«Historische Lektion» Italien nach 2:5-Klatsche gegen Erzrivale Deutschland im Tief

dpa/tbz

15.6.2022

Italien-Coach Roberto Mancini hat viel Arbeit vor sich.
Italien-Coach Roberto Mancini hat viel Arbeit vor sich.
Bild: KEYSTONE

Dafür, dass in der Fussball-Szene oft die Nichtigkeit der Nations League beteuert wird, kann sie für ganz schön heftige Krisen sorgen. Diese Erfahrung machen gerade ausgerechnet Europameister Italien und Vize England.

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15.6.2022

«Jetzt muss Roberto Mancini erklären, was er von der Gegenwart und von seiner Zukunft hält», schrieb der «Corriere della Sera», nachdem die Squadra Azzurra in Mönchengladbach erstmals seit 65 Jahren mindestens fünf Gegentore kassiert hatte. Nach dem WM-Aus gegen Nordmazedonien habe der Coach «radikale Entscheidungen getroffen. Das hat alles nichts gebracht». Er wirke «nun noch verzweifelter».

Mancini verwies immer wieder darauf, dass man ihn mit einem Neuaufbau betraut habe. «Wir wussten, dass es auf unserem Weg solche Abende geben wird.» Alarmierend wirkte nicht einmal ein Jahr nach dem EM-Triumph aber seine Feststellung: «Der Klassenunterschied zwischen Deutschland und Italien ist zu groß aktuell. Er ist enorm.»

«Schwaches Italien zunichtegemacht»

Die Stimmung ist deshalb angespannt. Und während die Medien von einer «Alptraum-Nacht» («La Gazzetta dello Sport»), einem «blauen Desaster» («Tuttosport») oder einer «historischen Lektion von Deutschland» («Corriere dello Sport») sprachen, schimpfte Torhüter und Europameister-Kapitän Gianluigi Donnarumma am TV-Mikrofon: «Für so etwas gibt es keine Entschuldigung. So geht das nicht.»

«Italien, was für eine Figur», titelt die Gazzetta am Mittwochmorgen.
«Italien, was für eine Figur», titelt die Gazzetta am Mittwochmorgen.
«Schwaches Italien zunichtegemacht».
«Schwaches Italien zunichtegemacht».

Für Mancini dürfte das nächste Nations-League-Spiel am 23. September gegen England noch nicht so etwas wie ein persönliches Endspiel sein. Im Fall von Southgate könnte die Entwicklung bis dahin aber durchaus Fahrt aufnehmen. Einzelne Medien sind sich sicher, dass der englische Coach die beiden Partien nicht verlieren darf, weil der Verband sonst mit Blick auf die im November beginnende WM vielleicht doch handelt.

Auch die Zuschauer im Stadion in Wolverhampton machten ihrem Ärger am Dienstag Luft.

Gnonto als einziger Lichtblick

Etwas Positives lässt sich dem italienischen Auftritt dann aber doch noch abringen. Wilfried Gnonto. Als die italienische Nationalmannschaft gegen Deutschland bereits hoffnungslos mit 0:5 zurückliegt, und Manuel Neuer in der 78. Minute einen Ball nach vorne abprallen lässt, ist der FCZ-Stürmer prompt zur Stelle und schiebt die Kugel aus nächster Nähe über die Linie. Mit 18 Jahren und 222 Tagen macht sich Gnonto so zum jüngsten italienischen Länderspiel-Torschützen der Geschichte. Ein Rekord, der seit 1958 Bruno Nicolè innehatte.