Bundesliga Keine Rudelbildung: Die Geisterspiele haben auch Vorteile

dpa/bam

19.5.2020

Rudelbildung bei strittiger Szene bleibt aus: Für die Schiedsrichter sind Geisterspiele um einiges entspannter.
Rudelbildung bei strittiger Szene bleibt aus: Für die Schiedsrichter sind Geisterspiele um einiges entspannter.
Keystone

Die Bundesliga hat ihren Spielbetrieb am Wochenende wieder aufgenommen. Ohne Zuschauer. Doch das hat teilweise auch Vorteile, verraten ein BVB-Spieler und ein Schiedsrichter.

Vor dem Bundesliga-Restart war die grosse Sorge, Geisterspiele könnten den Wettbewerb verzerren. Denn die Fans, auch als «zwölfter Mann» bekannt, könnten mit ihrem lautstarken Gesang und farbenfrohen Choreos eine tragende Rolle spielen. Doch ausgerechnet BVB-Verteidiger Mats Hummels, der ohne die «gelbe Wand» beim Revierderby gegen Schalke 04 auskommen musste, sieht weder einen Nachteil für die Heimmannschaft noch einen Vorteil für die Gäste.

«Es ist überhaupt keine Wettbewerbsverzerrung. Es ist einfach eine andere Situation, aber ich sehe es nicht als Verzerrung – nullkommanull sogar», sagt der Abwehrspieler von Borussia Dortmund in der interaktiven Web-Show «Verlängerung» des Bayerischen Rundfunks.



Auch wenn die Borussen nach dem 4:0-Sieg vor der leeren Südtribüne jubelten, aus Sicht des Weltmeisters von 2014 gelten für alle Mannschaften «die gleichen Rahmenbedingungen, was dieses Thema angeht. Deshalb ist es – in Anführungsstrichen – ein fairer Wettbewerb.» 

Keine Frage, an die gespenstische Stimmung muss sich jeder noch gewöhnen – egal ob Fan, Spieler, Trainer oder Schiedsrichter. Doch es gibt drei klare Vorteile, die die Geisterspiele in Corona-Zeiten mit sich bringen. 

Bessere Kommunikation

Die besondere Akustik bei diesem Revierderby empfindet Hummels sogar als Vorteil für die Kommunikation auf dem Rasen und an der Seitenlinie. «Man bekommt viel mehr Kommandos, man kann viel mehr Kommandos geben. Wenn bei uns bei Heimspielen über 80'000 laut sind, dann komm' ich keine zehn Meter weit mit meinem Ruf», erklärt der 31-jährige BVB-Abwehrchef. Dann müsse man schreien. «Ich könnte, wenn das Stadion tobt, niemals den offensiven Mittelfeldspieler oder gar den Stürmer mit meinen Anweisungen erreichen.»

Keine Rudelbildungen mehr

Auch für die Schiedsrichter der Bundesliga haben die Corona-Massnahmen bei den Geisterspielen mitunter eine positive Auswirkung. «Die Spieler stürmen bei einem kritischen Entscheid nicht sofort auf den Schiedsrichter zu, es gibt keine Rudelbildung (...)», sagt der Referee Guido Winkmann, der bei Köln gegen Mainz (2:2) im Einsatz war, der «Bild-Zeitung». Grund seien wohl die schwächeren Emotionen aufgrund der fehlenden Zuschauer, vermutet Winkmann.



Mit persönlichen Strafen im Fall der Missachtung der Abstands- und Hygieneregeln müssten die Profis jedoch ohnehin nicht rechnen. Hierbei handelt sich nur um «Hygiene-Empfehlungen der DFL», sagt Schiedsrichter-Ausbildner Lutz Wagner. «Die Schiedsrichter können nur präventiv tätig sein und die Spieler auf ihre Eigenverantwortung hinweisen.»

Fan-Hass bleibt aus

Fans können mit ihren Gesängen einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Mannschaft leisten. Leider kommt es aber auch immer wieder zu feindlichen Fan-Bannern wie zuletzt gegen Dietmar Hopp oder zu rassistischen Äusserungen gegen Spieler. Diese Eklats bleiben nun wegen des Zuschauerverbots aus. 

Viel mehr versuchen die «richtigen» Fans, ihren Verein durch innovative Ideen zu unterstützen. So wollen die Supporter von Borussia Mönchengladbach beispielsweise als Pappfiguren bei den Heimspielen dabei sein.  

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