Deutsche Medien sind mit der Nations-League-Auslosung zufrieden, vor den Schweizern scheint sich kaum jemand zu fürchten. Jogi Löw freut sich derweil auf die «Nachbarschaftsduelle».
Die Schweiz hat sich bei der ersten Austragung der Nations League als Gruppensieger vor Belgien und Island für das Final Four qualifiziert, Deutschland stieg aus der Gruppe A hinter Holland und Frankreich ab. Nur weil die UEFA den Wettbewerb im Nachgang modifizierte (Aufstockung), spielen die Deutschen auch bei der zweiten Auflage in der höchsten Spielklasse. Ansonsten wäre ein Duell mit den topgesetzten Schweizern nicht möglich gewesen.
Einen bleibenden Eindruck hat unsere Nati dennoch nicht. «Nur ein harter Brocken – Losglück für Deutschland», titelt etwa «tz». Mit dem harten Brocken sind die Spanier gemeint. «Heute wurden die Gruppen der Nations League ausgelost. Die DFB-Elf war in Topf 4 gesetzt und musste deshalb starke Gegner befürchten. Letztlich kann Jogi Löw jedoch zufrieden sein.»
Nach der Auslosung für die nächste Auflage der Nations League richtet Bundestrainer Jogi Löw den Blick Richtung Sommer. Der EM gilt die ganze Aufmerksamkeit. Aber natürlich spricht er auch über die Nations League.
Wie finden Sie die Nations-League-Gruppe mit Spanien, der Schweiz und der Ukraine?
Das ist eine gute Gruppe. Das freut mich. Spanien ist natürlich nach wie vor eine Top-Nation. Die Ukraine hat sich sehr gut entwickelt unter Trainer Andrej Schewtschenko. Und die Schweiz, solche Nachbarschaftsduelle sind immer interessant. Von daher freue ich mich. Auch alle Fans können sich freuen, weil das sind gute und brisante Spiele.
Welchen Stellenwert hat die Nations League für Sie?
Der letzte Wettbewerb hat schon gezeigt, dass es spannend ist und dass die Zuschauer solche Spiele auch sehen wollen. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Spieler solche Spiele noch seriöser nehmen als Freundschaftsspiele. Von daher ist das sicher sinnvoll. Die Spieler sind gefordert auf einem hohen Niveau, das ist gerade auch für junge Spieler wichtig, wenn sie sich in solchen Wettkämpfen messen müssen.
Ihre Einschätzung hat sich also geändert?
Man soll den Wettbewerb auch nicht völlig überbewerten. Die Qualifikation für die WM wird wichtig sein, und natürlich sind die Turniere das Ein und Alles, das Salz in der Suppe.
Die Konzentration gilt erstmal nur der EM im Sommer?
Jetzt waren wir hier bei der Auslosung, haben die Gegner gesehen. Wir spielen gegen Spanien Gott sei Dank im März, das ist ein guter Test, dann spielen wir nochmal gegen die Schweiz und dann beginnt die EM. Das ist das Allerwichtigste und danach wird man sehen. Da werden wir uns wieder ordnen und gucken, was ansteht, ab September und wie die Paarungen sein werden, aber die Auslosung spielt jetzt für die nächsten Monaten keine Rolle.
Wo steht die Nationalmannschaft 100 Tage vor dem Turnierstart?
Man spürt, wenn ein Turnier ansteht, dass in der Mannschaft dann auch die Spannung wächst. Wir haben eine gute Qualifikation gespielt. Es war ein schwieriges Jahr, aber die Mannschaft hat es am Ende gelöst, indem sie die Gruppe gewonnen hat. Das war schon ein Schritt nach vorne.
Steht ihr Personalkonzept schon?
Es gab im vergangenen Jahr leider viele Verletzungen und Umstellungen. Jetzt müssen wir schauen, ein Grossteil der Spieler ist im ordentlichen Rhythmus, da müssen wir jetzt die richtige Auswahl treffen. Spanien und Italien sind zwei Gegner, die auf gutem Niveau agieren, die wir auch brauchen um uns einzuspielen, und dann hoffe ich die nächsten Monate, dass sich niemand verletzt und wir eine gute Vorbereitung haben.
Wie ist die Lage bei den Rekonvaleszenten Leroy Sané und Niklas Süle nach deren Kreuzbandrissen?
Über Leroy Sané hat man gelesen, dass er wieder im Mannschaftstraining ist, dass er ein Spiel gemacht hat im Nachwuchs. Er hat mich informiert, dass alles gut gelaufen ist und dass er happy ist. Niklas Süle ist im Lauftraining, wir sind im ständigen Austausch. Da weiss ich, dass er alles versucht, um bei der EM dabei zu sein. Da muss man jetzt abwarten. Ich mache auch keinen Druck bei ihm, weil so eine Verletzung ist ja auch nicht immer so ohne, wenn jemand sechs, sieben Monate verletzt ist, muss er auch mal wieder den Rhythmus finden und muss gewisse Unsicherheiten überwinden. Aber ich hoffe, dass er es schafft. Vom Zeitplan her ist es möglich, aber man muss abwarten und sehen wie viele Spiele er macht und dass er keine Rückschläge erleidet.
Welche Erwartungen haben sie an ihre Mannschaft angesichts der EM-Gegner Frankreich und Portugal?
Was die Mannschaft insgesamt und die jungen Spieler die letzten Monate so gezeigt haben, das macht natürlich viel Hoffnung. Auf der anderen Seite weiss ich, dass so eine Mannschaft auch wachsen muss. Und wir wissen, was wir für Gegner haben. Das ist natürlich alles andere als ein einfacher Einstieg. Irgendwie ist es spannend. Die Gruppe ist toll. Ich glaube, jeder Spieler will solche Wettkämpfe. Wir spielen zuhause. Das ist der Massstab von allem.
Sie sind also optimistisch?
Wir haben eine Mannschaft, die ist verdammt ehrgeizig, die will was erreichen und die wird in den nächsten Jahren, in zwei, vier, fünf Jahren ihren Höhepunkt erreichen können. Dann wird die Mannschaft in der Lage sein, etwas zu gewinnen. Wir haben gute Spieler.