Interview «Diese Mannschaft ist speziell» –Trainer Lustrinelli über den besonderen Geist in der U21

SDA

24.3.2021

Mit neun Siegen aus zehn Spielen hat sich das Schweizer U21-Nationalteam überzeugend für die EM in Slowenien und Ungarn qualifiziert. Was zeichnet die Mannschaft aus? Was liegt an der EM drin? Trainer Mauro Lustrinelli ordnet ein.

Wenn die Schweizer U21 am Donnerstagnachmittag im slowenischen Koper gegen England ins Turnier startet, liegt die Favoritenrolle beim Gegner. Warum sie sich beim SFV dennoch etwas ausrechnen an der U21-EM, liess sich Anfang Woche im Training auf dem GC-Campus erahnen. Auf dem Platz stand eine Einheit mit Spielfreude und Energie – ein Kollektiv, dem Mauro Lustrinelli nach der erfolgreichen Qualifikation einiges zutraut. In Anspielung auf die grösste Stärke seiner Mannschaft sagt der Trainer: «Ich erwarte das Besondere nicht von einem bestimmten Spieler, sondern von der Mannschaft.»

Mauro Lustrinelli, was ist der besondere Charakter dieser Mannschaft? Was zeichnet sie aus?

Der Teamgeist und der Wille, zusammen etwas erreichen zu wollen. Die Energie und der Hunger waren vom ersten Training an spürbar. Allen ist bewusst, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können. Jeder ist bereit, seinen Beitrag zu leisten. Um den Teamgeist zu stärken, mussten wir seit Beginn der Kampagne nichts mehr Spezielles tun. Diese Mannschaft ist schon speziell an sich.



Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen und ab Ende Mai in den K.o.-Spielen der Finalrunde dabei zu sein. Wie schätzen Sie die Chancen in der Gruppe mit England, Portugal und Kroatien ein?

Es ist natürlich schwierig in dieser Gruppe. Trotzdem haben wir dieses Ziel und wir wollen alles machen, um es zu erreichen. Gleichzeitig wollen wir aber nicht zu weit nach vorne blicken, sondern auf das nächste Spiel fokussiert bleiben.

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Übersteht die Schweiz die Gruppenphase?

Vor zehn Jahren erreichte die Schweizer U21 bei der letzten Teilnahme an der EM-Endrunde in Dänemark den Final. 2002 schaffte sie es bei der ersten Teilnahme überhaupt in den Halbfinal. Dienen frühere Erfolge als Motivation?

Es ist immer schwierig, verschiedene Generationen miteinander zu vergleichen. Heute wird ein ganz anderer Fussball gespielt als früher. Was für mich bei der 'Mission 21' zählt, ist der Weg, den diese Mannschaft geht: Wo sind wir gestartet, wo sind wir jetzt? Wir haben eine lange Reise gemacht, uns von Spiel zu Spiel gesteigert. So gehen wir auch in diese Gruppenphase.

Zum Auftakt geht es am Donnerstag gegen Gruppenfavorit England. Was erwarten Sie für einen Gegner?

England ist eine Mannschaft, die erfahrungsgemäss viel Ballbesitz hat und mit dem Ball dominant ist. Ich denke, es wird ein ähnliches Spiel wie in den beiden Qualifikationsspielen gegen Frankreich (3:1, 1:3 – die Red.). Es wird sicher Phasen geben, in denen wir leiden müssen. Aber auch wir werden unsere Momente mit Ballbesitz bekommen. In diesen wollen wir unser Spielprinzip auf den Platz bringen. Wichtig ist, dass die Spieler jederzeit wissen, in welcher Phase wir sind und was zu tun ist, mit und ohne Ball.

Bei den Engländern spielen diverse Akteure aus der Premier League wie Callum Hudson-Odoi von Chelsea. Ragt einer heraus?

Leider nicht. Es gibt nicht den einen speziellen Spieler bei den Engländern, sie sind alle besonders. Auch nach dem Ausfall von Mason Greenwood verfügen die Engländer mit Hudson-Odoi, Eddie Nketiah oder Ryan Sessegnon über Akteure, die mit einer aussergewöhnlichen Aktion im Alleingang für den Unterschied sorgen können.



Wer sind diese Spieler in den eigenen Reihen?

Die Spiele in der Qualifikation haben gezeigt, dass jedes Mal ein anderer diesen Part übernehmen kann. Gegen Frankreich war es Jordan Lotomba, der diese Dinge gemacht hat. Gegen die Slowakei war es Dan Ndoye. Andi Zeqiri kann immer Spiele entscheiden, und gegen Aserbaidschan machte Filip Stojilkovic das entscheidende Tor. So ist unsere Gruppe. Ich erwarte das Besondere nicht von einem bestimmten Spieler, sondern von der Mannschaft. Jeder einzelne hat die Fähigkeit, einmal herauszustechen.

Etwas unerwartet können Sie auf Kevin Rüegg zählen. Wie wichtig ist der verletzt gewesene Captain für das Team?

Es ist ein Glücksfall, dass unser Captain doch dabei ist. Dass wir Noah Okafor wegen einer Verletzung verloren haben, ist Pech. Gleichzeitig haben wir das Glück, dass Kevin Rüegg unglaublich schnell genesen ist. Klar, wenn du sechs, sieben Wochen nicht gespielt hast, fehlt dir der Rhythmus. Aber wir wissen auch, dass wir drei Spiele haben. Am Ende wird jeder wichtig sein.