Wie alles begann Bei der Heim-EM vor 15 Jahren ging Ronaldos Stern auf

Aus Porto: Patrick Lämmle

5.6.2019

EM 2004: Cristiano Ronaldo lässt sich nach seinem Treffer im Halbfinal gegen Holland von den Teamkollegen feiern.
EM 2004: Cristiano Ronaldo lässt sich nach seinem Treffer im Halbfinal gegen Holland von den Teamkollegen feiern.
Bild: Getty

Am 20. August 2003 wird der damals 18-jährige Cristiano Ronaldo in einem trostlosen Testspiel gegen Kasachstan zur Pause beim Stand von 0:0 eingewechselt. Zehn Monate später erobert das Supertalent an der Heim-EM die Herzen der Fans.

Seinen ersten Profivertrag erhält Ronaldo im Sommer 2002 bei Sporting Lissabon. Nach nur einer Saison mit drei Ligatoren und null Assistst auf dem Konto zieht er weiter. Er schliesst sich dem grossen Manchester United an, um von den Besten zu lernen. Vier Tage nach seinem Debüt im «Red-Devils»-Shirt debütiert er auch in der Nationalmannschaft. Er wird in einem Testspiel gegen Kasachstan (1:0) für den damaligen Superstar schlechthin, Captain Luis Figo, eingewechselt.

Zehn Monate später erhält Ronaldo ein Aufgebot für die Heim-EM. Dies nachdem er bei United – im Schatten der Grossen – öfter zum Zuge kam als man das erwarten durfte. Seine Nominierung, eine Randnotiz. Denn mehr als ein Ergänzungsspieler würde er im mit Stars gespickten portugiesischen Nationalteam nicht sein. Doch es sollte ganz anders kommen.

Das erste Gruppenspiel verliert Topfavorit Portugal im Estádio do Dragão in Porto 1:2 gegen Griechenland. Im Gastgeberland herrscht Kater-Stimmung. Einziger Lichtblick, das Jokertor von Ronaldo in der 93. Minute.

EM 2004: Ronaldo steigt am höchsten und markiert sein erstes Länderspieltor.
EM 2004: Ronaldo steigt am höchsten und markiert sein erstes Länderspieltor.
Bild: Getty

Im folgenden Spiel gegen Russland wird der Teenager mit den damals in Mode gekommenen blonden Strähnchen und der nicht übersehbaren Zahnlücke 12 Minuten vor Schluss für Figo eingewechselt – kurz darauf liefert den Assist zum 2:0.

Fortan steht Ronaldo in der Startelf und wird zum Liebling der Fans. Im Viertelfinal gegen England (8:7 n.P.) trifft das Babyface im Penaltyschiessen, doch seinen ganz grossen Auftritt hat er beim 2:1-Sieg im Halbfinal gegen Holland. In der 26. Minute trifft Ronaldo zum 1:0 und präsentiert der Welt – eine gelbe Karte ist ihm das wert – ein erstes Mal seinen gestählten Oberkörper. Später liefert der neue Stern am portugiesischen Fussball-Himmel mit einer listig ausgeführten Ecke den Assist zum 2:0.

Portugal ist nur noch einen Schritt vom grossen Ziel, dem EM-Titel im eigenen Land, entfernt. Und der Gegner heisst, wie bereits im ersten Gruppenspiel, Griechenland. Im Unterschied zum Auftaktspiel steht im Final aber mit Ronaldo der Mann der Stunde in der Startelf. Doch die Ronaldo-Mania, die Portugal flutartig überschwemmt hatte, findet ein jähes Ende. Angelos Charisteas erzielt in der 57. Minute das einzige Tor der Partie, Griechenland schafft die Sensation und ist Europameister. Ronaldo hat nicht geliefert. Mit Tränen in den Augen nimmt der untröstliche Shootingstar die Silbermedaille entgegen.

EM 2004: Ronaldo weint nach der Final-Niederlage bittere Tränen.
EM 2004: Ronaldo weint nach der Final-Niederlage bittere Tränen.
Bild: Keystone

Rückblickend ist die Heim-EM allerdings der Startschuss einer der grössten Fussballer-Karrieren überhaupt. Gegen die Schweiz wird der 34-Jährige sein 157. Länderspiel bestreiten, 86 Tore hat er im Nationaltrikot bereits erzielt, 37 weitere vorbereitet. Den 2004 verpassten Europameistertitel hat er 2016 in Frankreich gewonnen. Auf Klubebene hat er in seiner Karriere über 600 Tore erzielt und Trophäen ohne Ende gesammelt. Alleine die Champions League hat «CR7» schon fünf Mal gewonnen. Nun will der fünffache Weltfussballer seinem Land mit dem Gewinn der Nations League einen weiteren Titel bescheren. Die Schweizer Nati versucht genau das zu verhindern – ausgerechnet im Estádio do Dragão, wo Ronaldos Stern einst zu leuchten begann.

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