Testspiel gegen Katar Auf Almoez Ali Zainelabdeen Abdulla freuen wir uns riesig

Patrick Lämmle

13.11.2018

Almoez Ali Zainelabdeen Abdulla ist mit vier Toren der zwölftbeste Torschütze in der Geschichte Katars.
Almoez Ali Zainelabdeen Abdulla ist mit vier Toren der zwölftbeste Torschütze in der Geschichte Katars.
Bild: Keystone

Am Mittwoch spielt die Schweiz in Lugano gegen Katar, den nächsten WM-Gastgeber. Gut möglich, dass die Kataris 2022 zum erweiterten Favoritenkreis gehören, dazu später mehr. Doch das aktuelle Kader gleicht einer durchschnittlichen Challenge-League-Mannschaft.

Katar ist ein kleines Land am persischen Golf – und eines der reichsten der Welt. Riesige Ölvorkommen und Erdgas verhelfen den Scheichs zu unfassbarem Reichtum. Was wir sonst noch wissen? Nicht viel – und schon gar nichts Gutes. 2022 wird die WM in Katar stattfinden, eine Winter-WM soll es werden, denn im Sommer ist es zu heiss. Das sorgt bei Fans für grossen Unmut und stellt die nationalen Verbände vor grosse Herausforderungen.

Zu heiss ist es auch für die Bauarbeiter, die bei immenser Hitze Stadien aus dem Erdboden stampfen müssen. Gebaut werden die Prunkstücke nicht von Kataris, sondern von tausenden Wanderarbeitern aus Nepal und Indien, die bei bis zu 50 Grad am Schatten bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten müssen. Schon mehrfach wurde darüber berichtet, es gibt viele ungeklärte Todesfälle. Human Rights Watch wirft dem WM-Gastgeber Katar «vorsätzliche Verantwortungslosigkeit» im Umgang mit Arbeitern vor. Die Löhne, wenn sie denn bezahlt werden, sind alles andere als grosszügig.

Mitglieder der Gewerkschaft UNIA demonstrierten im Oktober 2013 vor dem Hauptsitz des Weltfussballverbandes FIFA gegen die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Auf den Baustellen vor Ort waren zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Arbeiter ums Leben gekommen.
Mitglieder der Gewerkschaft UNIA demonstrierten im Oktober 2013 vor dem Hauptsitz des Weltfussballverbandes FIFA gegen die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Auf den Baustellen vor Ort waren zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Arbeiter ums Leben gekommen.
Bild: Keystone

Grosszügig ist Katar, wenn es darum geht, Millionen nach Paris zu transferieren. Seit sieben Jahren gehört der französische Serienmeister PSG quasi Katar. Klub-Boss Nassar Al-Khelaifi hat den Auftrag, PSG zur besten Mannschaft Europas zu machen, da nimmt man es auch mit den Regeln des Financial Fairplays nicht so genau.



Und nun zum sportlichen Teil

Nati-Coach Vladimir Petkovic spricht von einem «Team mit Zukunft, das schon lange zusammenspielt und sich stetig verbessert hat.» Nun ja, was soll er auch anderes sagen? Der 15:0-Sieg vor drei Jahren gegen Bhutan war natürlich nicht schlecht, bei der 0:1-Niederlage vor etwas mehr als zwei Jahren gegen Curaçao haben die Kataris aber nicht geglänzt. Aktuell ist Katar, das sich noch nie für eine WM-Endrunde qualifizieren konnte, im 96. Rang klassiert, direkt hinter der Fussball-Grossmacht Färöer und nur vier Plätze vor den Filigrantechnikern aus Madagaskar.

Schaut man sich die Marktwerte der Spieler an, dann könnte man meinen, die Schweiz bekomme es mit einer durchschnittlichen Challenge-League-Mannschaft zu tun. Legionäre sind keine im Team. Die Spieler sind uns unbekannt. Auch der «Highlight»-Clip von Topskorer Almoez Ali Zainelabdeen Abdulla, den wir auf Youtube gefunden haben, hat uns nicht sonderlich beeindruckt. Vielleicht hat aber auch bloss der Schöpfer des Videos versagt.

Warum wir Katar an der WM trotzdem etwas zutrauen

Von der heutigen Nationalmannschaft Katars wird 2022 wohl keiner dabei sein. Man wird Spieler aus aller Welt einbürgern und quasi mit einer Weltauswahl antreten. Das war zumindest an der Handball-WM 2015 so. Gebürtige Osteuropäer führten Katar an der Heim-WM bis ins Finale, angefeuert wurde das Team von bezahlten Jubel-Fans aus Spanien. Immerhin dürfen im Fussball Nationalspieler nur für ein Land auflaufen, so werden wir zumindest Ronaldo und Messi nicht im Katar-Shirt jubeln sehen. Ganz so sicher sollte man sich diesbezüglich allerdings noch nicht sein. Denn vielleicht passt ja FIFA-Präsident Gianni Infantino das Reglement noch ein bisschen an, es wäre nicht sein erster «Freundschaftsdienst» für die Kataris.

Ein bisschen freuen wir uns dann aber doch auf das Spiel, denn zumindest ein Schweizer dürfte an seine Grenzen kommen: SRF-Kommentator Sascha Ruefer. Spätestens dann, wenn Abdulkareem Salem Al Alli auf Abdelrahman Moustafa passt, der den Ball zu Abdullah Abdulsalam weiterleitet, ehe Topskorer Almoez Ali Zainelabdeen Abdulla in den Abschluss geht ...

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