VfB-Drama in 5 Akten Hoch geflogen, tief gefallen – der «Unbesiegbare» wird gefeuert

Patrick Lämmle

8.10.2018

Er ist wieder auf dem Markt: Trainer Tayfun Korkut wurde in Stuttgart entlassen.
Er ist wieder auf dem Markt: Trainer Tayfun Korkut wurde in Stuttgart entlassen.
Getty Images/Teleclub

Tayfun Korkut ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell man als Trainer das Vertrauen der Klub-Bosse verlieren kann – und wie schnell der Wind in den Medien dreht.


Die Kurzversion

1. Akt: Vorhang auf: Korkut übernimmt Stuttgart, als der Klub am Boden liegt.
2. Akt: Der Trainer eilt mit seinem Team von Sieg zu Sieg und beendet die Saison mit einem 4:1-Sieg bei Meister Bayern München.
3. Akt: Der Höhepunkt folgt in der Sommerpause: Korkuts Vertrag wird bis 2020 verlängert. Das Vertrauen in den Coach scheint riesig.
4. Akt: In der aktuellen Saison geht es steil bergab, der Glanz ist verflogen.
5. Akt: Nach dem 7. Spieltag wird Korkut entlassen, der Vorhang schliesst.


Die ausführliche Version

Am 28. Januar 2018 wird Hannes Wolf am Tag nach der 0:2 Niederlage zuhause gegen den späteren Vize-Meister Schalke entlassen. Stuttgart liegt zu diesem Zeitpunkt mit 20 Punkten aus 20 Spielen auf Rang 14 und hat nur drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Zwei Tage später wird der Nachfolger präsentiert, Tayfun Korkut. Er startet mit seinem Team eine märchenhafte Aufholjagd, der Abstieg ist bald kein Thema mehr. Am letzten Spieltag siegt Stuttgart in München gegen Meister Bayern glatt mit 4:1 – nur weil gleichzeitig Leipzig in Berlin gewinnt, verpasst das Team von Korkut die Europa League. In 14 Spielen hat Stuttgart unter dem «Unbezwingbaren» 31 Punkte gewonnen. Als Dankeschön wird sein Vertrag in der Sommerpause bis 2020 verlängert. Ein Vertrauensbeweis, man ist überzeugt von Korkuts Qualitäten.

Im Sommer nimmt Stuttgart 17,2 Millionen Euro in die Hand, um das Team weiter aufzurüsten. Es kommen unter anderem die in der Bundesliga etablierten Gonzalo Castro (Dortmund) und Daniel Didavi (Wolfsburg). Und mit Pablo Maffeo holt man ein vielversprechendes Talent aus der Jugend-Abteilung von ManCity (U23). Doch der Erfolg bleibt aus. Am siebten Spieltag kommt es zum Krisenduell gegen das bis dahin sieglose Hannover 96 – Stuttgart geht mit 1:3 unter und übernimmt die rote Laterne. Tags darauf wird Korkut gefeuert. Es ist die erste Trainerentlassung in der noch jungen Bundesliga-Saison.

«Die ausbleibende sportliche Entwicklung im Laufe dieser Saison und die negativen Ergebnisse haben uns dazu bewogen, diesen Schritt zu vollziehen», begründete Sportvorstand Michael Reschke den Entscheid. Es ist ein Beleg dafür, dass Klub-Bosse ihre Trainer allzu oft einzig und alleine an den Resultaten messen. In den wenigen Wochen hat der ehemalige türkische Nationalspieler das Trainerhandwerk mit Sicherheit nicht verlernt. Hätten die Verantwortlichen genau hingesehen, sie hätten festgestellt, dass Korkut in der letzten Saison den einen oder anderen Punkt zu viel – also eher glücklich – gewonnen hat, in der aktuellen Saison dafür auch mal Pech bekundete. Auf der einen Seite war Korkuts Verdienst an den Erfolgen wohl kleiner, seine Schuld am Niedergang auf der anderen Seite dafür weniger gross, als oft geschrieben.

Eindrücklich ist auch ein Blick auf die Schlagzeilen, die verschiedene Medien in den letzten acht Monaten abgesetzt haben. «Gelungene Schachzüge», «spektakulär pragmatisch» und die «Bild» zieht sogar den «KorkHUT». Es folgt der tiefe Fall. Der noch vor wenigen Wochen «Unbezwingbare» sitzt in der «Taktikfalle», er ist nur noch ein «Bremsklotz».

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