«Wann, wenn nicht jetzt?» Dzemaili: «Wir haben gezeigt, dass wir weit kommen können»

SDA

28.6.2018 - 00:22

Ungeschlagen und bis zu einigen wenigen ungenügenden Momentaufnahmen souverän – so in etwa könnte die WM-Zwischenbilanz der Schweizer Achtelfinalisten ausfallen.

So konfus die Schweizer phasenweise auftraten, so unsorgfältig und hektisch sie sich in der Schlussphase den zweiten Sieg entreissen liessen, zur Debatte stand die Achtelfinal-Qualifikation im Prinzip kaum einmal. Brasilien gewährte Serbien (2:0) keine Rückkehr mehr und Petkovics Ensemble wusste in den entscheidenden Momenten, was zu tun ist.

Am Tag der epochalen Versenkung von Titelträger Deutschland sind die zeitweiligen Schwankungen der Schweizer zu relativieren. «Wichtig ist in erster Linie einmal, dass wir weitergekommen sind», hielt Blerim Dzemaili fest. Der Dauerläufer belohnte sich für sein enormes Pensum hinter der Spitze im sechsten WM-Einsatz seiner Karriere mit dem zweiten Treffer.

Dzemaili will Grosses schaffen: «Wann, wenn nicht jetzt?»

Blerim Dzemaili an der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Costa Rica.
Blerim Dzemaili an der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Costa Rica.
Bild: Getty Images

Die persönlichen Meriten standen für ihn selbstredend nicht im Vordergrund, der Bologna-Routinier wagte bereits einen ersten Ausblick: «Ich bin glücklich für die Mannschaft, die während der Vorrunde gezeigt hat, weit kommen zu können.» Nach mehreren bitteren Achtelfinal-Niederlagen auf WM- und EM-Ebene hält Dzemaili die Zeit und seine Kollegen für reif genug für den nächsten Schritt. «Wann, wenn nicht jetzt? Wir sind mit den Schweden definitiv auf Augenhöhe.»

Dzemaili glaubt, die Schweiz könne zur Überraschungsmannschaft im positiven Kontext aufsteigen. «Wir sind oben dabei, wir müssen es jetzt packen.» Ganz ausblenden mochte er die Eindrücke des letzten Gruppenspieltages gegen die zuvor torlosen Costa Ricaner indes nicht: «Wir müssen wieder zu unserem Spiel finden, der Gegner hatte zu viele Chancen.»

Die Fehler seien zu analysieren, aber dennoch nicht zu dramatisieren, findet Dzemaili. «Der Gegner sah gegen die Serben und Brasilien nicht so schlecht aus.» Wichtiger war ihm, die Schweizer Qualitäten in den richtigen Fokus zu rücken. Sie hätten bereits an der EM keine Vorrundenpartie verloren. «Und hier ist uns das erneut gelungen. Das ist höchst erfreulich und zeigt, wie sehr wir gemeinsam gewachsen sind.»

Unbequeme Schweden vor der Brust

Nicht der Weltmeister Deutschland wie vor dem Turnier-Kick-off allseits erwartet, sondern Schweden steht der SFV-Auswahl am kommenden Dienstag in St. Petersburg gegenüber. «Schade für sie. Das Karma kann manchmal hart sein», liess sich Marcus Berg nach dem 3:0 gegen Mexiko und dem zeitgleichen Absturz der DFB-Elf gegen Südkorea (0:2) zitieren. Eine Runde zuvor hatten die Nordeuropäer nach dem Freistosstor von Toni Kroos in der 95. Minute Löws Ensemble beim überschwänglichen Jubeln zusehen müssen.

Auf die Schweiz kommt ein Kontrahent zu, der nicht von klingenden Namen lebt, sondern von einer schwierig auszuspielenden Einheit. Die Balance ist hervorragend, die Mischung passt: Mehrere der U21-EM-Titelträger von 2015 kommen zum Zug, auf den Schlüsselpositionen sind routinierte und überdurchschnittlich dotierte Professionals wie der Leipziger Tempomacher Emil Forsberg engagiert.

Nach dem Playoff-Coup gegen Italien holte der «Dagens Nyheter» im letzten November zur ganz grossen Schlagzeile aus: «Es gibt nichts, was dies hier schlägt.» Sollten die Skandinavier, 1994 WM-Halbfinalist, dann aber rund zwölf Jahre lang im biederen Mittelmass verschwunden, in Russland eine weitere Runde überstehen, müsste die Zeitung einen neuen Superlativ erfinden.

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