26 Siege, ein Remis: Liverpool ist in der Liga eine Macht, der langersehnte Meistertitel ist zum Greifen nah. Und dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt, wie Trainer Jürgen Klopp erklärt.
Am Montagabend fährt Liverpool seinen 18. Liga-Sieg in Folge ein. Den 3:2-Siegtreffer gegen Abstiegskandidat West Ham United erzielt Sadio Mané in der 81. Minute. Trainer Jürgen Klopp ist an der Pressekonferenz auf die unheimliche Siegesserie angesprochen voll des Lobes: «Das ist so besonders. Die Zahlen sind unglaublich. Vor ein paar Jahren habe ich gesagt, dass wir unsere eigenen Geschichten schreiben wollen und offensichtlich haben die Jungs das, was ich sagte, wirklich ernst genommen.»
Nun gehe es darum, die Batterien aufzuladen, um sich bestmöglich auf das Auswärtsspiel in Watford vorzubereiten. Liverpool braucht für den 19. Meistertitel, dem ersten seit der Saison 1989/90, aus den verbleibenden elf Partien maximal zwölf Punkte. Eine bessere Position für die letzten elf Spiele hätte er sich nicht wünschen können, meint Klopp. Und doch mahnt der Deutsche zur Vorsicht, jedes Spiel werde schwer. Dass das keine reine Floskel ist, zeigte sich beim mühevoll erarbeiten Sieg gegen West Ham.
Schattenseiten des Erfolgs
Wer sich auf dem Erfolg ausruht, dem droht der Absturz. Und deshalb ist es auch wichtig, dass man die Mannschaft immer wieder neu justiert und auf dem Transfermarkt aktiv wird. Dass Liverpool in der Liga von Sieg zu Sieg eilt und amtierender Champions-League-Sieger ist, sei bezüglich Transfers Fluch und Segen zugleich: «Es ist einfacher, wenn die Spieler einen so sehen. Wenn sie sehen, dass man erfolgreich ist, ist es einfacher, mit den Spielern ins Gespräch zu kommen.»
Aber es sei eben auch so, dass es manche Profis abschrecke. Klopp erklärt die Krux: «Auf der anderen Seite ist es schwieriger, je besser die Mannschaft ist, weil die Spieler Fragen stellen wie: ‹Wo und wann würde ich spielen?›» Wer will sich schon auf die Ersatzbank transferieren?
Die «Reds» sind eine eingeschworene Truppe, die zusammen Erfolge feiern will – und es auch tut. Wie sieht denn das Anforderungsprofil neuer Spieler aus? «Wir brauchen Spieler, die ein Teil davon sein wollen, die um ihren Platz kämpfen wollen, die gemeinsam mit uns den nächsten Schritt machen wollen, die sich entwickeln und verbessern wollen. Wir haben diese Spieler und wer sich uns anschliessen will, muss genau diese Einstellung haben», so Klopp.
In der Champions League unter Druck
So gut es in der Liga auch läuft, in der Champions League steht Liverpool nach dem Achtelfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid mit dem Rücken zur Wand. Das Spiel in Madrid ging 0:1 verloren. Natürlich hat Liverpool intakte Chancen, am 11. März die Wende zu schaffen. Doch gelingt Atlético ein Auswärtstor, so bräuchte Liverpool schon drei Treffer, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Gegen das Atlético-Bollwerk eine Herkulesaufgabe. Folgt man Klopps Logik, so könnte das Aus auch einen Vorteil mit sich bringen. Denn wenn Liverpool scheitert, müsste es ein bisschen einfacher werden, auf dem Transfermarkt zuschlagen zu können.