Bundesliga Hertha-Bosse rechnen mit Klinsmann ab: «An Glaubwürdigkeit verloren»

dpa/jar

13.2.2020

Die Hertha-Bosse: Präsident Werner Gegenbauer, Investor Lars Windhorst und Sportchef Michael Preetz.
Die Hertha-Bosse: Präsident Werner Gegenbauer, Investor Lars Windhorst und Sportchef Michael Preetz.
Bild: Getty

Die Zeit von Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC ist endgültig vorbei. Nach dem Rücktritt als Trainer soll er laut Investor Lars Windhorst auch nicht mehr dem Aufsichtsrat angehören.

Nach seinem Rücktritt als Trainer von Hertha BSC wird Jürgen Klinsmann auch nicht mehr in den Aufsichtsrat des Berliner Bundesligisten zurückkehren. «Leider ist die Art und Weise des Abgangs so unakzeptabel, dass wir im Sinne des Vereins eine zielführende Zusammenarbeit so nicht fortführen können», sagte Investor Lars Windhorst bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: «Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben.»

Windhorst liess allerdings offen, «ob wir in einigen Monaten in anderer Form auf ihn und seinen Rat zurückgreifen können. Ich schlage niemals Türen zu.» Persönlich bedauert der Geldgeber es sehr, «dass Jürgen Klinsmann uns sehr abrupt verlassen hat».

Klinsmann hatte am Dienstagvormittag völlig überraschend nach nur elf Wochen sein Trainer-Amt bei Hertha zur Verfügung gestellt und damit den Klub geschockt. Dabei hatte der 55-Jährige zunächst angekündigt, in das Aufsichtsgremium zurückkehren zu wollen. In einem Videochat am Mittwochabend äusserte er sich dann zurückhaltender und legte die Entscheidung in die Hände des Klubs.



Nach eigener Aussage war Klinsmann im vergangenen Oktober von Windhorst angesprochen worden, ob er den Unternehmer in Fussballfragen unterstützen könne. Anfang November war der Weltmeister von 1990 durch die Tennor Holding des Geldgebers dann für einen Platz im Aufsichtsrat der GmbH & Co. KGaA benannt worden, nachdem diese ihre Anteile für insgesamt 224 Millionen Euro auf 49,9 Prozent aufgestockt hatte.

Dieses Amt liess Klinsmann ruhen, als er knapp drei Wochen später den Cheftrainerposten übernahm. Der Aufsichtsrat der KGaA hat vergleichsweise geringe Befugnisse und ist beispielsweise nicht dafür zuständig, Transfers abzusegnen oder über die Geschäftsführung um Manager Michael Preetz zu entscheiden.

Via Internet-Botschaft hatte Klinsmann am Mittwochabend die Umstände seines plötzlichen Rücktritts als «fragwürdig» bezeichnet und sich bei den Fans entschuldigt. Gleichzeitig kritisierte er aber auch deutlich die Rolle von Manager Michael Preetz und begründete seinen Rücktritt mit dem Wunsch nach mehr Kompetenzen, den ihm der Klub verwehrt hatte. «Da haben wir uns aufgerieben in vielen, vielen Nebenkriegsschauplätzen.» Ihm sei «unglaublich aufgestossen», dass der Manager auf der Bank sitze und seine Kommentare abgebe.



Preetz: «Er wollte immer alles entscheiden»

Preetz selbst meldet sich an der Pressekonferenz wie folgt zu Wort: «Das Statement kam für uns aus heiterem Himmel. Ich habe schon viel erlebt im Fussball, aber das am Dienstagmorgen war für mich in der Form total neu. Wir hatten keine Chance, in einen Austausch zu kommen. Zu Verantwortung gehört auch, das gemeinsame Gespräch zu suchen. Das ist nicht passiert. Wir sind kalt erwischt worden.»

Der Sportdirektor kontert auch Klinsmanns Vorwurf, als Trainer nicht genügend Kompetenten erhalten zu haben. «Wir haben Ende November mit Jürgen vereinbart, dass er als Cheftrainer dieselben Kompetenzen hat wie alle anderen Cheftrainer in der Bundesliga. Die wichtigste Aufgabe im ersten Moment war, Punkte zu sammeln», so Preetz, der auch sagt, dass es unterschiedliche Ansichten über die Kompetenzen des Cheftrainers gab. «Aber es wurde nie besprochen, dass es ein Problem ist, wenn ich auf der Bank sitze. Das kann man nur im Gespräch lösen. Das kann man aber nicht, wenn man sich umdreht und davonläuft.»

Ausserdem wirft Preetz Klinsmann vor, eine zu grosse Machtvorstellung zu haben. Zwei Geschäftsführer sind dazu da, die Geschäfte zu leiten. Es gab immer den Ansatz von ihm, alles entscheiden zu wollen. Aber in jedem Unternehmen muss es einen geben, der das letzte Wort hat. Und das bin ich und Ingo Schiller.»



Co-Trainer Nouri und Feldhoff übernehmen

Bis auf Weiteres werden die bisherigen Co-Trainer Alexander Nouri und Markus Feldhoff das Hertha-Training leiten, sagt Preetz: «Wir werden mit Nouri, Feldhoff und dem Trainerteam in die nächsten Wochen gehen. Wir wissen alle, dass wir schwere Aufgaben vor der Brust haben und in den nächsten Wochen punkten müssen.»

Die Berliner liegen noch sechs Punkte vor den Abstiegsplätzen. «Wir hoffen und sind davon überzeugt, dass wir die nötigen Punkte holen werden», sagt Preetz. Am Wochenende folgt für die Hertha das Duell bei Schlusslicht Paderborn.

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