meinte Nationalcoach Didier Deschamps. Der 57-Jährige sprach von Freude, Souveränität und einer gesunden Portion Aufregung. Ganz anderes als bei der EM vor einem Jahr, als die Stimmung der Franzosen im Keller war, heben diesmal die heimischen Medien die gute Atmosphäre innerhalb des Teams hervor.
Auch bei den Engländern stimmt die Ambiance. Abwehrspieler Harry Maguire erzählte, dass die Three Lions anders als noch vor vier Jahren «wirklich glauben, dass es möglich ist, das Turnier zu gewinnen». In Russland sei man mit dem Halbfinal zu sehr zufrieden gewesen. Nun wolle man mehr. Neben den starken Stürmern soll gegen Frankreich auch die Defensive den Unterschied machen. Rechtsverteidiger Kyle Walker kommt einen Schlüsselrolle zu: Er muss Kylian Mbappé stoppen, auch wenn er betonte, der Viertelfinal sei nicht das Duell Mbappé gegen England.