Der chinesische Superstar Lei Wu ist seit der Winterpause bei Eyspanyol Barcelona unter Vertrag. Sein erstes Liga-Tor an diesem Wochenende haben mehr als 40 Millionen Landsleute live am TV miterlebt. Auch Espanyols Ausrüster freut sich kräftig mit.
Wenn in der spanischen LaLiga der Tabellenzwölfte auf den Tabellensechzehnten trifft, ist das normalerweise kein Strassenfeger. So fanden sich beim Spiel zwischen Espanyol Barcelona gegen Real Valladolid im La Ceramica-Stadion 15'476 Fans ein. Etwas mehr schauten vor dem Bildschirm zu. Genauer gesagt sollen es in China 40 Millionen gewesen sein, die Espanyols neue Attraktion Lei Wu in Aktion sehen wollten. Zum Vergleich: In Spanien selbst waren es gerade mal 177'000 TV-Zuschauer. Freude am neuen Publikumsmagnet hat auch der Klubausrüster «Kelme». Seit seiner Ankunft sind laut dem chinesischem Marketingchef bereits über 10'000 Replika-Trikots des Vereins über den Ladentisch. Auf Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant, folgen ihm 1,31 Millionen Anhänger.
Die Hoffnung besteht aber, dass Wu mehr ist als eine PR-Gag. Denn der Stürmer lieferte zur Freude seiner Landsleute gegen Valladolid eine tolle Vorstellung ab. Dem 27-Jährigen gelang nicht nur ein Assist, sondern er sicherte mit seinem Treffer zum 3:1 auch seinem Team den Sieg.
Der neue Messias
Seine Torpremiere ist auch gleichzeitig der erste Treffer eines Chinesen in der Primera Division. Wu stiess in der Winterpause für 2 Millionen Euro von Shanghai SIPG zu den Katalanen. Er ist der einzige Nationalspieler seines Landes, der im Ausland tätig ist. Für die roten Drachen hat Wu in 63 Länderspielen 15 Tore erzielt. Bereits mit 14 Jahren und 287 Tagen gab er sein Debüt und stellte im chinesischen Profifussball als jüngster Spieler aller Zeiten eine Rekordmarke auf. Kein Wunder, ist Lei auch der beste Torschütze in der Geschichte der chinesischen Super League (120 Tore in 217 Spielen).
Der aktuelle chinesische Fussballer des Jahres ist auch in der katalanischen Hauptstadt gut aufgenommen worden. Seit seiner Ankunft ist Espanyol Barcelona seit fünf Pflichtspielen unbesiegt, weshalb Wu in den Fankreisen als Glücksbringer gilt. «Ich mag es, dass die Leute denken, ich sei der Talisman von Espanyol», sagte er an einer Pressekonferenz.
«Ich bin derzeit wegen einigen Verletzungen leider nicht in der besten körperlichen Verfassung. Ich brauche Zeit, um aufzuholen und mich anzupassen, weil es anders ist als in China. Aber ich habe das Selbstvertrauen, viele Jahre hier zu sein.» Seine Spanischkenntnisse sind noch ausbaufähig: «Was ich jeden Tag brauche, Begrüssung und so, kann ich schon. Der Coach hat mir ausserdem eine Liste mit spezifischen Fussball-Begriffen gegeben, die ich so schnell wie möglich lernen soll. Am Ende dieses Monats werde ich meinen Privatlehrer bitten, mit mir Spanisch zu büffeln.»
Bis zum 31. Dezember 2020 hat Wu sicher noch Zeit dafür. So lange läuft sein Vertrag bei Espanyol noch. Der Klub besitzt danach eine Option auf ein weiteres Jahr.
Gemäss «Guangzhou Daily» ist Lei Wu übrigens als Botschafter für den chinesischen Fussball unterwegs, um den einheimischen Fussball im Ausland bekannter zu machen. Ein starkes Indiz dafür war seine tiefe Ablösesumme (sein offizieleler Marktwert liegt bei 5 Millionen Euro). So hätte ein Wechsel zu einem Liga-Konkurrenten höchstwahrscheinlich weit über 20 Millionen Euro eingebracht.