Trainer-Legende Heynckes kritisiert Bayerns Transferoffensive und zweifelt an Sané

bam

4.5.2020

Jupp Heynckes versteht Bayerns Transferstrategie in Zeiten von COVID-19 nicht.
Jupp Heynckes versteht Bayerns Transferstrategie in Zeiten von COVID-19 nicht.
Keystone

Bayern will auch in Zeiten von COVID-19 auf dem Transfermarkt offensiv mitspielen. Für den ehemaligen Meistertrainer Jupp Heynckes ist dies die falsche Strategie.  

Bayerns Präsident Herbert Hainer hat am Sonntag zu «Kicker» gesagt, das Ziel der Bayern wäre «nach Möglichkeit und Bedarf Jahr für Jahr einen internationalen Star zu holen». Für die nächste Saison ist dieses Ziel offenbar bereits erreicht – Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat einen Toptransfer für die nächste Saison angekündigt. 

Diese Transferstrategie kann der ehemalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes nicht nachvollziehen. Vor allem in Zeiten von COVID-19 nicht. «Ich würde auf junge Spieler setzen, wie Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic jüngst sagte. Ganz grosse Transfers würde ich jedoch ausschliessen», sagt Heynckes im «Kicker», der mit dem FC Bayern vier Meistertitel geholt hat. 



Die Bundesliga ist zurzeit unterbrochen, viele Klubs kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Ob im Mai vor leeren Kulissen weitergespielt werden kann, ist immer noch offen. «Deshalb würde ich als Verantwortlicher lieber meine Spieler halten, statt teure Stars zu holen», so der 74-Jährige.

Heynckes äussert Zweifel gegenüber Sané

City-Star Leroy Sané steht schon sehr lange auf dem Wunschzettel der Bayern. Nun deuten immer mehr Zeichen darauf hin, dass der Deutsche Manchester im Sommer verlassen könnte und zu Bayern wechseln dürfte. Dass Interesse bestehe, hat auch Sanés neuer Berater Damir Smoljan gegenüber «Sport Bild» bestätigt. «Der FC Bayern ist der einzige Klub in Deutschland, den sich Leroy als nächsten Karriere-Schritt vorstellen kann. Dort sieht er die Voraussetzungen, um sein grosses Ziel, die Champions League zu gewinnen, erreichen zu können.»



Zuletzt kämpfte sich Sané von einer Verletzung zurück. Er hat sich im letzten Sommer das Kreuzband gerissen. Erst Ende Februar konnte er wieder ins Spielgeschehen eingreifen. Heynckes zweifelt auch diesen möglichen Transferentscheid in einem Interview mit der «Welt am Sonntag» an: «Er war gut in Schwung, bevor er sich so schwer verletzt hat. Für mich hat er noch nicht den Durchbruch zu einem absoluten Top-Spieler geschafft. Das ist ein Spieler, denke ich, der gerade am Scheideweg ist. Wird er weiter hart an sich arbeiten, oder wird er weiterhin nur ein ganz aussergewöhnliches Talent sein.» Eine Transfersumme von rund 100 Millionen Euro würde der Triple-Trainer von 2013 in dieser unsicheren Lage nie bezahlen. 

Heynckes Wandel 

Jupp Heynckes hat 2018 den Rücktritt als Trainer des FC Bayern gegeben. Die Champions League konnte der Deutsche einmal mit Real Madrid (1998) und einmal mit Bayern München (2013) gewinnen. Sein Leben hat sich seither gewandelt. Immer mehr fühlt er sich politisch verantwortlich – vor allem für das Klima. Und so kann er sich nun auch eine Teilnahme an einer Demonstration für das Klima vorstellen. «Das hat in mir geschlummert. Als Fussballer und Trainer hatte ich nicht den Kopf und die Zeit dafür; mittlerweile schon. Manchmal habe ich mir sogar gedacht, eigentlich müsste ich bei einer Klimademonstration mitmarschieren. Missstände und Ungerechtigkeit kann ich nicht ertragen», sagt der ehemalige Bundesliga-Trainer im Interview mit «Kicker».

Am Samstag feiert der ehemalige Erfolgstrainer seinen 75. Geburtstag. Er wünscht sich, dass die Menschheit ihre Lebensweise verändert. «Für die nächsten Generationen zeichnet sich eine fatale Klimasituation ab. Deshalb haben die jungen Leute vollkommen recht, wenn sie protestieren.»

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