Nach 18 von 38 Runden hat Real Madrid zehn Punkte Rückstand auf Leader Barcelona und belegt nur Platz fünf in der Tabelle. Vereinsintern brodelt es.
Am Sonntag hat Real Madrid daheim gegen Real Sociedad 0:2 verloren. Drei Tage zuvor haben die Königlichen beim abstiegsbedrohten Villarreal nur 2:2 gespielt. Inzwischen darf man wohl von einer Krise sprechen. Daran ändert auch der Titelgewinn an der Klub-WM Ende Dezember nichts. Denn dort reichten auf dem Weg zum dritten Triumph in Serie (Rekord) Siege gegen Kashima aus Japan im Halbfinal (3:1) und im Final gegen Al-Ain (4:1) aus Abu Dhabi. Bei allem Respekt, das sind keine Gradmesser für einen Klub wie Real Madrid.
So richtig wahrhaben möchten das mit der Krise nicht alle. Nach dem Spiel gegen Sociedad suchen viele im Verein nach Ausreden. Vinicius Jr. etwa teilt in den sozialen Meiden ein Standbild, das beweisen soll, dass er (beim Stand von 0:1) elfmeterreif gefoult wurde – der Pfiff blieb aus. Inzwischen ist das Bild unauffindbar.
Auch Vorstandsmitglied Emilio Butrageño hat es auf die Unparteiischen abgesehen: «Wozu gibt es den VAR, wenn er in solchen Situationen nicht eingreift?» Der Verein kündige an, eine offizielle Beschwerde bei der Liga einzureichen. Im Spiel zuvor hatte Real Madrid noch Glück, dass der VAR nach einem (nicht regelkonformen?) Einsteigen von Sergio Ramos im eigenen Sechzehner nicht eingriffen hatte.
Modric genervt, Ramos beschwichtigt, Bale zischt ab
Weltfussballer Luka Modric sucht die Fehler nach der sechsten Saisonniederlage in den eigenen Reihen. «Es darf uns nicht in jedem Spiel ein solcher Mist passieren.» Dem Team mangle es an Konzentration, besonders am Anfang der Partien und auch vor dem gegnerischen Tor. Aber ist es in der Offensive wirklich nur fehlende Konzentration? Oder wiegt vielleicht der Abgang von Tormaschine Cristiano Ronaldo schwerer als gedacht? Gedanken, die sich vielleicht auch Modric schon gemacht hat, sagen tut er aber nur: «Wir müssen auf uns schauen und uns verbessern.»
Wenig später meinte Sergio Ramos: «Es ist der falsche Moment, um aufeinander einzuprügeln. Wir müssen zusammenhalten.» Doch zurzeit tritt Real Madrid nicht wie eine Einheit auf, weder auf noch neben dem Platz. Denn als Ramos sein Interview gab, da hatte Gareth Bale das sinkende Schiff längst verlassen. Der 29-jährige, der wieder einmal verletzt ausfiel, schaute seinen Teamkollegen von der Tribüne aus zu – bis zur 78. Minute. Zu diesem Zeitpunkt lag Real 0:1 zurück, an eine Wende glaubte er wohl nicht mehr – oder es war ihm schlichtweg egal. Er verliess das Stadion und brauste in seinem Boliden davon – im Radio hat er dann vielleicht noch mitbekommen, dass das Spiel 0:2 ausging.