Julian Nagelsmann «Es ist skurril, dass man immer die wichtigste Person zuerst rauswirft»

pat

21.3.2024

Bundestrainer Julian Nagelsmann will mit Deutschland an der Heim-EM für Furore sorgen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann will mit Deutschland an der Heim-EM für Furore sorgen.
Bild: Imago

Bundestrainer Julian Nagelsmann äussert in einer Fragerunde mit Fans deutliche Kritik am Umgang mit Berufskollegen. Dabei zündelt er auch gegen seinen früheren Arbeitgeber Bayern München.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Deutschlands Nationaltrainer Julian Nagelsmann äussert sich kritisch zu seiner Meinung nach voreiligen Trainerentlassungen.
  • Es heisse stets, der Trainer sei «die wichtigste Person» im Verein, in der Krise werde dieser aber immer als erster entlassen.
  • Nagelsmann nimmt auch Bayern-Coach Thomas Tuchel in Schutz.

Im März 2023 musste der heutige Bundestrainer Julian Nagelsmann den FC Bayern München frühzeitig nach nur anderthalb Jahren im Amt verlassen. Nachfolger Thomas Tuchel wird Ende Saison den Posten ebenfalls räumen müssen.

Der Trainer werde stets als «wichtigste Person im Verein» vorgestellt, werde aber in der Krise immer als erster geopfert. Nagelsmann ergänzt: «Es ist skurril, dass man die wichtigste Person immer zuerst rauswirft. Da stimmt etwas nicht.» Es sei klar, dass man nicht die ganze Mannschaft entlassen könne, umso mehr sollte ein Trainer die nötige Zeit bekommen, um seine Ideen überhaupt umsetzen zu können.

«Es gibt mit Jürgen Klopp und Pep Guardiola zwei prominente Beispiele. Da wurde keiner im ersten Jahr Champions-League-Sieger, auch die erste Meisterschaft hat etwas auf sich warten lassen», so Nagelsmann. Klopp führte Liverpool nach fünf Jahren zum ersten Titel in der Champions League, Guardiola schaffte dies nach sieben Jahren.

Augen auf bei der Trainerwahl

«Man sollte rechtzeitig und nach vielen Gesprächen einen Trainer auswählen, der auch Einfluss nehmen kann und dem dann auch die nötige Zeit geben», bilanziert Nagelsmann. Zeit, die den Trainern immer seltener zugestanden wird. Kriselt es in einem Verein, so ist die Zündschnur der Verantwortlichen oft kurz.

Auch dass Bayern München den Meistertitel zu verpassen droht, scheint für den 36-Jährigen kein Grund zu sein, alles infrage zu stellen. «Am Ende ist es – da spreche ich auch für Thomas Tuchel – normal, dass in einem Land nicht immer dieselbe Mannschaft Meister wird.»

Als Verein müsse man sich bei ausbleibendem Erfolg auch mal Fehler eingestehen «und eine gewisse Ruhe haben, auch mal durch ein Tal zu gehen», findet Nagelsmann. «Aber das ist das Abbild der Gesellschaft. Wenn irgendetwas kompliziert wird, dann werfe ich es weg und mache etwas anderes. So ist es auch im Fussball.»

An der Heim-EM spielt Deutschland in der Gruppenphase gegen die Schweiz, Ungarn und Schottland. Am Samstag testet das Team von Julian Nagelsmann gegen Frankreich, am kommenden Dienstag gegen die Niederlande.

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