Niko Kovac bekommt wohl seine Endspielwoche. Trotz der Blamage in Frankfurt soll er den FC Bayern auch gegen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund betreuen. Schafft er wieder die Wende? Die Personalie Kovac spaltet.
Niko Kovac soll bleiben – aber nur vorerst! Der schwer angezählte Coach des FC Bayern soll die Münchner auch am Mittwoch in der Champions League gegen Olympiakos Piräus und im Bundesligagipfel gegen Borussia Dortmund am Samstag betreuen. Dann werde die Situation und Zukunft des Trainers neu bewertet, schrieb die «Bild»-Zeitung einen Tag nach dem 1:5-Debakel bei Eintracht Frankfurt. Von einer Endspielwoche für Double-Gewinner Kovac berichteten auch «Sport Bild» und «tz».
Mit Wollmütze und Winterjacke leitete der 48-Jährige wie gewohnt am Sonntag das Training der Krisen-Bayern. Was als öffentliche Einheit geplant war, fand kurzfristig abgeschottet vor vielen neugierigen Blicken statt. Es sei nun wichtig, «dass man diese Niederlage abschüttelt» und wieder «die Köpfe frei» bekommt, erklärte Kovac nach der schwersten Bundesliga-Schlappe seit mehr als zehn Jahren und richtete den Fokus schon auf die Königsklasse. «Wir haben am Mittwoch die Möglichkeit, in der Champions League den Sack zuzumachen», meinte er mit Blick auf den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale.
Wer steht noch zu Kovac?
Kovac holte in der vergangenen Saison das Double - die grundsätzlichen Zweifel an seiner Arbeit blieben. Die mächtigen Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness hatten ihren schwer angeschlagenen Coach nach der einer Zäsur gleichenden Pleite am Samstag mit keinem Wort gestärkt. Nach dem von einem frühen Platzverweis von Jérôme Boateng beschleunigten sportlichen Zerfall wirkte Kovac beim deutschen Meister wie ein Einzelkämpfer.
Hoeness will einen prächtigen Abschied, wenn er auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern am 15. November nicht mehr als Präsident kandidieren will. Heftige Turbulenzen in der Trainerfrage würden das lange geplante «Servus» des Kovac-Befürworters beeinflussen.
Rummenige bereits auf Trainersuche?
Rummenigge gilt nicht als Fan des ehemaligen kroatischen Nationaltrainers. Längst werden mögliche Nachfolger für den 48-Jährigen gehandelt wie das eigenwillige Leipziger Mastermind Ralf Rangnick, der bei Juventus Turin ausgeschiedene Dauermeister Massimiliano Allegri oder der frühere Bayern-Nachwuchscoach Erik ten Hag von Ajax Amsterdam.
Kovac verteidigte sich nach der höchsten Bundesliga-Niederlage seit April 2009 vor allen Mikrofonen und im Kreuzverhör der Pressekonferenz. Ob er die kommende Englische Woche noch als Bayern-Trainer erlebe? «Das weiss ich nicht.» So, wie seine Antworten klangen, sah Kovac auch aus: schwer gezeichnet.
Die Englische Woche vor der Länderspielpause dürfte für Kovac zu einer absoluten Endspielwoche werden. Das Duell mit dem BVB steht dabei unter verschärften Vorzeichen: Der Vize-Meister hat sich nach seiner Krise gefangen und steht vor dem Liga-Gipfel vor den Bayern. Zudem gehen den Münchnern die Verteidiger aus: Neben den langfristigen Ausfällen von Niklas Süle (Kreuzband) und Lucas Hernandez (Knöchel) wird nun auch der gesperrte Boateng fehlen.