Sexismus-Eklat bei Frauen-Cupspiel «Ja, gib es dem Riegel, dann wirst du noch fetter»

Von Martin Abgottspon

20.2.2024

Leandra Flury spielt seit dieser Saison für GC.
Leandra Flury spielt seit dieser Saison für GC.
Instagram

GC-Spielerin Leandra Flury wird während des Cup-Viertelfinals zwischen Basel und GC sexistisch beleidigt. Auf Instagram teilt sie ihren Frust darüber und fordert Konsequenzen.

Von Martin Abgottspon

20.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • GC-Spielerin Leandra Flury wird am Wochenede beim Cup-Spiel gegen Basel von Zuschauern sexistisch beleidigt.
  • Auf Instagram teilt sie den Wortlaut im Detail und ist der Ansicht, dass solche Personen im Frauenfussball und auch in der Gesellschaft nichts zu suchen haben.
  • Das Beispiel zeigt einmal mehr auf, wie akut das Diskriminierungsproblem im Frauenfussball auch nach den prominenten Vorfällen an der Frauen-WM noch immer ist.

Der Cup-Viertelfinal der Frauen zwischen Basel und GC wurde am Samstag zu einem richtigen Krimi. Nach 90 Minuten stand es zwischen den beiden Teams 1:1, nachdem GC zuerst durch Sydney Schertenlaib in Führung ging und Aurélie Gsillag später ausgleichen konnte.

In der Verlängerung sorgte Milena Nikolic mit ihrem Treffer zum 2:1 nach wenigen Minuten dann für die Erlösung für den FC Basel. Diese Führung konnten die Rot-Blauen schliesslich über die Zeit retten. Für die GC-Frauen ein harter Dämpfer, für Leandra Flury an diesem Tag aber nicht der einzige Tiefpunkt.

«Verlieren ist scheisse. Vor allem nach einem Fight über 120 Minuten. Aber dass ich mir während dem Einwärmen von zwei sexistischen Vollidioten Kommentare über meinen ‹geilen Arsch› und Stöhngeräusche im Takt zu meinen Übungen anhören muss, pisst mich noch viel mehr an», schreibt die Verteidigerin in einer Instagram-Story.

Die Schilderungen des sexistischen Übergriffs gingen aber noch weiter: «Wenn ich in einen Riegel beisse und hören muss: ‹Ah ja geil, gibs dem Riegel, dann wirst du noch ein bisschen fetter›. Sexismus par excellence.»

Der Instagram-Post von Leandra Flury nach dem Cupspiel gegen Basel.
Der Instagram-Post von Leandra Flury nach dem Cupspiel gegen Basel.
Instagram

Spielerinnen oft allein gelassen

Leandra Flury ist längst nicht das einzige Opfer solcher Bemerkungen von den Rängen. Auch in den internationalen Ligen geht es oft genau gleich zu und her. Viele Spielerinnen fühlen sich ignoriert, belächelt, objektifiziert und sexistischen Kommentaren ausgesetzt. Dabei gehe es um anzügliche Bemerkungen, sexistische Vorurteile und das Absprechen von Kompetenz. Nebst Äusserungen von den Rängen kommt es auch mal zu einer Hand auf dem Po bei Fotos mit Fans.

«Wir haben alle gelernt wegzuhören», sagte die Amateurspielerin Franziska Bielfeld einmal in einem NDR-Beitrag, in welchem es über Sexismus im Frauenfussball ging. Sprüche während eines Spiels wie «Mannsweib» oder «die soll bei uns duschen» von Zuschauern oder männlichen Spielern ihres eigenen Vereins höre sie so regelmässig, als gehörten die einfach dazu.

Als sie das bei einer Mitgliederversammlung ansprach, hätten viele gelacht. Im Anschluss sei sie sogar bedroht worden. «Leider war den Verursachern wohl nicht bewusst, was sie mit ihren Äusserungen bewirkt haben», hiess es auf Nachfrage von Vereinsverantwortlichen.

Ein Problem bis in die höchsten Machtpositionen

Das letzte Jahr hat mit der WM der Frauen schonungslos aufgezeigt, wie akut das Sexismus-Problem noch immer ist. Der Fall um Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales und seinem Kuss auf den Mund von Jennifer Hermoso nach dem Final ging um die Welt und beschäftigte die Institutionen und Führungsträger über Monate.

Auch vor der Schweizer Nati machte das Thema nicht Halt. Im Herbst entliess der SFV einen langjährigen Mitarbeiter. Der Verband begründete die fristlose Kündigung mit einem «nicht tolerierbaren Verstoss gegen die Grundwerte des SFV, die auf dem Ethik-Statut von Swiss Olympic basieren». Der Vorfall ereignete sich am Ende der WM-Kampagne. Dabei soll der Beschuldigte die körperliche Integrität einer Spielerin verletzt haben.

Öl im Feuer der ewigen Sexisten

«Solche Leute wollen wir weder im Frauenfussball noch sonst wo in unserer Gesellschaft», schreibt Leandra Flury abschliessend in ihrem Post. Damit löst sie bereits wieder weitere negative Kommentare aus. Nur Öl im Feuer der ewigen Sexisten. Und dabei geht es nicht um Vereinszugehörigkeit, wie Flury festhält. «Egal für welchen Verein jemand ist oder nicht ist, das rechtfertigt keine Diskriminierung. Das hat mit grundsätzlichem Respekt gegenüber den Mitmenschen zu tun.»

Medienstelle der GC-Frauen nimmt Stellung

Die Medienstelle der GC-Frauen hat am Dienstagabend auf Anfrage von blue Sport eine Stellungnahme veröffentlicht:

«GC Frauenfussball und die Frauenfussball-Bewegung stehen besonders für Offenheit, Gleichberechtigung und respektvolles Miteinander. Wir sind sehr stolz auf die wachsende Fanbewegung und die vielen Menschen, die ihren Verein leidenschaftlich unterstützen. Diskriminierung in jeglicher Form und Respektlosigkeit gegenüber anderen Menschen haben bei uns keinen Platz. Wir stellen uns entschieden gegen Personen, die dagegen verstossen und schliessen sie aus unserer Gemeinschaft aus.

Im Rahmen des Cup-Viertelfinals am vergangenen Wochenende kam es bedauerlicherweise durch zwei Zuschauer zu einer sexuellen Belästigung gegenüber einer unserer Spielerinnen. Uns ist bewusst, dass es sich bei dem Vorfall leider nicht um einen Einzelfall handelt. Wir nehmen das Thema sexuelle Belästigung sehr ernst und setzen uns für das Wohlergehen unserer Spielerinnen ein.

Gemeinsam mit dem FC Basel arbeiten wir an der Identifizierung der Personen und werden sie entsprechend zur Rechenschaft ziehen.

Wenn du Handlungen von sexueller Belästigung bei unseren Spielen mitbekommst oder erlebst, kannst du dich jederzeit bei unseren Angestellten melden.»