Analyse Eine europäische Superliga ist wahrscheinlich die fairste Lösung

SB10

18.3.2019

Gross war die Aufregung, als die fortgeschrittenen Pläne der grossen europäischen Klubs für eine Superliga bekannt wurden. Dabei ist es vielleicht der fairste Weg, denn die Zweiklassengesellschaft ist schon längst da.

Gestern setzte sich Paris Saint-Germain einmal mehr im «Classique» gegen den Rivalen Marseille durch. Angel Di Maria sichert den 3:1-Heimsieg in der 29. Ligue-1-Runde mit zwei Toren und einer Vorlage.

Seit November 2011 wartet Marseille auf den ersten Sieg gegen PSG. Kein Wunder, wenn man sich die Gehälter der Spieler anschaut. «sportingintelligence» hat in einem lesenswerten Report unter anderem die Saläre der Mannschaften der grössten Fussball-Ligen verglichen. 

Ligue 1

In Frankreich führt PSG die Tabelle mit zwanzig Punkten Vorsprung auf Lille an. Dabei sind noch zehn Spiele ausstehend. Spannung sieht definitiv anders aus. Aus den Top sechs fällt nur Monaco ab.  Ansonsten deckt sich die Finanzkraft mit dem sportlichen Erfolg.

Neymar, Mbappé & Co. verdienen im Durchschnitt knapp das Dreifache im Vergleich zu den Marseille-Spielern (die als Liga-Vierter 30 Punkte zurück liegen). Die Lohn-Schere gegenüber den Kollegen von Olympique Nîmes ist noch weiter auseinander: Da liegt der Faktor bei 26. Ob hier die französischen Sozialisten – analog der JUSO mit ihrer 1:12-Initiative – ebenfalls was aushecken?

Bild: Printscreen «globalsportssalaries.com»
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Primera Division

In Spanien sind die drei üblichen Verdächtigen sowohl tabellarisch als auch finanziell unter sich. Spitzenreiter Barcelona hat zehn Zähler Vorsprung auf Atlético Madrid und zwölf auf Erzrivale Real. Valencia (Liga-Siebter.) und Sevilla (Liga-Sechster.) können noch knapp einen Viertel der Gehälter von Barça zahlen. Bemerkenswert: Der Madrider Vorstadtklub Getafe liegt mit zwanzig Punkten Rückstand in der Liga auf dem vierten Platz, obwohl deren Profis satte 15 Mal weniger verdienen als Lionel Messi & Co. In Valladolid ist die Lohntüte sogar 19 Mal kleiner.

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Serie A

Klassenprimus Juventus Turin hat fünfzehn Punkte Vorsprung auf Napoli. Bei der alten Dame lässt es sich auch gut leben. Fast doppelt so viel überweist Besitzerfamilie Agnelli Cristiano Ronaldo & Co. im Vergleich zu Inter Mailand. Das Jahressalär von Empolis Kickern ist sogar 16 Mal kleiner. Die aktuell sportlich besten Teams sind auch die üblichen bekannten Top sechs der Liga. 

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Bundesliga

Die Vormachtsstellung von Bayern München spiegelt sich seit diesem Wochenende auch wieder in der Tabelle. Bayern und der BVB führen mit je 60 Punkten die Tabelle an. Elf Zähler Vorsprung auf Nachfolger RB Leipzig weisen die beiden grössten Vereine Deutschlands auf. Präsident Uli Hoeness bezahlt ligaweit die besten Löhne – fast doppelt so viel wie Borussia Dortmund. Die sportliche Situation deckt sich mit der Finanzkraft: Aus den Top sieben fällt nur Schalke (15.) ab, dafür spielt Frankfurt (5.) oben mit. 

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Premier League

Auch auf der Insel nichts Neues: Die finanzstärksten Klubs spielen auch sportlich in einer eigenen Liga. Bei Manchester United sitzt der Geldbeutel am lockersten. Auch hier schlägt sich die monetäre Bilanz auf den Rasen um. Die Top sechs sind unter sich. Zwar beträgt der Rückstand des sechstplatzierten Chelsea auf Leader Liverpool (mit einem Spiel mehr als ManCity) 19 Punkte. Der Londoner Nobelklub hat aber selbst 13 Zähler Vorsprung auf Wolverhampton. Sprich: Business as usual. Immerhin: Die Lohnschere ist in England am kleinsten. In Cardiff ist die Lohntüte «nur» sechs Mal kleiner als bei ManUtd.

Bild: Printscreen «globalsportssalaries.com»

Obwohl sich in der finanzstärksten Liga der Welt die Scheichs und Oligarchen tummeln, kriegen auch die kleineren Klubs dank den üppigen TV-Geldern nicht nur Brosamen ab. Davon profitieren auch die Spieler mit Einkünften, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten massiv gesteigert haben, wie die nachfolgende Grafik aufweist.

Fazit:

In den fünf Top-Ligen in Europa trifft die Gleichung «Geld = sportlicher Erfolg» fast ausnahmslos zu. So sind diese vermeintlichen Wettbewerbe eine reine Mogelpackung. Finanziert wird dieses vorhersehbare «Spektakel» von geschäftsgetriebenen Anzugsträgern, undurchsichtigen Fonds und seelenlosen Konsortien. Selbst bei den abgekarteten «Hunger Games» hatten die Teilnehmer mehr Gewinnchancen. Kurzum: Im Fussball wäre eine europäische Super-Liga immerhin ein ehrlicher(er) Spiegel der Stärkenverhältnisse. 

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